Bis auf den letzten Platz waren die Stühle im Kulturzentrum Obere Fabrik belegt. Nicht nur stolze Mamas, Papas, Omas und Opas, sondern viele begeisterte Besucher waren da. »Bei passenden afrikanischen Temperaturen«, wie der Chorleiter der Lucky Kids, Steffen Ben Aissa, seine Begrüßung einleitete.



Katharina Künzel, Co-Chorleiterin der Lucky Kids, die das Musical mit den Kindern einstudiert hatte, betonte: »Unser Chor ist etwas Besonderes: Die Altersspanne von drei bis 13 Jahren ist enorm. Durch die Altersmischung und der gemeinsamen Freude am Singen wird das soziale Miteinander stark gefordert. Die Großen lernen Rücksichtnahme den Kleinen gegenüber, dürfen auch mal als stolze »Vorbilder« fungieren. Die Kleinen schauen sich ganz viel von den Großen ab und lernen viel durch nachahmen.«
In der Tat: Wie kleine Profis präsentierten die Lucky Kids mit ganz viel Überzeugung, schauspielerischem Talent und Mut großartig ihr Musical. Dargeboten wurde eine wunderbare, immer wieder humorvolle und spannende Geschichte über Vorurteile, Toleranz und Freundschaft.
Das war schon immer so
Und das ist die Geschichte, die alle Besucher berührte und begeisterte. Die Giraffen- und die Zebraherde leben schon viele Jahre nebeneinander und getrennt. »Das war immer schon so«, versuchen sie sich immer wieder zu rechtfertigen. Giraffenmädchen Raffa (Vendita Toplica) kann das gar nicht verstehen. »Ich könnte doch nur mal ganz kurz rübergehen. Da sind doch auch Kinder«, versucht sie ihre Mama zu überreden. Doch Giraffenmama (Svenja Esslinger) lässt nicht mit sich reden. Denn »es war einfach immer schon so, dass Giraffen und Zebras nichts miteinander zu tun haben«. Auch die Giraffenherde (Lisa Luchner, Amelie Apfel, Marcel Lehmann, Lea Mellert, Mia Voller, Marie Ben Aissa, Milena Bailer) kann die kleine Raffa überhaupt nicht verstehen und beginnt über sie zu lachen und sich lustig zu machen.
Dem Zebramädchen Zea (Sophia Schülli) ergeht es nicht besser. Auch ihre Überredungskünste nutzen bei ihrem Papa (Valentin Uhl) nichts. Er ist überzeugt davon »Es gibt einfach nichts Schöneres als Streifen.« Auch die Zebraherde (Laila Deusch, Lina Hainz, Annabell Apfel, Lilli Uhl, Amelie Willmann, Fabienne Burger, Lara Münchbach, Zoe Bildstein, Max Hainz) sind völlig fassungslos und fragen sich »Wer will denn bitteschön mit Giraffen spielen?«
Ein Löwenangriff trennt die Herden
Ein Löwenangriff (Marek Schätzle, David Münchbach) trennt die Herden voneinander. Das Gebrüll und Geschrei lässt die Erdmännchen (Lena Lehmann, Felix Künzel, Mariella Hannemann, Sofia Bieser, Lukas Kunz, Maya Wissmann) aufscheuchen. Sie fühlen sich in ihrer Nachtruhe gestört.
Raffa und Zea irren alleine und ängstlich durch die Nacht. In einem fantastisch vorgetragenen Solo wünscht sich Raffa »Ach wärt ihr bei mir«. Raffa und Zea prallen in ihrer Suche aufeinander und scheinen erst einmal doch geimpft von ihren Eltern zu sein. Rücken an Rücken fordern sie sich mit größter schauspielerischer Überzeugung und treffsicheren Tönen in einem Duett zum gegenseitigen Verschwinden auf.
Die Erdmännchen werden erneut aufgescheucht und können gar nicht verstehen, warum die beiden Tierkinder so stur sind und nicht miteinander reden können. Die Worte der Erdmännchen, die sie zu Zusammenhalt und Überspringen der selbst auferlegten Grenzen ermutigen, sowie ein weiterer Löwenangriff, machen den beiden Kindern dann doch klar, dass man zusammen viel besser dran ist als alleine. Die Kinder haben das verstanden, die Erwachsenen müssen nun auch überzeugt werden – so lautet nun der Auftrag der Erdmännchen. Dies ist nicht ganz einfach, können Erwachsene doch aufgrund ihrer Vorurteile ganz schön stur sein.
Am Ende gelingt es aber doch und Zea und Raffa sind überglücklich, dass sie nun zu ihren Herden zurück und trotzdem Freunde bleiben können. Die Jüngste des Chores, Marie Ben Aissa, verkündete abschließend stolz ins große Mikro: »Ende gut, alles gut!«
Kinder spielten mit viel Überzeugung
Man merkte, dass die Kinder richtig in ihren Rollen »drin« waren und diese authentisch und mit viel Überzeugung spielten. Umrahmt von fetziger afrikanischer Musik, zu der die Lucky Kids im Chor sangen und die Zuschauer zum Mitklatschen und sich Mitbewegen animierte. Dazu großartige Tänze von zwei Tanzgruppen der Tanzakademie »Just Dance«, unter der professionellen Leitung der Tanzpädagogin Susi Dangl.
Die Kinder erreichten bei den Zuschauern Stolz, Staunen, Freudentränen, Rührung und einen fast nicht mehr endenden Applaus. Die Kinder spielten und sangen mit einer Freude und einem Strahlen in den Augen, dass den Zuschauern das Herz nur aufgehen konnte. Wunderschöne Kostüme (zu großem Teil genäht von Gerda Krohn), brillant geschminkt (Sonja Schülli, Zhara Toplica und Vivien Discher) und aufwändige und tolle Frisuren (Melanie Mellert, Jessi Esslinger): ein Schmaus für die Augen.
In ihren Dankesworten zum Abschluss eines wunderschönen Sonntagnachmittags war Katharina Künzel überglücklich: »Ich bin sprachlos. Ich habe das Stück durch die Proben ja oft gesehen, aber heute habt ihr nochmal eins draufgelegt. Ihr seid einfach großartig!« und »In Kinder stecken so viele Fähigkeiten. Es braucht nur eine Bühne, um diese zeigen zu können.«
Ein dickes Dankeschön gab es für die Unterstützer: Holzbau Künzel, Hundeschule Marco Esslinger, PS Marketing Philipp Scheid, Stoffmode Siegesmund, Parkett und Bodenbeläge Jürgen Mellert, Bäckerei Marie Beck, Tontechnik Sebastian Meyer.
Viel Lob und Dank durften die vielen eifrigen Eltern entgegennehmen, die beim Aufbau und Abbau halfen, fleißig Kuchen für die Pause backten und überhaupt die Kinder Woche für Woche zu den Proben brachten, um die musikalische Leidenschaft ihrer Kinder zu fördern.
Für den Chor Lucky Kids war es ein wichtiger Schritt: Konzentrierte man sich am Anfang ausschließlich auf Chorauftritte, wagte man sich nun an das große Projekt »Musical«. Alle waren sich einig, das war mehr als gelungen – auch wegen der Mitwirkung der beiden Tanzgruppen von »Just dance« und ihrer Leiterin Susi Dangl.