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Zell am Harmersbach | 13.03.2017

Arthus präsentiert den Dialog zweier Künstler

Ein Maler aus China trifft auf einen Bildhauer aus Russland

Foto:
Galerist Bertin Gentges mit Maler Yi Zheng Lin vor einem Bild der Baum-Serie. Foto: Dieter Petr
von Dieter Petri

Vergangenen Samstag eröffnete die »Arthus Galerie Zell« eine Ausstellung mit Bildern von Yi Zheng Lin und Plastiken von Vitali Safronov. Rund 50 Personen kamen zur Vernissage, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen und sich von der Einführung des Kunsthistorikers Dr. Friedhelm Häring inspirieren zulassen. Die Wechselausstellung ist noch bis zum 29. April zu sehen.

Foto: Dieter Petri
Kunsthistoriker Dr. Häring (links) und Bildhauer Vitali Safronov bei der Bronzeplastik »Komet«, die in Paris mit einem 1. Preis ausgezeichnet wurde.
Foto: Dieter Petr
Galerist Bertin Gentges mit Maler Yi Zheng Lin vor einem Bild der Baum-Serie.

Beide Künstler hatten ihre Werke im Februar auf der Kunstausstellung »art Karlsruhe« gezeigt und dabei große Beachtung gefunden. Der aus China stammende Maler und Objektkünstler Lin stellt jetzt in Zell seine Bilder aus. Sie variieren das Motiv Bäume in Größe und Farbigkeit immer wieder neu. Die Stämme und Äste werden der chinesischen Tradition folgend in Tusche auf Reispapier aufgetragen. Im Kontrast dazu wird das Blüten- und Blattwerk in bunten Acrylfarben hinzugefügt. Die leuchtende Farbigkeit erinnert an die westliche Moderne.

Lin lebt heute in Köln, behält aber Kontakt zu seinen Freunden in Shanghai. Seine Kunst spiegelt die Wanderschaft zwischen den zwei Welten. Dass er den Baum zu seinem Thema wählt, macht nach Dr. Häring auf die tiefe Verwurzelung des Menschen in der Erde und sein Wachstum gen Himmel aufmerksam. Die verschiedenen Farben halten den Wechsel der Jahreszeiten präsent. Sie halten für uns Menschen immer wieder Überraschungen bereit und lassen uns staunen.

Lin ist in Zell kein Unbekannter. Bei den Kunstwegen vor drei Jahren machte er als Objektkünstler mit einer überdimensionalen Installation am Storchenturm auf sich aufmerksam. Der Emigrant studierte zunächst Jura und in ungewöhnlicher Kombination auch Chemie. Daneben pflegte er sein Talent als Maler. Seine Freunde ermutigten ihn, den Weg des Künstlers einzuschlagen, der seinen Fähigkeiten und seinem inneren Drang am ehesten gerecht wird.

Vitali SAFRONOV stammt aus der sibirischen Stadt Omsk. Nach dem Studienabschluss als Designer drängte es ihn zu Bildhauerei. »Moskau wäre nicht mein Ding gewesen und in Petersburg gab es für diesen Studiengang nur sechs Plätze«, verriet er im Gespräch. Freunde, die nach der Wende nach Deutschland gingen, ermutigten ihn zur Ausreise. In Stuttgart fand er an der Kunstakademie in Karl-Henning Seemann einen ausgezeichneten Künstler und Lehrer, was er als einen großen Glücksfall ansieht. Heute lehrt Safronov als Dozent an der Kunstschule Ludwigsburg.

Mit seinem einstigen Lehrer verbindet den Jünger die Vorliebe für das Figürliche und die Plastik in Bronze. Ohne sich von seinem Lehrer abzuwenden, entwickelte Safronov seinen eigenen Stil. Mit Vorliebe zeigt er den Menschen als Balanceakrobat. Mal sucht eine Geschäftsfrau das Laptop schwingend ihr Gleichgewicht, mal findet ein Tanzpaar auf schmalem Sockel den Dreh- und Angelpunkt. »Wir alle stehen auf Gleitendem« zitierte  der Kunsthistoriker die dahinter stehende Idee.

Das zweite Thema ist für den Künstler die Verbindung des Menschen mit der Natur. Diese Serie strahlt in erster Linie Ruhe und Festigkeit aus. Zum Wachstum braucht es nicht nur Bewegung, sondern auch Beharrlichkeit. Bei genauerem Hinsehen löst der Künstler z. B. die menschliche Haut in ein filigranes Blattwerk auf. Überhaupt haben es dem Künstler die Blätter angetan. Die ein oder andere Figur trägt ein Blatt wie ein Diadem auf dem Haupt.

Friedhelm Häring bestätigte den beiden Künstlern, die »seelische Befindlichkeit freizulegen« und damit mehr als bloße Anschauung zu bieten. Die Stimmung, die sie verbreiten, gleiche einem frohmachenden Gesang. Aus dem vom Galeristen Bertin Gentges angedachten Dialog sei in Wahrheit ein Duett geworden.

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