Erlebnisreiche Tage verbrachte der Katholische Kirchenchor kürzlich bei seinem Jahresausflug. Es ging auf Städtereise – nach Metz und nach Saarbrücken.
Gut gelaunt traf sich der Kirchenchor Zell a. H. auf dem Sonnenparkplatz zur vereinbarten Zeit. Bei herrlichem Wetter ging die Fahrt mit dem Bus über Achern, Bitche nach Metz. In der Nähe von Saverne wurde erstmal eine Pause eingelegt. Mit Sekt und Brezeln gestärkt, ging es dann weiter zum Etappenziel. Mit dem »Petit Train« ging es auf Besichtigungstour. Metz liegt an Mosel und Seille und hat etwa 120.000 Einwohner. Auf der Tour erfuhren die Zeller viel über Kultur und Geschichte. Besiedelungsspuren, datiert auf 3.000 v. Chr., sind auf die Kelten zurückzuführen. Vorbei am Deutschen Tor, das im 13.Jh. von den teutonischen Rittern als Krankenhaus erbaut wurde. Auch sah man den Bahnhof, eine wichtige historische Attraktion, ein wunderschönes Monument, das nach Vorgaben von Kaiser Wilhelm Ⅱ. im 19 Jh. gebaut wurde. Dieser Bahnhof gewährleistete das Umsetzen einer kompletten Armee, rund 25.000 Soldaten, samt dem gesamten Tross mit Material und Tieren innerhalb 24 Stunden, eine gigantische Leistung! In Saarbrücken gibt es heute noch den Spruch: Da geht es zu wie auf dem Metzer Bahnhof. Die Ausflügler sahen den großen Anteil »deutscher« Bauten durch die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich 1871 bis 1918 und 1940 bis 1944. In der Zeit von 1914 bis 1918 waren rund 13.000 Einwohner, etwa 25 Prozent der Bevölkerung, militärisch bedingt. Auch ist Metz eine der »grünsten« Städte Frankreichs. In der Stadt sind etwa 580 Hektar Grünfläche, das »trifft« jedem Bewohner mit 45 Quadratmetern.
Die Kathedrale »Saint Etienne«, der Stephansdom, der zwischen1220 und 1520 erbaut wurde, stand ebenfalls auf dem Besichtigungsprogramm. Das Kirchenschiff ist 42 Meter hoch, nur knapp unter der Höhe des Kölner Doms. Dieses Gotteshaus ist eines der größten gotischer Bauart in Europa. Etwa 6.500 Quadratmeter Kirchenfenster zieren das Gebäude, darunter eines von Marc Chagall aus dem Jahre 1968. Ebenso sehenswert ist die Renaissance-Orgel, auch »Schwalbennest«-Orgel genannt, die auf ein Instrument zurückgeht, das im Jahre 1537 gebaut wurde. Um die herrliche Akustik dieser altehrwürdigen Kathedrale zu spüren, sang der Zeller Kirchenchor: Meine Augen warten auf dich, Herre und Laudate omnes gentes. Es war ein Genuss!
Wechselhafte Geschichte
Das nächste Ziel war Saarbrücken. Im Hotel angekommen, wurden die Zimmer bezogen. Nach gutem Abendessen, begleitet von einem Pianisten am Flügel mit schöner Klaviermusik, ging bei gelöster Stimmung der erste Tag seinem Ende entgegen. Tag 2 begann mit einem opulenten Frühstück. Danach ging es Richtung Völklinger Hütte. Sie wurde 1873 als Stahlwerk gegründet, sechs Jahre später schon wieder geschlossen. 1881 kaufte Carl Röchling den Betrieb mit dem Ziel, Roheisen zu produzieren. Damit begann die Karriere. 1890 sind die Röchling’schen Eisen- und Stahlwerke der größte Stahlträgerhersteller Deutschlands. 1944, die Hoch-Zeit der Rüstung, sind rund 12.000 Arbeiter, überwiegend Zwangsarbeiter aus allerlei Nationen beschäftigt. 1965 arbeiten hier 17.000 Leute. 1975 erfasst die weltweite Stahlkrise auch die Völklinger Hütte, die dann 1986 stillgesetzt wird. Teile davon wurden unter Denkmalschutz gestellt. Diese Völklinger Hütte ist nicht nur ein gigantisches Industriedenkmal, sondern seit 1994 auch UNESCO-Weltkulturerbe. Der Besuch aus dem Harmersbachtal hatten das Glück, einen überaus kompetenten Mitarbeiter als Führer zu haben, der mit Detailwissen glänzte, als ob er von Anfang an hier gearbeitet hätte. Ohne eine Führung hätten die meisten wohl nur viel altes, rostiges Eisen gesehen. Bei Kaffee und Kuchen schipperte man anschließend bei herrlichem Wetter bis hinter die Saarschleife, wo reichlich die Möglichkeit geboten wurde, durch verschiedenste Outlet-Geschäfte zu schlendern. Mit gemütlichem Abendessen im Hotel klang dann ein interressanter Tag aus.
Gottesdienst mit Zeller Beteiligung
Am Sonntagmorgen startete man mit etwas Verspätung Richtung Saarbrücken-Eschberg. Ziel war die schöne Ortskirche »St. Augustinus«. Ungewohnt war die als Raumplastik gestaltete Orgel rechts vor dem Altar. Das Zusammenspiel Organist-Chorleiter-Kirchenchor war von Beginn an sehr gut. Nach der Eucharistiefeier dankten die Gottesdienstbesucher mit begeistertem Applaus für den Chorgesang. Auch der Pfarrer, sowie Präses Br. Pirmin waren sehr angetan von der Mitwirkung am Gottesdienst.
So gut wie komplett niedergebrannt
Bei der anschließenden Stadtführung durch Saarbrücken erfuhr man viel Wissenswertes aus der Historie der Stadt. Sie entstand 1909 durch den Zusammenschluß der bis dahin selbstständigen Städte Saarbrücken, St. Johann a. d. Saar und Malstatt-Burbach. Sie steht heute mit über 130.000 Einwohner an 42. Stelle im Ranking der größten Städte Deutschlands. In vorrömischer Zeit existierte bereits eine Siedlung der Kelten. Aus dessen Stamm entstand damals auch Metz in Ostfrankreich (Lothringen). Friedrich Ⅰ. (Barbarosssa König Rotbart) ließ im 12. Jahrhundert Teile der Saarbrücker Burg teilweise zerstören; diese wurden später wieder aufgebaut. Der 30-jährige Krieg erwischte Saarbrücken fürchterlich. Als später dann noch die Pest dazu kam, lebten gerade mal noch 70 Personen in der Stadt. Franzosenkönig Ludwig ⅩⅣ ließ 1677 bis auf acht Häuser alles nieder brennen. Von 1680 bis 1697 war Saarbrücken französisch.
Selbstständiger Staat
Später kam Saarbrücken dann in das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Steinkohlegruben und Eisenschmelzen verhalfen nachfolgend zu großem Aufschwung. Die französische Revolution 1792 holte Saarbrücken von 1801 bis 1815 nach Frankreich. Danach kam das Saargebiet zu den Preußen. Nach dem 1. Weltkrieg wurde 1920 das Saarland durch den Friedensvertrag von Versailles dem Völkerbund unterstellt. Durch eine Volksabstimmung 1935 kam das Saargebiet zurück in das Deutsche Reich. Im 2. Weltkrieg wurde Saarbrücken hauptsächlich durch Luftangriffe zu etwa 90 Prozent zerstört. Im Juli 1945 wurde das gesamte Saargebiet einer französischen Militärregierung unterstellt. 1947 wurde das Saarland selbstständiger Staat, Saarbrücken die Hauptstadt. Als Folge der saarländischen Volksabstimmung wurde 1955 das Saarland als zehntes Bundesland der Bundesrepublik Deutschland angeschlossen. Durch die sehr wechselvolle Geschichte des Saarlandes hat Saarbrücken heute verschiedenste Baustile zu bieten.