Am 1. Januar steht das Neujahrskonzert des Gesangvereins in der Reichstalhalle bevor. Wir haben mit dem 1. Vorsitzenden Stefan Lehmann über die Entwicklung im Verein und über den bevorstehenden Konzertabend gesprochen.
Vor drei Jahren stand der Gesangverein „Frohsinn“ vor dem Aus. Kornbauer Stefan Lehmann hat sich bereiterklärt den Vorsitz zu übernehmen. Es ging weiter. Nun haben wir mit ihm über die Entwicklung in den zurückliegenden drei Jahren gesprochen, in denen sich doch einiges im Verein getan hat.
Herr Lehmann, sie sind jetzt fast drei Jahre lang Vorsitzender des Gesangvereins „Frohsinn“ Oberharmersbach. Wie fällt ihr Fazit bisher aus?
Eine spannende Frage. Unser Ehrenchorleiter Hubert Rauber hat einmal gesagt, der reine Männerchor damals war sicher einfacher zu führen (lacht). Spaß beiseite. Es macht richtig Spaß mit den Mädels und Jungs. Ziemlich alle ziehen hervorragend mit. Wir haben jede Menge gute Stimmung und sind auch musikalisch sicher auf einem sehr guten Weg. Wir bekommen auch immer wieder neue Sängerinnen und Sänger dazu. Weil wir doch im Verhältnis ein noch junger Chor sind, müssen ab und zu auch Abstriche gemacht werden bei den Probebesuchen und Auftritten, was man als Vorstand natürlich eigentlich nicht gerne tut. Die meisten von uns sind noch voll im Arbeitsverhältnis, und können hie und da nicht, oder sie legen eine Babypause ein. So ist es auch dieses Jahr. Aber das sind ja Umstände, die wir gerne in Kauf nehmen. Denn nur unsere Kinder sind unsere Zukunft.
Sie sind ja ziemlich überraschend zum Vorsitzenden gewählt worden. Es bestand sogar die Gefahr, das der Verein aufgelöst werden sollte. Wie schwer war der Neuanfang 2022?
Ziemlich schwer. Wir standen ja vor dem Nichts. Kein Vorstand, keine Vorstandschaft, kein Dirigent. Es war damals einfach eine emotionale Entscheidung von mir. Als ich unsere Ehrenmitglieder in dieser Generalversammlung sah, die zum Teil schon über 70 Jahre dem Verein die Treue gehalten haben, wie sie mit den Tränen kämpften, da es um die Auflösung des Vereins ging, hab ich mir gesagt, so geht das nicht zu Ende! Ich sehe mich aber als Vorsitzender nicht als derjenige, der jetzt das alleinige Sagen hat. Wir treffen unsere Entscheidungen immer zusammen. Nur zusammen kann man einen Verein in die Zukunft führen.
Wir haben eine sehr lange Tradition in unserer Heimatgemeinde und sind ein großer Teil des kulturellen Zusammenseins in Oberharmersbach. Ein Beispiel ist, dass wir als kleinster aller Vereine der neu gegründeten Kilwi GBR gleichwertiges Mitglied sind.
2025 können wir sage und schreibe 140 Jahre Gesangverein Oberharmersbach feiern. Gott sei Dank haben sich die allermeisten Sängerinnen und Sänger auch bereit erklärt gerne weiter zu singen, wenn es die Möglichkeit gibt.
Sie haben nun mit Viktor Kraus wieder einen Dirigenten gefunden, passt das?
Ich würde sagen wie die berühmte Faust aufs Auge bis jetzt. Herr Krauß ist ein exzellenter Dirigent und ein super klavierverliebter Vollblutmusiker, dem nichts in der Probe entgeht. Auch menschlich haben wir hier einen Volltreffer gelandet. Herr Krauss brachte mit seiner Art die Proben zu leiten ganz schnell wieder den Spaß zurück und die gute Stimmung. An der Stelle möchte ich auch Herrn Bürgermeister Weith und dem Gemeinderat Oberharmersbach danke sagen für die Chorleiterförderungen. Ohne diese Hilfe wäre das alles nicht zu stemmen.
Hat sich das Liedgut sehr verändert unter dem neuen Dirigenten?
Das ist schwer zu sagen. Ich denke wir sind top unterwegs. Wir singen aktuelle Schlager von den Achtzigern bis heute. Auch Rock und Pop. Dieses Jahr machen wir auch z.B. vor Max Raabe nicht halt. Dieses Mal singen wir auch zwei original italienische Lieder, die es sicher in sich haben. Die Zuhörer dürfen gespannt sein.
Sie veranstalten am Neujahrstag das dritte Konzert nach dem Neubeginn. Hat sich die Art der Veranstaltung geändert?
In Teilen schon, anderes bleibt, weil bewährt. Uns ist es gelungen, in kurzer Zeit wieder einen Kinderchor zu gründen. Mit Bettina Lehmann konnten wir eine ausgebildete Musikpädagogin als Dirigentin gewinnen. Die Kleinsten und Jüngsten werden das Konzert zu Beginn sicherlich wieder bereichern. Die traditionelle Tombola haben wir abgeschafft. An diese Stelle trat unsere neugeschaffene Schätzfrage. Sie kostet nichts. Zu gewinnen gibt es aber bis zu 250 Euro! Die Besucher hatten mit den letzten zwei Schätzfragen der vergangenen Jahre schon ihre helle Begeisterung und Freude. Es ging einmal um das Gewicht des Chores, und zum anderen um den Brustumfang. Dieses Jahr haben wir uns noch was Ulkigeres überlegt. Da werden wir die Lacher sicher noch mehr auf unserer Seite haben. Verraten wird nichts, am besten alle in die Halle kommen. Ich sehe schon, wie die Zuhörer sich den Kopf zermartern und diskutieren und freu mich drauf.
Gibt es im Anschluss auch wieder ein lustiges Theaterstück?
Ja klar! Und da bin ich besonders stolz drauf. Wir sind in Oberharmersbach der einzige Verein, der diese Tradition der echten Unterhaltung seit Jahrzehnten fest in seinem Programm hat. Früher gab es dies noch von mehreren Vereinen. Wir schaffen es jedes Jahr wieder eine schlagkräftige Schauspieltruppe auf die Bühne zu bringen. Manche auch schon mit jahrelanger Erfahrung, und immer wieder das eine und andere neue Schauspieltalent. Dieses Jahr wird’s sicherlich wieder sehr lustig.
Den kompletten Bericht finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.