Nach Corona in 2023 gelungener musikalischer Neustart der Miliz- und Trachtenkapelle Oberharmersbach, auch die Jugendarbeit war erfolgreich.
„Die Nachwuchsförderung, die Steigerung der Besucherzahlen sowie ein musikalischer Neustart nach Corona mit einem herausragenden Galakonzert unter der Leitung von Stardirigentin Mallory Thompson – diese Herausforderungen des Jahres 2023 haben wir mit Bravour gemeistert“. Rundherum positiv stimmte Bastian Boschert (Vorstand Öffentlichkeitsarbeit) 83 Zuhörer auf die Mitgliederversammlung der Miliz- und Trachtenkapelle ein. Diese fand am vergangenen Freitagabend im großen Stubensaal des „Gasthaus Hotel Bären“ statt, in bester Stimmung.
Drei besondere Konzerte prägten den musikalischen Neustart nach Corona. Bei einem Konzertwettbewerb des Blasmusikverbandes Kinzigtal in Wolfach feierte die Kapelle mit anderen nicht nur freudigst einen Tag der Musik, sondern musizierte sich zudem auf den ersten Platz. Bastian Boschert dankte Bernd Schmider als anwesenden Stellvertreter des Blasmusikverbandes für die Organisation und für die Idee, ein solches Event in der näheren Umgebung anzubieten.
„Ich hätte stolzer nicht sein können auf Euch“, wandte sich Dirigent Rüdiger Müller an die 78 Musiker:innen des Gesamt orchesters, auch in Bezug auf die nächsten beiden Highlights. Zunächst ein „tolles Konzert mit einer der meines Erachtens weltbesten Dirigentinnen: Mallory Thompson.“ Dieses Event war aufgrund seiner persönlichen Kontakte zustande gekommen. Mehrere Satzproben waren erforderlich, wozu die Förderung des Impuls-Programms den Musikverein darin unterstützte, je Register eigene Dozenten beauftragen zu dürfen. Dank dieses Konzerts – ein musikalischer Leckerbissen sowohl für den Verein als auch für Musikfreunde von nah und fern – „haben wir neue Zuhörer gewonnen.“
Das weihnachtliche Jahreskonzert vor einer nahezu ausverkauften Halle bildete den krönenden Jahresabschluss. Der Dirigent lobte den „fast perfekten ersten Teil“ und mahnte, den zweiten Teil künftig nicht zu selbstbewusst anzugehen, um die Spannung und Konzentration bis zum Ende oben zu halten. Für 2024 kündigte er „neue, herausfordernde Stücke, die unsere musikalische Bandbreite erweitern werden“ im Repertoire für Kurkonzerte an.
In denjenigen Proben, die von einer hervorragenden Beteiligung geprägt waren, „konnten wir als Team große Fortschritte erzielen“, machte Rüdiger Müller deutlich, wie wichtig eine regelmäßige Probenanwesenheit der aktiven Musiker:innen ist – für die gemeinsame Entwicklung ebenso wie für die Vorbereitung von Auftritten. „Eure Hingabe, Euer Einsatz und Eure Liebe zur Musik haben das vergangene Jahr zu einer unvergesslichen Reise gemacht“, bedankte er sich bei den im Gesamtorchester Musizierenden.
Deren Zahl beläuft sich laut Schriftführerin Franziska Jilg auf 60 Männer und 18 Frauen, vier davon unter 18 Jahren, bei einem Altersdurchschnitt von 39 Jahren. 54 Gesamtproben und 14 Auftritte absolvierten sie im vergangenen Jahr. Mit seinen insgesamt 344 Mitgliedern, darunter 221 passive samt deren unverzichtbarem Beitrag, zählt der Verein zu den größten kulturellen Vereinigungen des Ortes – und gleichzeitig zu den ältesten: 2027 wird er sein 175-jähriges Bestehen feiern.
Blockflötenkurs und Bläserklasse
Großes Augenmerk legt die Miliz- und Trachtenkapelle auf den Nachwuchsbereich. In diesem „hatten wir nach der Corona-Krise und den damit verbundenen Lockdowns größere Schwierigkeiten und nur noch wenige Jungmusiker in Ausbildung“, erläuterte Alisa Jilg, Vorsitzende der Bläserjugend. Durch die 2022 erfolgte Gründung eines Jugendgremiums „konnten wir letztes Jahr unsere Ziele wie den Wiederaufbau unseres musikalischen Angebots und der damit verbundenen Wiederbelebung der Kooperation Schule-Verein, den Aufbau eines guten Netzwerks von Lehrkräften, die Organisation und Gestaltung von Auftritten, Projekten und Freizeitaktivitäten weiterverfolgen und umsetzen.“
So wurden im aktuellen Schuljahr mit 14 Kindern fast alle Schüler der zweiten Klasse für einen Blockflötenkurs im Rahmen der musikalischen Früh erziehung gewonnen, und auch in der Bläserklasse nimmt mit 15 Kindern fast die gesamte dritte Schulklasse teil. Zusätzlich werden den Kindern separate Unterrichtseinheiten angeboten. Hierbei fungieren einige der Vereinsmusiker:innen als Pate für die jeweiligen Instrumentengruppe. Ziel ist, dass sich möglichst viele Kinder nach Abschluss der Bläserklasse für eine Ausbildung im Verein entscheiden. Eine solche nehmen aktuell 23 Schüler:innen in Anspruch. Zehn von ihnen erlernen ein Holzblas-, neun ein Blechblasinstrument und vier Kinder erhalten ihre Ausbildung am Schlagzeug.
Von den Jungmusiker:innen, die sich im Einzelunterricht befinden, spielen 15 in der Jugendkapelle mit, die aus derzeit 22 Mitgliedern besteht. „Durch die Nachwuchsgewinnung in der musikalischen Früherziehung und Bläserklasse besteht die Bläserjugend derzeit aus insgesamt 53 Mitgliedern“, freute sich Alisa Jilg, geht es doch um die Zukunftssicherung des Vereins, „das sind bereits elf Kinder mehr als vor einem Jahr.“
Das Jungmusikerleistungsabzeichen (JMLA) Junior legten Till Kimmig und Monja Armbruster ab, Nathalie Allgaier erhielt das JMLA Bronze, Silber schafften Vanessa Jilg und Joshua Gutmann, Ruben Nock glänzte mit Gold.
Hochwertige Ausbildung
Dass seit 2022 in Summe 22 neue Kinderinstrumente und Utensilien für Ausbildung und Probenbetrieb angeschafft wurden, hob Hauptvereins-Vorstand Bastian Boschert hervor. Auch reiche das Probenlokal bei weitem nicht mehr aus, um beim Jugendvorspiel alle Zöglinge und Gäste unterzubringen, stattdessen bietet nun die Reichstalhalle den passenden Rahmen. Auch werde man weiterhin daran festhalten, die Kosten für die musikalische Früherziehung überdurchschnittlich zu subventionieren: „Die finanzielle Hürde sollte auch in Zukunft so niedrig wie möglich sein, bei trotzdem qualitativ hochwertiger Ausbildung.“
Zudem soll die in 2023 dank intensiver und kreativer Werbung gelungene Steigerung der Besucherzahlen fortgeführt werden. Eine der Maßnahmen: Ab zehn Konzert-Eintrittskarten erhielten Musiker:innen umliegender Musikvereine vergünstigte Konditionen.
Im Verein viel los sein wird auch in 2024. Er wird ein Konzept zur Stärkung des Kinder- und Jugendschutzes erarbeiten. Auch will er bei der Organisation der bisherigen Kurkonzerte noch stärker mit der Gemeinde überlegen, wie die künftigen Dorfkonzerte attraktiver beworben werden können. Und mit einer Finanz- und Investitionsplanung sollen zukünftige größere Investitionen finanziell auf gute Füße gestellt werden. Wobei die Gemeindezuschüsse in diesem Jahr für alle Vereine ausgesetzt werden, auf ein Jahr befristet. „Wir haben Verständnis für diese außer- ordentliche Maßnahme“, so Bastian Boschert, trotzdem blicke man zuversichtlich auf die kommenden Jahre, „als Verein sind wir auf diese Gelder angewiesen.“ Zu den Besonderheiten des laufenden Vereinsjahres gehört unter anderem, „dass wir uns gemeinsam mit dem Gesangverein um die diesjährige Kilwi-Organisation kümmern“.
Zeichen für die Demokratie gesetzt
Dank korrekt geführter Kasse wurden die beiden Kassierer Michael Schneider sowie Daniel Faist von der Versammlung ebenso entlastet wie das gesamte Vorstandsteam. Um vorbeugend ein Zeichen für die Demokratie zu setzen, stimmte sie außerdem für die Aufnahme eines neuen Passus in die Satzung: „Grundlage der Vereins arbeit ist das Bekenntnis aller Mitglieder des Vereins zu den Menschenrechten und zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Der Verein tritt allen extremistischen Bestrebungen entschieden entgegen, lehnt Ausgrenzung und Diskriminierung ab und pflegt einen offenen, wertschätzenden und respektvollen Umgang.“
Vorstandsmitglied Bastian Boschert unterstrich: „Wir haben keinerlei Anlass innerhalb unseres Vereins hier aktiv zu werden.“ Vielmehr sei der neue Passus rein als Zeichen „für uns und unsere Gesellschaft“ zu verstehen, in der Satzung sei nun verankert, „was bereits im Grundgesetz für alle von uns gilt.“ Hinzu kommt die parteipolitische Neutralität des Vereins.
„Wir glauben, dass Vielfalt uns stark macht. Unterschiedliche Meinungen sind erwünscht und haben seit jeher dazu geführt, dass im Ringen mit Argumenten und gegenseitigem Respekt die besten Ideen entstehen“, fasste Bastian Boschert zusammen.