Politisch brisante Themen, närrisch noble Gesten und ein besonderes silbernes Jubiläum reihten sich gestern beim Dörfle-Abend 2019 nahtlos zu einem grandiosen Zeller Fasendabend aneinander. Die Dörfle-Bure glänzten mit bauernschlauem Witz, spritzigen Ideen und verwöhnten Augen und Ohren der närrischen Gäste. Im Vorfeld des Abends hatte es einen Ansturm auf die Dörfle-Karten gegeben, so dass die Bestuhlung wieder auf Bänke umgestellt werden musste. Die Jahnturnhalle war restlos ausverkauft.
»Länger als sonst, fast ein Vierteljahr dauert die Fasend und die Bure sind schon ganz verruckt, dass sie los werden können, was sie das ganze Jahr druckt«, rief Dörfle-Bürgermeister Stefan Huber dem erwartungsfrohen Narrenvolk zu. Besonders freute er sich, dass im Dörfle hat »die Zweisamkeit Konjunktur, da kommen Kinder und es wird geheiratet in einer Tour!« Und noch ein Grund zur Freude gab es gleich zum Auftakt des Abends: Die »jungen Deppen« feierten ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum. »Sie sind aber noch lange nicht am End’, sie moche weiter bis zur Rent’«, versprach der Dörfle-Bürgermeister und überreichte bunte Narrensträuße.
Den »Ortenauer Marketingpreis« gab es für die Steilvorlagen der Zeller Narrenzunft. »Die zählen aber nur, wenn man sie verwandelt«, meinte Stefan Huber verschmitzt und überreichte dem Zunftmeister Clemens Halter einen Spielball am Farrenschwanz.
Ein Balkon für den Städtle-Bürgermeister
Ihre eigenen Reime machten sich die Dörfle-Gemeinderäte über die Entwicklungen im Städtle. »Läuft halbwegs perfekt« lautete ihr mittelmäßiges Urteil zur Rathaussanierung. Dass aber die Hintertür vorne und die Vordertür hinten hin soll, das werteten sie dann doch als Schildbürgerstreich. Und dass der Bürgermeister einen Balkon wolle, war zu erfahren. Nicht für die Meisterfeier beim ZFV sondern dafür, dass er den Vorbeimarsch seiner Lieblingsbürgerwehr genießen könne. Das Ergebnis der Hochwassersitzung im Entersbach war schnell ermittelt: Alle fünf Jahre steht den Entersbacher das Wasser bis zum Hals, alle hundert Jahre gehen sie den Bach runter.
»Hechte! Hechte!« skandierte zum turbulenten Ende der Ratssitzung die militante Dörfle-Guerilla und stürmte mit großen Bettlaken den Ratssaal. »Williams-Birne statt Abriss-Birne« protestierten sie lautstark gegen den geplanten Abriss des Dörfle-Rathauses, nur damit dort eine »großspurige Umgehungsstraße« durchführen kann.
Helikopter, rote Rosen und zauberhafte Magie
»Ready for take off« hoben die Stewardessen und Flugkapitäne zu einem mitreißenden Flug übers Dörfle-Parkett ab. Zu den Malle-Partybeats drehte sich der Propeller immer schneller und riss auch das Publikum mit, das lautstark eine Zugabe von dem gelungenen Showtanz forderte.
Glücklich waren die Dörfle-Frauen über den neuen DM. »Jetzt können wir shoppen 12 Stunden lang«, frohlockten sie und lobten ihren »lieben Günter« für seine Heldentat. »Sag Dankeschön mit roten Rosen« stimmten die Damen ein und der ganze Saal sang mit. Der Bürgermeister durfte – welch noble Geste – fünf Rosen entgegennehmen.
Mit einer sensationellen Zaubershow verblüffte die Dörfle-Jugend die Zuschauer. Seifenblasen schwebten durch den Reif und wie von Zauberhand flogen Papiertücher aus dem Karton. Zum Höhepunkt ließen die Zauberkünstler einen Löwen verschwinden – an der Fasend verschwinden in Zell sogar ganze Wirtschaften.
Rechtzeitig zum Dörfle-Abend kamen Herta und Erich aus Wanne-Eickel auf Urlaub in den Schwarzwald. Mit Erholung war allerdings nichts, denn zum Trinken gab’s Wasser mit »Kokolores«-Bakterien. Auch das »Mitfahrbänkle für Mitgenommene« fuhr sie nach Biberach, wo das Leben tobt! Der Rat der herrlich aufgelegten Ruhrpott-Gäste: Beim Mitfahrbänkle musst du eben in die richtige Richtung schauen.
Die Stimmung »Drehert« sich
In den Gemächern der Residenz Hombe ließ sich Imperator HaPemus Wagneri verwöhnen. Aber mit dem Genuss war es bald dahin. »Das Volk rebelliert«, meldete der Hofmarschall, in seiner typischen Bürgerwehr-Uniform. »Den Pöbel befragen, das geht gar nicht, wir leben doch in einer Meinungsmonarchie«, entgegnete der Imperator. Derweil wusste der Hofmarschall: »Der Plan war recht Kuhn, aber die Stimmung Drehert sich. Nock besteht Hoffnung, dass sich einer erhebe und den Rat Schütze!«
In bester Jubiläumslaune präsentierten sich die drei Dorfdeppen, die tratschten, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Nicht entgangen ist ihnen, dass die Stadtarbeiter elektrifiziert wurden und dass, wenn man den Pfeilen auf der Straße folgt, auf jeden Fall im Adler landet. Zu hören war, dass »die Städter ihre Borzer jetzt in den Wald schicken und ihre Bolle in einem Giggili als Dung mit nach Hause bekommen.« Der Auftritt der Deppen war für die Zuhörer – wie seit 25 Jahren – ein Fortgeschrittenenkurs im Zeller Ditsch – einfach herrlich!
»Bella Ciao Hechten« und »Sybille Grün«
Zum großen Finale zogen Obersteiger Stefan und seine Bergwerkskumpel auf die Bühne. Stimmgewaltig bessangen sie – passend zur Schließung der letzten Zeche von Wanne-Eickel – der Zeller Keramik ihr Lied: »Hey, bald ist der Ofen aus…« und schmachteten im besten Schlager-Schmerz Richtung Karlsruhe hinterher: »…dann geh doch!« Das »Bella Ciao« der Kumpels galt dem Hechten, der jetzt einem »Kieswerk im Tagebau« weichen muss. Ungewiss sei derweil noch, ob in Unterharmersbach dem Schwarzen die Grüne oder der Rote folgt. Musikalisch blickten die Kumpels in die Zukunft und hatten den Fasendschlager 2019 »Kordula Grün« in den Dörfle-Hit »Sybille Grün« umgetextet. Kein Zweifel – die Dörfle-Bure sind immer auf der Höhe der Zeit!
Mitwirkende am Dörfleabend
B-Jugend: Julius Damm, Annabell Meisl, Simon Antritter, Sebastian Mayer, Thomas Ketterer
A-Jugend: Annabell Meisl, Jan Burger, Lukas Petri, Dino Lampl, Simon Antritter
Ballett: Julius Damm, Amelie Dreher, Tom Isenmann, Carolin Kopp, Jasmina Kopp, Simon Kopp, Nelia Metzler, Bastian Schütze, Franka Schmieder, Max Totzke, Oscar Totzke
Koslowski: Herta und Erich aus Wanne-Eickel
Frauen: Isabelle Vollmer, Manuela Schmid, Michaela Kopp, Katja Petri, Simone Stöhr
Deppen: Beate Meisl, Ina Schwenk, Tanja Riehle
Gemeinderat, Schlussnummer: Bernhard Gutmann, Erwin Hummel, Thomas Hoog, Andreas Damm, Stefan Huber, Roland Isenmann, Joachim Uhl, Lukas Petri, Jan Burger, Simon Antritter, Dino Lampl, Ralf Kopp
Bühne: Sascha Himmelsbach, Bernd Rappenecker
Maske: Renate Spiczak, Evi Teufel