Viel Beachtung fanden bei der Vernissage die Bilder der hochrangigen Künstler Zhang Jie und He Jinwei. Unter dem Titel »The Sublimity in Wild Grass« stellen beide die kulturellen Veränderungen Chinas in den Vordergrund. Jeder in höchst eigenständiger Bildsprache, aufrüttelnd und aufklärend.
Nach der Gästebegrüßung stimmt Dr. Uta Klein-Bischoff in Vertretung ihres Mannes Walter Bischoff in das Thema der beiden Künstler ein. In die seit fast drei Jahrzehnten andauernden historischen und gesellschaftlichen Veränderungen. He Jinwei und sein Weggefährte Zhang Jie sind Namen, die sich schon von Ausstellungen und Messepräsenzen der Walter Bischoff Galerie eingeprägt und unter Sammlern und Kunstinteressierten einen hohen Stellenwert haben. Sowohl der ältere Zhang Jie als auch der jüngere He Jinwei beleuchten intensiv das Verhältnis von Geschichte und Gegenwart und dessen Auswirkungen auf die menschliche Gesellschaft in ihrem Heimatland. Sie gehen in ihren Arbeiten (Öl auf Leinwand) der Frage nach, inwieweit das Gestern das Heute beeinflusst, was Bestand hat und wie sich die Zukunft ihres Landes gestalten wird. In ihren teils wandfüllenden, teils kleinformatigen Arbeiten, schaffen sie unvergängliche Momentaufnahmen.
Enge Vertrautheit
Beide Künstler verbindet eine enge künstlerische Vertrautheit und Kollegialität. Professor Zhang Jie war in den 1980er Jahren vier Jahre lang der wichtigste künstlerische Mentor He Jinweis. Heute lehrt Zhang Jie an der renommierten Hochschule der Künste in Sichuan und ist darüber hinaus deren Vize-Präsident. Das enge, nunmehr über zwei Jahrzehnte bestehende Lehrer-Schüler-Verhältnis ist für beide eine Ebene auf Augenhöhe. Obwohl der kulturelle Hintergrund ein gemeinsamer ist, zeigen ihre Werke höchst eigenständige künstlerische Handschriften. Beide haben die Kulturrevolution und die allmähliche Auflösung gewisser gesellschaftlicher Strukturen erlebt und malerisch dazu Stellung genommen.
Künstlerische Blickrichtungen
Professor Zhang Jie stellt alte Menschen in den Fokus. Sie stehen noch ganz unter dem Einfluss der Tradition und werden nun mit einer modernen, sich schnell verändernden Realität konfrontiert. Sie nehmen nicht mehr am Arbeitsprozess teil. Halt und Erfüllung finden sie in ihrer Religion, dem Buddhismus. Auf großformatigen Ölgemälden fasst Zhang Jie die Menschen in ihrer von Umbrüchen gezeichneten Situation – vorwiegend in Außenbezirken von Städten.
Ganz in den ländlichen Raum konzentriert sich He Jinwei mit seinen Darstellungen von verlassenen Kindern von Wanderarbeitern. Im Vordergrund steht weniger der verwirrende Umgang mit dem Fortschritt, sondern eher das Innehalten der Zeit.
Orte, oftmals weit abgelegen von Ballungszentren, bilden die ärmliche Kulisse, die Jinwei aus seiner eigenen Kindheit noch kennt. Traurig-triste graue Hinterhöfe, deren Bewohner ebenso grau, traurig und verlassen wirken. Im Gegensatz zu Professor Zhang Jies Senioren sollten diese Kinder die Zukunftsträger sein – und sind doch schon umständehalber abgehängt, da niemand sie fördert und mit einbezieht in die gesellschaftlichen Veränderungen. Mit überdimensionierten fotorealistischen Kinderporträts, wie wir sie von anderen Ausstellungen He Jinweis gewohnt sind, macht der Künstler auf diese unzumutbaren Lebenssituationen aufmerksam. Er unterstreicht die Tragik dieser Persönlichkeiten mit schwermütigem Trauerschwarz und verschleiertem Nebelweiß.
Künstlerische und geistige Übereinstimmung
Zhang Jie und He Jinwei verstehen sich als Chronisten. Ihre Bilder halten fest, was sonst in Vergessenheit geraten könnte: Momentaufnahmen von tragischer Tradition, alter Weisheit und Bewahrung vergangener Zeiten. Gelegentlich in abstrahierender Bildhaftigkeit. Gemalte Lebensszenen – erfüllt von großen Emotionen und stiller Zerrissenheit.
Die Sonderausstellung »The Sublimity in Wild Grass« ist bis 30. September 2018 zu sehen. Die Galerieräume in der Hauptstraße 40 sind vorläufig nur nach Vereinbarung geöffnet. Für einen Besuch des ASAS (Asia Scene Art Space) wenden Sie sich bitte an das Museum
Villa Haiss (Telefon 07835/549987) oder über die Website www.artbischoff.com.