Geschätzt als feste Größe im internationalen Kunstkarussell ist der Galerist und Kunstsammler Walter Bischoff in Kennerkreisen. In seiner Wahlheimat Zell ist seine bedeutende Sammlung zeitgenössischer Kunst beheimatet.
Foto: Gerhard Vaternahm
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Foto: Gerhard VaternahmSchon während seiner Zeit als freiberuflicher Architekt mit gut gehendem Architekturbüro im Großraum Stuttgart begann Walter Bischoff (*1934) mit dem Sammeln von Kunst mit Schwerpunkt abstrakte Malerei ab 1945. Als private Gründe ihn 1981 nach Zell führten, löste Bischoff sein Stuttgarter Architekturbüro auf und wagte, nicht ohne Risiko, den Schritt in eine neue Selbstständigkeit und spannende Selbstverwirklichung. Das bedeutete, aus seiner Leidenschaft einen Beruf zu machen. Er gründete eine Galerie für europäische Kunst in Chicago (USA), später bot er internationale Kunst in seinen Galerieräumen in Stuttgart und Berlin an. Währenddessen wuchs die Sammlung und mit ihr der Wunsch nach einer ständigen Ausstellungsmöglichkeit für die Allgemeinheit.
Privatmuseum
Sich ein privates Museum leisten zu können ist ein Privileg. Als Walter Bischoff den bröseligen Charme der 1815 erbauten Villa Haiss erkannte, war der Wunsch zum Greifen nah, die über Jahre gesammelte zeitgenössische Kunst mit bedeutenden Werken, die sonst nie mehr öffentlich gezeigt würden, mit der Allgemeinheit zu teilen. So erwarb Bischoff zusammen mit seiner Frau Uta die denkmalgeschützte Villa der einstigen Eigentümer der Zeller Keramik, Burger und Lenz, später Heinrich Haiss. Und setzte nach knapp zweijähriger Umbau- und Renovierungsphase mit der Eröffnung des Museums einen Impuls mit Signalwirkung, »um einen kulturellen Beitrag für die Region und darüber hinaus zu leisten«, wie in der
damaligen Eröffnungsschrift von Walter Bischoff und seiner Frau Dr. Uta Klein-Bischoff zitiert wurde. Heute, zwanzig Jahre später, ist aus der Signalwirkung ein ausbalancierter Kunstbetrieb geworden – in internationalen Kennerkreisen hochgeschätzt.
In den beiden oberen Etagen des Museums wird ein Querschnitt der repräsentativen Sammlung gezeigt, ebenso bedeutende Leihgaben anderer Sammler. Es ergibt sich ein harmonisches Gefüge aus internationaler Malerei, Fotografie und Skulptur. Hier sind Werke renommierter Künstler präsentiert u. a. von Joseph Beuys, Georg Baselitz, Christo und Jeanne-Claude, Heinz Mack, Gerhard Richter, Andy Warhol sowie die aus Zell stammenden Künstler Armin Göhringer und Thomas Ruff, die beide internationalen Ruf genießen.
Im Erdgeschoss bietet Walter Bischoff jährlich drei bis vier Sonderausstellungen an. Seit der Eröffnung im November 1997 mit K.R.H. Sonderborg folgten über 60 Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen. Dabei legt er Wert auf hohe Qualität der künstlerischen Arbeit und dem persönlichen Kontakt zum Künstler. Im gegenüber liegenden Skulpturenpark stehen Arbeiten u. a. von Luis Cera und Riccardo Cordero sowie als ständiges Mahnmal ein von Bischoff erworbenes fünfteiliges Stück der Berliner Mauer.
Alltag
Daneben beteiligt sich der Sammler und Galerist weltweit an internationalen Kunstmessen. Die Vorbereitungen hierfür gleichen denen einer Expedition. Zwischen Bildern aller Formate, Skulpturen, Sockeln und Rahmen häufen sich Luftkammerfolie und Klebeband. Irgendwann ist alles transportbereit in kleiderschrankgroßen Holzkisten. Zollstempel, farbige fremde Schriftzeichen, Aufkleber und Reste von Siegeln zieren die grob zusammen geschraubten Transportschränke. Spuren, die fast wie Kunstwerke wirken und um die Welt geschickt worden waren. Abgeholt werden die Sperrigkeiten von Speditionen oder Spezialtransporten. Oft mit Hebebühne für die schweren Lasten. Bislang 124 Mal hat Walter Bischoff diesen immensen Aufwand betrieben, assistiert von einem kleinen Team, zu dem die Allrounderin Margret Schulz seit gefühlten einhundert Jahren gehört. Kunst auf Reisen muss sein und Vielflieger Walter Bischoff reist mit, denn die Präsenz auf internationalen Messen wie der KIAF in Seoul, der art Karlsruhe, St’art Strasbourg sowie in San Francisco, Madrid, Zürich, Istanbul, Lissabon oder Moskau und Köln, um nur einige zu nennen, ist Maßstab für das Fortbestehen der Sammlung und der beruflichen Absicherung. »Das Museum ist kein Selbstläufer«, weiß Bischoff aus jahrzehntelanger Erfahrung. Kaufen und verkaufen, Kontakte zu Künstlern knüpfen und freundschaftlich zu pflegen, tägliche Organisationsarbeit und Ausstellungsvor- und Nachbereitungen gehören zum Alltag eines Kunstsammlers und Galeristen wie Walter Bischoff, der all das
mit bewundernswerter Leidenschaft betreibt.
Neues Signal
Auf die Frage ob er sich auch Zeit zum Betrach-
ten und Genießen seiner Kunstwerke nimmt, antwortet Bischoff mit einer Bemerkung, die nicht überrascht: »Leider viel zu selten.«
Dem engagierten 83-jährigen Herrn nimmt man das gerne ab.
Viel zu facettenreich und arbeitsaufwändig ist das tägliche Pensum. Vor kurzem hatte er ja erst das ASAS Zentrum in der Zeller Hauptstraße gegründet (wir berichteten). Dort vertritt er als erster europäischer Galerist Kunst von namhaften Künstlern aus dem asiatischen Raum unter dem Begriff »Asia Scene Art Space«. Und setzt damit wieder ein neues Signal in die westliche Welt.
Beim Rundgang durch die lichtdurchfluteten Etagen bleibt Walter Bischoff trotz chronischer Zeitknappheit vor einer mehrdimensionalen Architekturarbeit des Japaners Tadashi Kawamata stehen. Sie hängt seit 20 Jahren am selben Platz und ist bis heute Lieblingsbild des Sammlers. Warum? »Weil es mich an meinen ersten Beruf erinnert.«
An Erinnerungen mangelt es Bischoff überhaupt nicht.
Zahlreichen Künstlern ist er über die Jahre freundschaftlich verbunden und erzählt gerne von Atelierbesuchen in Russland, Litauen, der ehemaligen DDR oder China.
Und nun führt Walter Bischoff kenntnisreich und weit blickend sein Museum ins dritte Jahrzehnt.





