Am Samstag war »Tag der Sicherheit« in Zell. Das Versprechen, dass die Veranstaltung ereignis- und actionreiche Stunden bieten soll, wurde voll erfüllt. »Miteinander statt jeder für sich« präsentierten sich die verschiedenen Blaulicht-Organisationen. Fast 250 Einsatzkräfte waren vor Ort.
Langweilig konnte es niemanden werden. Eher im Gegenteil. Bei der Vielzahl der Aktionen, Schauübungen, Infoständen, ausgestellten Fahrzeugen und Mitmach-Möglichkeiten verging die Zeit wie im Flug.
Besucher, die aus Richtung Biberach oder Nordrach zum Aktionstag kamen, wurden von dem Plätschern eines eigens aufgebauten THW-Brunnens begrüßt. Im Weiteren boten die Katastrophenschützer ab dem Kreisverkehr stadteinwärts eine große Fahrzeugschau. Riesiges Spezialgerät konnte erklommen werden. Das »MzAF« der Ortsgruppe Germersheim, ein Amphibienfahrzeug, kann zum Beispiel Material bis zu einem Gewicht von vier Tonnen transportieren (zum Beispiel Sandsäcke oder 20 Personen), schwimmt ab einer Wassertiefe von 1,2 Meter und schaltet bei Grundberührung automatisch wieder auf »Radantrieb« um. Vom »Aussichtsdeck« konnten die Besucher einen tollen Überblick über das quirlige Treiben in der Hauptstraße gewinnen. Gleich daneben staunte man nicht schlecht über einen Radlader, der im Katastrophenfall Schutt und Trümmern durch seine erheblichen Dimensionen gewachsen ist. Das Fahrzeug wiegt 13 Tonnen, die Schaufel fasst unglaubliche 1,8 Kubikmeter und ist das in letzter Zeit viel zitierte »Lieblingsspielzeug« von Biberachs neuem THW-Ortsbeauftragen Hans-Jörg Sorychta.
Mit dabei war auch die Sprenggruppe des THW Ortsverbands Biberach. Die jungen Männer verkabelten Luftballons mit dünnen Drähten. Die wurden per Handkurbel elektrisch aufgeladen und erhitzt, so dass die bunten Ballons mit einem lauten Knall zerplatzten. Auf dem Kanzleiplatz waren weitere Mitmach-Aktionen des THW angesiedelt. Eine mächtige Luft-Rutsche versprach jede Menge Spaß und ein Geschicklichkeitsspiel forderte die Konzentration.
An einem anderen Infostand konnte man sich über Aufgaben und Engagement im THW informieren. Gut besucht war stets zudem die Auskunftsstelle, die Fragen rund um das THW-«ULF« (Unbemanntes LuftFahrtsystem) beantwortete. Die Drohne des THW Ortsverbands Breisach konnte früh am Morgen und am Nachmittag in Aktion vor dem Rathaus mit Live-Übertragung der erzeugten Bilder auf einen großen Fernseher begutachtet werden. Zudem erhielten die Zuschauer gebündelt interessante Fakten rund um das ULF. Seit zwei Jahren hat das THW Drohnen im Einsatz und setzt sie meist zur Unterstützung von Polizei und Feuerwehr ein. Die Einsatzlage beim Brand im Europapark diesen Sommer wurde unter anderem durch eine THW-Drohne überwacht. Der große Vorteil gegenüber einem Hubschrauber: Das ULF kann niedriger fliegen als ein Helikopter, was für bessere Sicht sorgt. Zudem liegen die Kosten pro Betriebsstunde um den Faktor 100 niedriger: 10.000 Euro kostet eine Stunde Hubschrauberflug, nur 100 Euro eine Stunde mit der Drohne.
Man kann nichts falsch machen außer nichts zu machen
Gleich nach der Präsentation des ULF war auf der Aktionsfläche vor dem Rathaus das Rote Kreuz mit dem Ortsverein Zell am Harmersbach dran. Die Helfer zeigten unter gleichermaßen sympathischer wie kompetenter Moderation von Dr. Anna Niederberger in einer schauspielerischen Einlage alles, was man wissen muss, wenn man auf eine bewusstlose Person trifft. Wichtigste Botschaft: Man kann nichts falsch machen außer nichts zu machen.
Den Zuschauern wurde in dem Szenario gezeigt, wie man die Vitalfunktionen überprüft und den Patienten in stabile Seitenlage bringt. Zwischenzeitlich hatte ein weiterer Helfer den Notruf abgesetzt. »112 lautet die europaweite Nummer«, erläuterte Niederberger und hatte noch eine weitere wichtige Botschaft: »Wenn man keine Hilfe ruft, kann auch keine kommen.« In der gezeigten Szene setzte dann plötzlich die Atmung aus. Ein Notfall! Die Protagonisten begannen mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung an einer Übungspuppe. Dafür wurde die Kleidung am Oberkörper entfernt, 30 Mal kräftig auf den Brustkorb gedrückt und danach zwei Mal beatmet. Früher sei die Empfehlung gewesen 15 Mal zu drücken und dann zwei Mal zu beatmen, fing Niederberger die zweifelnden Gesichter mancher Zuschauer auf. Es hätte sich gezeigt, dass die Effektivität der Maßnahme bei 30 zu 2 besser sei. Und wenn es gar nicht anders geht, könne man auch auf das Beatmen verzichten, da etliche Experten mittlerweile davon ausgehen, dass auch mit dem Druck und der Druckentlastung auf dem Brustkorb genug Luft in die Lunge gelangt. Sie empfahl, sich im Fall der Fälle die Aufgabe der Herzmassage mit anderen Passanten zu teilen. »Das kann jeder machen«, nahm sie Ängste, »selbst ein Kind«. Auch vor gebrochenen Rippen solle man sich nicht fürchten. Die seien zwar lästig, aber nicht lebensgefährlich.
Die Zuschauer wurden über die Standorte erreichbarer Defibrillatoren informiert, etwa im Edeka-Markt und in der Sparkasse. Hemmungen vor dem Umgang mit diesem Gerät sind ebenfalls fehl am Platz, wie sich zeigte: Der »Defi« erklärt, einmal in Betrieb genommen, laut und deutlich, unmissverständlich und Schritt für Schritt, was zu tun ist.
Richtig rasant wurde es dann, als das Hauptzollamt Lörrach den Besuchern einen Einblick in ihren Ausbildungs- und Arbeitsalltag gab. Verschiedene Szenarien einer Fahrzeugkontrolle wurden präsentiert – stets mit einer Wendung, die das Eingreifen der Beamten zur Eigensicherung notwendig machte. Festnahmen inklusive. Die Arbeit von vierbeinigen Staatsdienern wurde ebenfalls vorgestellt, von Zoll und Polizei. Sie kamen als Schutz- und Spürhund zum Einsatz.
Zimmertüren am besten geschlossen halten
Die Feuerwehren Zell, Biberach, Nordrach und Oberharmersbach zeigten zusammen eine Schauübung zum Thema Zimmerbrand. »Es brennt, es brennt!«, rief der Wohnungseigentümer und alarmierte die Feuerwehr. Die war auch kurz darauf mit einem Löschfahrzeug vor Ort und unternahm alle nötigen Schritte, um das Feuer so schnell wie möglich zu löschen. Die Wasserversorgung wurde aufgebaut, das Fenster eingeschlagen, für gute Sicht gesorgt und dann dem Brand mit Wasser der Garaus gemacht. »Türen in der Wohnung geschlossen zu halten ist sehr wichtig«, mahnte der Zeller Kommandant Florian Lehmann an. Insbesondere der Rauch breitet sich bei geschlossenen Türen nicht in der ganzen Wohnung aus. Nachmittags kam dann noch die Jugendfeuerwehr zum Einsatz. Ihr Löschangriff auf eine Holzhütte sorgte für dichten Qualm rund ums Rathaus, der sich nach einigen Minuten und dem Eingreifen der »Großen« jedoch wieder verzog.
Doch nicht nur die Brandbekämpfung gehört zum Aufgabenspektrum der Feuerwehr. Wie es sich anfühlt, Karosserieteile mit Spezialgerät aus einem Unfallfahrzeug herauszuschneiden, konnte jeder Besucher selbst ausprobieren. Geschicklichkeit war gefragt, um mit einem hydraulischen Greifer einen Tennisball von einer Pylone auf die andere zu buxieren. Ein großer Spaß, vor allem für die Kinder. Außerdem hatten die Kameraden einen Infostand dabei, bei dem man sich über die verschiedenen Arten von Handfeuerlöschern informieren konnte und natürlich auch jede Menge Fahrzeuge und Ausrüstung, zum Teil von Kollegen aus Offenburg und Lahr, vom Hochwasserschutz bis hin zum Riesenventilator.
Aufgaben der Polizei
Die Polizei war gleich mit mehreren Bereichen vertreten. Die Bundespolizeiinspektion Offenburg zeigte Fahrzeuge mit speziellem Innenleben, fragte an ihrem Präventionsstand »Bist Du ein guter Zeuge« und erklärte den Aufbau von Phantombildern, informierte über den Fingerabdruckpass und erläuterte, worauf es ankommt, wenn man Urkunden prüft.
Die Beamten vom Polizeiposten Zell nutzten den Tag, um mit vielfältigen Mitmach-Angeboten Kindern die Angst vor den Herren und Damen in blauer Uniform zu nehmen. Die Button-Maschine war ständig im Einsatz, es wurden Hunderte Bilder gemalt. Highlight war aber ein ganz besonderes Fotomotiv: Die Kids konnten sich in originalgetreue, extra in Kindergrößen angefertigte Uniformen werfen, damit die Eltern ein Erinnerungsfoto von ihnen – auf einem Original-Einsatzmotorrad sitzend – schießen konnten.
Die Kollegen vom Revier Haslach hatten die Alkoholbrille samt kleinem Parcours eingepackt und brachten so manchen Passanten zum Staunen, wie sehr sich schon kleine Mengen Alkohol auf Wahrnehmung und Koordination auswirken. Der Dauerbrenner »Fahrradsicherheit« fand ebenfalls seinen Platz auf dem Infostand. Zudem war der »Einstellungsberater« mit einem Info-Fahrzeug vor Ort und präsentierte die vielfältigen Möglichkeiten polizeilicher Tätigkeiten für Nachwuchskräfte.
Nicht zu übersehen war der Truck vom Landeskriminalamt. In ihm wurde gezeigt, welche Maßnahmen effektiven Einbruchschutz versprechen. Der Truck ist an 140 Tagen im Jahr in Baden-Württemberg unterwegs, um einen ersten Überblick zu geben. Da jedes Haus und jede Wohnung ihre Besonderheiten hat, bietet die Polizei außerdem eine kostenlose Einbruchschutz-Beratung vor Ort an. »Einbrüche treffen viele Menschen emotional schwer«, wusste der Berater. So schwer, dass rund zehn Prozent der Betroffenen nach einem Einbruch sogar die Wohnung wechseln.
Ersthelfer mit Herz
Last but not least schloss sich noch das Rote Kreuz an. Man konnte Blutdruck und Blutzucker messen lassen. Außerdem war die Kinder-Krankenstation da, in der die Kids einen großen Teddy verarzten konnten. An einem Übungstelefon wurde das Absetzen eines Notrufs schon mit den Kleinen Schritt für Schritt geübt. Sechs Fahrzeuge gab es zu besichtigen, die DRK-Hüpfburg war auf Höhe »Hirschgarten« aufgebaut und sogar der Suchdienst war da. Nachdem er jahrzehntelang vor allem den Verbleib von Menschen, die im Zuge des zweiten Weltkriegs vermisst wurden aufzuklären versuchte, ist er heute wieder gefragter denn je – als Anlaufstelle für diejenigen, die aufgrund aktueller Konflikte, Flucht und Vertreibung nicht wissen, wo sich ihre Angehörigen befinden. Er unterstützt sie dabei, wieder zusammenzufinden.
Organisationen, die häufig weniger im Blickpunkt stehen, wie die Berg- und Wasserrettung, Weißer Ring oder der Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr hatten ebenfalls die Gelegenheit sich, ihre Anliegen und ihre Arbeit zu präsentieren.
Verdienter Lohn für das Ehrenamt
Das Ziel, den Bürgerinnen und Bürgern deutlich zu machen, was für ihre Sicherheit getan wird, wo haupt- und ehrenamtliche Kräfte tätig werden, um im Notfall zu helfen, wurde erreicht. Der »Tag der Sicherheit« war ein Erfolg, bei dem sich nicht zuletzt die Hilfsorganisationen von der Bevölkerung ein großes »Danke, dass ihr da seid« abholen durften. Balsam für die Seele und verdienter Lohn für die vielen Stunden meist ehrenamtlichen Einsatzes.
















