Pfarrer Bonaventura Gerner: „Jesus will von uns beherzte Nachfolge und nicht herzlose Konsequenz. Der Heilige Gallus inspiriert.“
Wie in jedem Jahr beging auch in diesem Jahr am Sonntag nach dem Gedenktag des Hl. Gallus (16. Oktober) die Pfarrgemeinde St. Gallus Oberharmersbach das Patrozinium. Schon am frühen Morgen kündigten Böllerschüsse den Festtag an.
Zum Glauben bekennen
In traditioneller Weise beteiligten sich die historischen Vereine Spielmannszug und Bürgerwehr, sowie die Miliz- und Trachtenkapelle an dem kirchlichen Fest. Mit klingendem Spiel zogen sie zusammen mit Pfarrer Gerner und den Ministranten zum Festgottesdienst um 9 Uhr in die Kirche ein.
In seiner Begrüßung wies Pfarrer Gerner darauf hin, dass es auch heute, in einer Zeit, wo der Glaube weniger wird, Menschen brauche, die sich zum Glauben bekennen, im Alltag den Glauben leben, gerade jetzt, wo es in der Kirche ziemlich schwierig sei. „Und so feiern wir heute den Festtag des Hl. Gallus, der uns ein Vorbild im Glauben ist.“
Der Gottesdienst wurde vom Katholischen Kirchenchor Oberharmersbach feierlich mitgestaltet. Unter Leitung von Dirigent Andreas Müller sang der Chor erstmals die „Kurze Festmesse“ von Ignaz Reimann, begleitet von Fridolin Jilg an der Orgel.
Was trägt die Menschen heute?
„Die Botschaft von Jesus hat den Hl. Gallus getragen,“ ging Pfarrer Gerner in seiner Festpredigt auf das Leben des Hl. Gallus ein, „auch wenn es für ihn nicht immer leicht war und er bei den Menschen seiner Zeit auf Unverständnis und Ablehnung gestoßen ist.“
„Die Zahl der Katholiken hat weltweit zugenommen, der Glaube wächst. Die Botschaft Jesu interessiert Menschen, sie ist sinnstiftend. Wirklich?“ so Pfarrer Gerner in seiner Ansprache. Und er nannte zwei Beispiele aus dem Heiligen Land, wo trotz der aktuell gefährlichen Lage Ordensleute ausharren, um bei den Menschen vor Ort zu sein, sie zu trösten, ihnen zu Essen zu geben, egal welcher Religions- oder Staatengemeinschaft sie angehören. Sie tun dies mit großer Ernsthaftigkeit.
„Jesus will von uns beherzte Nachfolge und nicht herzlose Konsequenz. Der Heilige Gallus inspiriert. Nehmen wir ihn und auch aktuelle Menschen in den Blick und tun’s auch wir auf unsere Weise,“ schloss Pfarrer Gerner seine Ansprache.
Feierliche Vesper
Zum Vespergottesdienst am Nachmittag waren noch einmal zahlreiche Gläubige gekommen, um mit Psalmen und Liedern Gott zu loben und zu preisen. Noch einmal zogen die historischen Vereine in die Kirche ein, der Kirchenchor sang das „Tantum ergo“ und ein Marienlob. Höhepunkt der Feier war der eucharistische Segen mit der Monstranz.
Ehrensalut
Es ist Tradition, dass an hohen kirchlichen Festen die historischen Vereine am Nachmittag nach der Vesper vor das Pfarrhaus ziehen, um der Geistlichkeit die Ehre zu erweisen. Mit einem dreifachen Salut der Bürgerwehr und dem Präsentiermarsch der Miliz- und Trachtenkapelle wurde dieser Brauch vollzogen. Pfarrer Gerner ging in seinem Grußwort darauf ein, wie wichtig solche Tage wie heute seien, gerade in Zeiten globaler Umbrüche, zu wissen, was einander verbinde. Er brachte seine Freude zum Ausdruck, dass so viele Menschen an diesem Festtag teilnehmen. „Manches braucht einen Umbruch, aber manches auch nicht“, so Pfarrer Gerner. „Wenn wir solche Tage wie heute miteinander begehen, machen wir deutlich, was uns wichtig ist, was uns persönlich, im Verein, aber auch in der Kirche, trägt, gerade auch in Zeiten der Umbrüche.