80 Jahre Lohgass! Da gaben sich die hochkarätigsten aller Zigeuner ein Stelldichein. Die Großfürsten Arno Harter der Erste, Peter Harter der Zweite und Fürst Alex der Erste, Harter der Dritte bildeten gemeinsam mit Professor William Elender die illustre Talkrunde unter dem Motto »80 Jahre fahrende Heimat«.








»Einmal Zigeuner – immer Zigeuner«, rief Talkmaster »Lonz« alias Daniel Lehmann seinem fürstlichen »Zigeunermenü« zu und klärte auf: »Fasend gibt es hier, Bulldog drobe beim Ritter.« »80 Jahre Lohgass, das ist ein Bestseller«, schwärmte Fasendprofessor Elender und Fürst Arno berichtete von seinen größten Erlebnissen unter seiner Regentschaft: »Als wir ein neues Kostüm bekamen. Vorher hatte jeder Lumpen an. Der zweite Clou war der Umzug vom Kleebad in die Turnhalle. Wir waren eine tolle Truppe.« Derweil outete sich Großfürst Peter als singende »männliche Hausfrau« und schmetterte: »Das bisschen Haushalt…« Er sei stolz, dass zwei Harter-Fürsten vor ihm »den Karren aus dem Dreck gezogen haben«, lobte Fürst Alex und kam sogleich ins Schwärmen: »Am Fasendsonntag ziehen 113 Lohgasszigeuner mit auf die Straßenfasend!«
Zigeuner feiern einfach gerne
Aber nicht nur der Rückblick fiel positiv aus. Zum Discosound »One World« wirbelten die Lohgass-Kids Leni Harter, Svenja und Fin Eßlinger, Rick Dangl, Emily Seith und Paula Uhl über die Bühne und sorgten für viel Schwung zum Auftakt des Lohgass-Abends. »Auf unsere Jugend sind wir grußig stolz«, frohlockte Fürst Alex und erklärte, warum es nach drei Jahren in der Lohgass schon wieder ein Jubiläum gibt: »Zigeuner feiern einfach gerne!«
Am liebsten natürlich vor einem vollen Saal, wo die zwei zu spät gekommenen Bernadette und Alexandra (Alex und Bernd Harter) kein freies Plätzchen mehr fanden. Labernd und feixend bahnten sich die beiden Trachtenträgerinnen mit Nickelbrille und Rolltor den Weg durchs Publikum und sangen zwischendurch Narrenrat Sam Spicker ein »Happy Borschdei tou you« – wo gleich der ganze Saal mit einstimmte. Dem »Burgermeischder« wollten die beiden Bäuerinnen trotz der großen Platznot aber dann doch nicht auf den Schoß sitzen.
Fließend Englisch kann in Zell jeder Bauer
Wenn sich der Vorhang für die Lohgass-Zigeuner öffnet, dann ist Showtime. Und ein bisschen international darf es auch sein – nicht nur Zeller Ditsch. Und schon fand sich München-Import Moni als neue Sachbearbeiterin auf dem Verkehrsamt wieder. Fließend Englisch sei gar kein Problem, denn »das kann in Zell jeder Bauer«. In herrlichem Denglisch vermittelte sie der amerikanischen Urlauberin Chris ein Zimmer im Hotel »Egde-Forest-View«, bei der Russin Olga konnte sie mit einem Sado-Maso-Bett allerdings nicht landen. »So ist es halt mit den Fremdsprachen. Einer hat’s drauf, der andere net!«
Drauf haben es die Lohgass-Zigeuner mit dem Tanzen. 80 Jahre ließen sie schwungvoll Revue passieren – vom Twist über den Ententanz bis hin zum Cotten eye Joe und der Sexy Lady. Der rasante Tanzmix endete in »Happy Birthday to you«. Die Lohgass feierten sich selbst mit einer rauschenden Geburtstagsparty.
Dann folgte die Liveschaltung zum RTL-«Familienduell« – nur besser: einfach verständlich, tolle Kandidaten, eine gut gelaunte Moderatorin. »Das Leben ist halt so«, stellte sich Bäuerin Uschi und ihre Kinder vom Hombe vor. Titelverteider Sepp hatte seine Kinder FSJ-Malte, Welterklärerin JayJay und er-sie-es-Emo mitgebracht. Die nicht alles entscheidende Frage, welches Getränk das liebste an der Zeller Fasend ist, wurde von Kittelschürzen-Trägerin Uschi ganz praktisch beantwortet: »Jetzt brauch ich einen Gedopten.«
Blutrünstig, aber nicht weniger hochprozentig, präsentierten sich die hübschesten aller Lohgass-Zigeunerinnen, die zu DJ BoBo’s »Vampire are alive« geheimnisvoll durch die Lohgass-Nacht schwebten, ehe sie dann leichtfüßig zu »Can’t stop the feeling« Tanzträume weckten. Diesen Augenschmaus wollte sich das prächtig gestimmte Publikum gerne ein zweites Mal ansehen.
16 Jahre Lohgass-Fürst Alex I. Harter III.
Wirklich live und völlig ungeprobt ging es auf Sendung mit Talkmaster Markus Lanz alias Daniel Lehmann, der die Lohgass-Fürsten um sich scharte. »Er ist ein Harter durch und durch und regiert schon 16 Jahre«, lobte Lanz Fürst Alex I., den Gefallenen vom Triberger Narrentreffen. Unten im Saal konnte er Lohgass-Experte Ludwig Schütze begrüßen, der von mindestens 40 Lohgass-Abenden alle Programmnummern aufsagen kann. »Was ist mit dem Motto los?«, war die kritische Frage an Fürst Alex gerichtet, der sich gleich energisch wehrte: »Es ist eine bodenlose Frechheit, mich mit Trumpel zu vergleichen!« So wird es wohl kommen, dass am Fasendsonntag die Lohgässler als »Rötkäppchen, Wolf und Jäger« durch das Städtle ziehen.
Noch einmal öffnete sich der Vorhang für eine Tanzperformance. Auch dieses Mal präsentierten sich fünf der schönsten aller Zigeunerinnen in duftigen Petticoats und mit strahlendem Lächeln, die sich mit »Dear Future Husband« in die Herzen der Gäste tanzten und am Ende allen mit einem Kussmund den Kopf verdrehten.
»Ich lieb dich! Du liebst mich«, schmetterte zum großen Finale die Undercover-Band und vergötterte damit ihre Fasendgemeinschaft »Lohgass – 80 Jahr!« Die Zeller Narrenräte machten die Bänd musikalisch zu den »Goldenen Reitern«, die mit ihren Kutschen durch die Stadt ziehen. Und noch zwei Hochkaräter haben sie im Städtle entdeckt: »Adlerwirt Sigi« und »d‘ Siegesmundi«: beide haben den »Stoff«, aus dem Zeller Fasend-Träume sind. Tanzend und jubilierend waren nach vier Stunden Lohgass-Show alle dort angekommen: »Im Zeller Fasend-Himmel!«