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Zum aktuellen Thema »Ukrainekrise«
Durch den Überfall der russischem Armee auf die Ukraine ist der »schmutzige Donnerstag« 2022 zu einem zwiespältigen Gedenktag geworden: einerseits das närrische Treiben mit schlichtem Spaß an der Freude; andererseits mit dem militärische Angriff auf ein europäisches Land und damit mit dem Beginn eines schmutzigen Vernichtungskrieges gegen den »Westen als Imperium der Lügen“, so Putins Begründung. Zynischer geht’s wohl nicht! Das treibt mich um und lässt mir keine Ruhe.
Auch die Bibel (Gen. 4) erzählt von einem Brudermord. Kain erschlägt seinen Bruder Abel aus Neid und Rache. Putin will sein Brudervolk aus der Versklavung des Westens befreien und von seinen kriminellen Machthabern. In der Bibel hat Gott den Kain zur Rede gestellt: »Was hast du getan? … Das Blut deines Bruder schreit zu mir«. Wer stoppt Putin? So die Frage in politischen Gesprächsrunden. – Das Versprechen der Schlange im Paradies: »Ihr werdet sein wie Gott« (Gen. 3,6), scheint sich zu erfüllen. Denn nach der Lehre des Marxismus ist Religion Opium (Gift) für das Volk. Da hat nicht Gott das Sagen, sondern der Mensch. Die Partei bestimmt über Gut und Böse, über Leben und Tod.
Es bleibt die grundsätzliche Frage: Was ist der Mensch? Abbild Gottes mit dem gemeinsamen Vater im Himmel, ein Geschöpf aus Erde (Adam), mit Freiheit begabt, das wählen kann und entscheiden muss?
Oder: Zufallsprodukt der Natur, Machtrivale und Konkurrent; ein habgieriger und herrschsüchtiger Adam, der mehr sein will als er ist und sich nicht einfügen will in das wunderbare Gesamtgefüge der Natur?
Ja was ist der Mensch? Gott-geschaffen und Gott-gewollt? Liebenswert und liebensfähig? Oder: Zufallsprodukt? Habgierig und herrschsüchtig? Einer des anderen Feind? Der Mensch hat die Qual der Wahl und der Teufel lacht sich ins Fäustchen. So sitzt man/frau in der Zwickmühle: Herrschen und Haben wollen oder Geben und Teilen? Lieben bis zur Selbst- und Lebens-Hingabe oder Machtbesessenheit bis zur Selbstvernichtung? Selbstverwirklichung durch liebendes Vertrauen oder Selbstentfaltung durch tödliches Miss trauen.
Leider Gottes ist es so, dass die meisten Streitereien und Auseinandersetzungen im privaten und öffentlichen Bereich damit beginnen, es besser zu wissen als der andere und ein besseres Leben schaffen zu wollen; so wächst Ablehnung und Hass und beginnt eine blutige Spur der Vernichtung.
Eigentlich verrückt und unbegreiflich: das Böse geschieht um des guten Willen.
Deshalb empfehle ich allen das Gebet des jungen Salomo: »Verleihe mir ein hörendes Herz, damit es das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht« (1 Kön 3,9).
Alfred Haas,
Oberharmersbach