Traditionell beschloss der Gesangverein „Frohsinn“ sein Neujahrskonzert mit einem heiteren Theaterstück.
Im Rahmen des Neujahrskonzerts des Gesangvereins „Frohsinn“ sorgte auch heuer ein Einakter für abschließende Heiterkeit im Saal der Reichstalhalle.
Oh weh, armer Ferdinand! Ein Hexenschuss fesselt ihn ans Sofa, dabei steht die Rente für ihn, den in allerlei Vereinen Umtriebigen, doch erst in ein paar Jahren an. Unzufrieden kommandiert er seine Angetraute in der Wohnung herum, mit einem „bring mir ´nen Kaffee“ hier, einem „bring´ mir ein Stück Kuchen dort“. Zwar zetert Zenzi Bauch (Sarah Huber) wie ein Rohrspatz über all das Mach-dies-und-tu-das, doch sie lässt es sich gefallen, nebst der gnadenlosen Unordnung, für die ihr Gemahl in seiner Unleidlichkeit sorgt.
Den holt die telefonische Ankündigung, dass eine Journalistin ihn im Rahmen einer Reportage über Oberharmersbach zu seiner ausgiebigen Vereins tätigkeit befragen will, aus seiner Tristesse. Wenn er die zeitliche Zugehörigkeit in all seinen Vereinen zusammenzählt, kommt er auf 175 Jubiläumsjahre, mindestens! Die Zeitungsehre steht ihm also wahrlich zu.
Vom Regen in die Traufe
Zum Glück wird er für das Interview nur den Mund zum Reden brauchen, nicht seinen durch den Hexenschuss lädierten Rücken. Aber: Da ist die Resi (Annette Schwarz), allerorten „Sumpf-Resi“ genannt. Zu deren größtem Missfallen, denn die selbsternannte Wunder heilerin nennt sich neuerdings Virginia Wunderbar. Angelockt durch den Tratsch der Nach barin Karola (Lara-Marie Schwarz), die am offenstehenden Fenster das Telefonat belauscht hat, schleppt sie einen mit ihren seltsamen Mixturen gefüllten Korb an.
In der Hoffnung, dank der Journalistin berühmt zu werden, rückt sie Ferdinand und dessen Rückenleiden auf die Pelle. Mit ihrer stinkenden Wundersalbe, der sie doch tatsächlich – natürlich hoch wirksamen – Mückenschiss beigemengt hat. Nun ist es Ferdi, der sich das gefallen lässt. Angesichts ihrer beeindruckenden Weiblichkeit lässt er sich sogar dazu überreden, sein Shirt auszuziehen. Zwar verliert er zum Vergnügen des Publikums dabei die üppige Grauhaar-Perücke, so dass der darunter steckende Darsteller Marek Brucher kurz in seiner vollen Jugendblüte zum Vorschein kommt, doch was soll´s. Unbeeindruckt zieht Virginia Wunderbar nun alle Register. Mit buntem Federschmuck im Haar tanzt sie um den Ferdinand herum, Indianergeheul von sich gebend und eine Buschtrommel traktierend.
Es kommt, wie es kommen muss: Genau jetzt platzt die Reporterin Barbara Wichtig (Kathrin Lehmann) ins Wohnzimmer hinein. „Wo bin ich denn hier gelandet?“, echauffiert sie sich. In dem Eifer, sich der Zeitungsfrau von der besten Seite zu zeigen, wirft Virginia Wunderbar den armen Ferdinand versehentlich vom Stuhl. Wie ein Käfer liegt er jammernd auf dem Rücken und kann sich nicht mehr rühren, allem Mückenschiss zum Trotz. Auch die beiden Frauen schaffen es nicht, den Beleibten in die Höhe zu hieven. Also her mit einem Möbelroller und den Ferdi irgendwie drauf gepackt. Gemeinsam ziehen die beiden Frauen den außer Gefecht Gesetzten an den Armen nebenan ins Schlafzimmer, aus dem Blickfeld des Publikums.
Tratsch und Freundschaft
Die tratschsüchtige Karola aber hat das alles durchs offene Fenster mitbekommen, vermutet schwer unzüchtiges Treiben im Schlafgemach und setzt ihre bislang nichtsahnend in der Küche werkelnde Freundin Zenzi brühwarm in Kenntnis. Geschockt beschließen die beiden, dem untreuen Ferdinand ein Abkühlung zu verpassen, die sich gewaschen hat.
Doch oh Wunder: Plötzlich wieder aufrecht kommt der Ferdinand aus dem Schlaf- ins Wohnzimmer, mit der Reporterin und der Wunderheilerin im Schlepptau und wieder biegsam. Virginia Wunderbars Massagekünste haben ihn geheilt, das kann Barbara Wichtig nur bestätigen. Nix da also von wegen Sodom und Gomorra. Doch gerade, als sich die zutiefst erleichterte Zenzi bei ihrem Gatten für ihre unberechtigte Eifersucht entschuldigt, taucht Karola im Feuerwehr-Outfit auf, mit einem dicken Schlauch. Und bevor es jemand verhindern kann, prasselt ein eiskalter Wasserstrahl auf den armen Ferdinand.
Sowohl dessen Darsteller Marek Brucher als auch Lara-Marie Schwarz als Karola feierten mit ihren Rollen ihre Premiere beim Frohsinn-Neujahrstheater, desgleichen Vanessa Lehmann als Souffleuse. Für Maske und Kostüme zeichnete Stefanie Doll verantwortlich, die Gesamtleitung hatte Kati Müller inne. Das fröhliche Publikum dankte mit viel Applaus.
Schätzfrage Wurstsalat
Den gab es auch bei der Auflösung der diesjährigen Schätzfrage: Wie lang ist die Strecke, wenn man die Streifen einer Portion Wurstsalat aneinanderlegt? Gewinnerin Anna Schwarz lag nur 19,2 Zentimeter neben dem Sollwert, Jürgen Brucher belegte mit 47,83 und somit 106 zu wenig geschätzten Zentimetern den zweiten Platz, Volker Kranz wurde Dritter. Sie alle erhielten 50, 75 beziehungsweise 125 Euro – sowie eine Portion Wurstsalat im Glas.
Erst kurz vor Mitternacht endete das offizielle Programm, doch da gingen noch längst nicht alle Gäste.