Im Rahmen des Verkehrsprojekts der Stadt Zell geht es nach dem Auftaktworkshop in die nächste Runde. Zwei Fußverkehrs-Checks (Verkehrsschauen zu Fuß) sollen die Sichtweisen verschiedener Personengruppen darlegen. Die erste Veranstaltung fand am Dienstagabend statt, die zweite Begehung ist am 4. Oktober.
Der Fußverkehrs-Check wurde von Johannes Lensch geleitet. Er ist Raumplaner bei der Planungssocietät in Karlsruhe, einem Fachplanungsbüro für Verkehr. Der Rundgang führte vom Bahnhof über die Kirchstraße in den Allmendweg und über die Nordracher Straße und Hauptstraße wieder zurück.
Der Fußverkehr wurde lange Zeit nicht stark beachtet. Die Stadt Zell möchte dies ändern. Mit dem Fußverkehrs-Check soll festgestellt werden, wo es Probleme gibt und welche Wünsche die Fußgänger haben. »Aus dem Fußverkehrs-Check kann eine systematische Fußverkehrsförderung entstehen«, informierte Experte Johannes Lensch. Für den Fußgänger sind die Gehwege entscheidend. Diese sind gleichzeitig die Verkehrswege für Rollstuhlfahrer, Fahrradfahrer, Rollschuhfahrer und Inlineskater. Kinder im Alter bis 8 Jahre müssen auf dem Gehweg Fahrrad fahren, Kinder bis 10 Jahre dürfen auf dem Gehweg Fahrrad fahren.
Wege in der Innenstadt
Der Fußverkehrs-Check startete am Bahnhof. Dort gibt es keine Orientierungshilfe für Fußgänger, wie sie sicher die Straße in Richtung Innenstadt überqueren können. Außerdem fehlt ein Wegweiser zur Innenstadt. »Die Schilder sind bestellt; sie sind allerdings touristisch ausgerichtet«, informierte Bürgermeister Günter Pfundstein.
Auf dem Weg zur Hauptstraße wurde von den Rollstuhlfahrern bemängelt, dass beim Durchgang neben dem Rathaus das Kopfsteinpflaster mit den großen Steinen von ihnen nur mit großer Mühe befahren werden kann. Hier könnte ein geteerter Streifen in der Mitte Abhilfe schaffen. Die Grünphase bei der Ampel dauert acht Sekunden. »Das ist sportlich«, kommentierte Verkehrsplaner Lensch. »Eine ältere Person mit Gehbehinderung schafft es in dieser Zeit nicht über die Straße.«
Der untere Teil der Kirchstraße ab dem Eiscafé ist verkehrsberuhigter Geschäftsbereich. Hier gilt Tempo 10. »Durch die Einbahnstraßenregelung ist hier eine deutliche Verkehrsberuhigung entstanden«, stellte Bürgermeister Pfundstein fest. Eine weitere Verbesserung würde der niveaugleiche Ausbau der Kirchstraße bis zum Kreuzungsbereich Pfarrhofgraben/Fabrikstraße bringen, führte Pfundstein weiter aus. Zur Verkehrssituation in der Fabrikstraße entwickelte sich eine längere Diskussion. Die Straße ist sehr schmal; für Fußgänger, Fahrradfahrer und Mütter mit Kinderwagen wird es sehr eng, wenn gleichzeitig Autofahrer durchfahren. Die Straße ist Spielstraße: Es gilt ein Tempolimit von 7 km/h. Eine Lösung wurde am Dienstagabend nicht gefunden.
Gefährliche Abkürzung
Auf eine Gefahrenstelle vor dem Schwimmbad machte ein Lehrer der Schule aufmerksam. Die Abbiegung von der Nordracher Straße in den Allmendweg ist ein Gefahrenpunkt, weil der Allmendweg vom Autofahrer nicht einsehbar ist. Hier sind oft Schülergruppen unterwegs, die die Nordracher Straße Richtung Jahnturnhalle überqueren müssen. Die älteren Schüler laufen dann in Verlängerung des Allmendweges direkt über die Nordracher Straße und ignorieren die Querungshilfe, die 30 Meter weiter nördlich verläuft. Eine Verlagerung des Zebrastreifens in diesen Bereich wird von der Straßenverkehrsbehörde nicht genehmigt, informierte Diana Bruder von der Stadtverwaltung.
Enger Bürgersteig
Ein weiterer Gefahrenpunkt ist der Gehweg ab dem Autohaus Maier bis zum Kreisverkehr: Er ist für Fahrradfahrer sehr schmal, bei Begegnungen mit anderen Verkehrsteilnehmern wird es eng. »Man muss sich wundern, dass bisher noch nichts passiert ist«, sagte Bürgermeister Pfundstein. Über den Kreisverkehr fahren täglich 24.000 Fahrzeuge, machte er die große Verkehrsbelastung in diesem Bereich deutlich.
Verkehr verteilen
Die letzte Station fand am größten Verkehrsproblem in Zell statt: an der Hauptstraße. Die Gehwege werden hier oft zum Problem, vor allen für Personen mit Mobilitätseinschränkungen, sagte Raumplaner Lensch. Werbeschilder, Blumenkübel und Kunstobjekte sind Hindernisse für diese Personengruppe. Günter Pfundstein kritisierte den starken Autoverkehr in der Hauptstraße: »Man kann den Verkehr über Nebenstraßen umleiten. Wenn wir Bypässe für den Verkehr anbieten, wird er sich anders verteilen.« Er regte außerdem an, die gesamte Hauptstraße zu pflastern, was zur Verlangsamung des Verkehrs führen würde. Den gleichen Effekt würde ein niveaugleicher Ausbau der Hauptstraße bringen.
Nach über zwei Stunden endete der Fußverkehrs-Check. »Es war eine gut investierte Zeit. Danke, dass Sie da waren«, verabschiedete Pfundstein die Teilnehmer. Der zweite Fußverkehrs-Check findet am 4. Oktober um 17 Uhr statt. Treffpunkt ist dann der Hirschgarten.