Familienwanderung des Schwarzwaldvereins Oberharmersbach mit Reinigung der Nistkästen.
Groß war das Interesse an der vom Schwarzwaldverein Oberharmersbach angebotenen Familienwanderung mit dem Naturschutzwart. Bei dieser rund zweistündigen Wanderung wurden die Nistkästen entlang der Wegstrecke gereinigt.
Mehr als 40 Kinder und Erwachsene hatten sich am Samstagnachmittag bei der Steiglehütte an der Brandenkopfstraße eingefunden, um sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Bürgermeister Weith begrüßte die Teilnehmenden. Er freue sich, dass der Schwarzwaldverein diese Aktion durchführe, denn der Nutzen der Nistkästen im Wald könne nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Fehlende natürliche Brutplätze
Bevor es auf die Strecke ging, erläuterte Naturschutzwart Josef Lehmann den Kindern und Erwachsenen, weshalb im Gemeindewald von Oberharmersbach rund 400 Nistkästen verteilt sind. Sie bieten den einheimischen Singvögeln einen vor Nesträubern sicheren Brutplatz. Die intensive Waldbewirtschaftung (schadhafte oder abgestorbene Bäume werden gefällt und zu Holzhackschnitzel verarbeitet) führt dazu, dass die Bäume mit natürlichen oder vom Specht angelegten Höhlen als Brutplatz für die Höhlenbrüter fehlen. Deshalb ist es umso wichtiger, den Vögeln Nistkästen als Brutplätze zur Verfügung zu stellen. Je mehr Nistkästen bereitgestellt werden, desto mehr Vögel können mit ihren Jungen den Schadholzanfall verringern, indem sie Schadinsekten wie z. B. den Borkenkäfer vertilgen. „Was die kleinen Vögel alles leisten, hat einen großen, unschätzbaren Wert für die Natur und den Waldbesitzer“, erklärte Josef Lehmann.
Weibchen bauen das Nest
Die Vogelweibchen bauen im März, bzw. Anfang April je nach Witterung in etwa einer Woche allein das Nest für ihre Jungen. Da sie nie ein altes Nest benutzen, sondern immer wieder ein neues bauen, müssen die Nistkästen jedes Jahr gereinigt werden, da sonst der Nistkasten irgendwann voll wäre. Außerdem werden bei der Reinigung möglicherweise vorhandene Parasiten entfernt, die den Jungvögeln gefährlich werden könnten.
Männchen füttern das Weibchen
Nachdem das Nest gebaut ist, legt das Weibchen täglich ein Ei, etwa 8 bis 12 an der Zahl. Nachdem das letzte Ei gelegt ist, bleibt das Weibchen etwa zwei Wochen auf den Eiern sitzen, um sie auszubrüten. In dieser Zeit wird sie vom Männchen gefüttert. Je nach Wetterlage bleibt das Weibchen länger auf den Jungen sitzen und wird dann mit den Jungen weiter vom Männchen versorgt.
6000 Anflüge
Während der Jungenaufzucht fliegt das Brutpaar bis zu 300 Mal am Tag den Nistkasten an, um die Jungen mit Käfern, Larven, Raupen, Faltern oder Eiern der Schadinsekten zu füttern. Bis zum Ausfliegen der Jungvögel zwischen dem 18. und 22. Tag sind das rund 6000 Fütterungen.
Aktive Kinder
Mit der Leiter als unverzichtbares Hilfsmittel ging man nun in zwei Gruppen auf die ca. drei Kilometer lange Strecke. Die Kinder durften die Leiter tragen, sie an die Bäume mit den Nistkästen anstellen, auf die Leiter steigen, und die Nistkästen abhängen. Erwachsene sicherten dabei die Leiter. War der Kasten am Boden, war die Spannung groß, ob überhaupt und wer wohl in dem Nistkasten gewohnt hat. Hobbyornithologe Joachim Nock erklärte den Kindern anhand des Nestaufbaus, welcher Vogel darin gebrütet hat. Nahezu alle Kästen waren belegt, einige wenige wurden auch nur als Schlafplatz benutzt, was anhand des Nestes zu erkennen war. „Hauptsächlich brüten bei uns im Wald verschiedene Meisenarten und der Kleiber“ erklärte Jochim Nock den interessierten Kindern.
Stärkung
Nach dieser erlebnisreichen Wanderung gab es für alle Beteiligten bei der Steiglehütte eine Grillwurst und Getränke, welche von der Gemeinde Oberharmersbach gespendet wurden. Die Verantwortlichen waren sich einig, diese Aktion aufgrund des großen Interesses im kommenden Jahr wieder anzubieten.