Eine Fülle von Informationen aus den Geschäftsjahren 2019 und 2020 haben die Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Oberharmersbach (FBG) auf dem Harkhof erfahren. Finanziell schrieb die FBG keine roten Zahlen. Personell bewegt man sich in ruhigem Fahrwasser, hingegen birgt die Entwicklung der Holzpreise und die Zukunft des Waldes insgesamt kaum abzuschätzende Risiken.
Geschäftsführer und Revierförster Hans Lehmann informierte zunächst über die Holzverkäufe in den beiden letzten Jahren. Insgesamt wurden rund 32.000 Festmeter über die Bücher der FBG abgesetzt. Das sind 2020 rund 100 LKW-Ladungen weniger als in 2019, was dem Schadholzanfall und der schlechten Marktlage geschuldet war. Die Nutzung der FBG-eigenen Maschinen verlief ohne besondere Probleme.
Die zufriedenstellende Entwicklung des Vereins zeigte auch der Bericht des Kassiers Bernd Nock. Daher wurde an dem jährlich zu beschließenden Verwaltungskostenanteil der Waldbesitzer für die Holzverkäufe auch nichts verändert.
Zügig verliefen die turnusmäßig anstehenden Wahlen. Bürgermeister Richard Weith wurde als Vorsitzender bestätigt. Für den verstorbenen stellvertretenden Vorsitzenden Frank Lehmann rückte der bisherige Schriftführer Landolin Jilg nach. Auf dessen Posten wählte die Versammlung Melanie Kopf. Geschäftsführer Hans Lehmann, Kassier Bernd Nock sowie die Beisitzer Andreas Birk, Fridolin Lehmann, Manfred Lehmann und August Schnaiter erhielten ebenfalls das einstimmige Vertrauen der Versammlung. Die Revierförster Hans Lehmann und Klaus Pfundstein informierten über verschiedene Regularien und Fördermöglichkeiten im Wald.
Gebremster Optimismus
»Wir sind noch nicht durch«, bremste Kurt Weber, Vorstand der Waldservice Ortenau (WSO), mit Blick auf den Holzmarkt den vorsichtigen Optimismus, der durch den aktuell guten Holzpreis aufkommen könnte. Dieser habe in den letzten Jahren eine Achterbahn-Strecke zurückgelegt. Für schwer verkäufliches Holz habe man die Möglichkeit des Fernexports eröffnet, aber nach wie vor seien die die Unwägbarkeiten am Markt zu groß, um eine eindeutige Prognose zu wagen. Selbst bei guten Preisen für hochwertiges Holz dürfe man den Durchschnittserlös über alle Sortimente nicht aus den Augen verlieren. Ferner stünden dem auch die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Betriebskosten gegenüber. »Momentan hat das Produkt aus dem Wald wieder eine Wertigkeit«, zog Weber ein Fazit. Ein Holzeinschlag mit Augenmaß sei angesagt, um den Markt nicht zu überfluten. Sorgen bereiten allerdings die zunehmenden Trockenschäden an Fichten und Buchen und auch an Tannen.
Höhenstufen verschieben sich
Diese Besorgnis erregende Entwicklung unterfütterte Hans-Georg Pfüller mit wissenschaftlichen Prognosen. Der Leiter des Amtes für Waldwirtschaft beim Landratsamt Ortenaukreis nannte als Ursache für den wachsenden Schadholzanfall die schlechte Wasserversorgung und steigende Temperaturen. Man werde künftig nicht unbedingt viel weniger Niederschlag messen, aber die Verteilung verlagere sich in die Monate außerhalb der Vegetationsperiode. »Das werden die Normaljahre werden« verwies er auf die deutlichen Veränderungen in 2018 bis 2020. Die in der Durchschnittstemperatur begründeten Höhenstufen würden sich nach oben schieben. Die wohl eher »politisch festgelegte 1,5 Grad Temperaturerhöhung« werde überschritten und man müsse vielmehr befürchten, dass bis zum Ende des Jahrhunderts eher eine Erhöhung um 4 Grad realistisch sei.
Fichte hat ausgedient
»Das hat Auswirkungen auf die Waldwirtschaft«, blickte Pfüller auf die zu erwartenden dramatischen Veränderungen. Gegensteuern mit Augenmaß sei angesagt, um auch den künftigen Generationen einen waldbauliche Perspektive offen zu halten. »Wer meint, Fichte gehe gerade nochmal eine Generation, der irrt«, mahnte er zu raschem Umdenken. Alternative Baumarten aus anderen Regionen mit wirtschaftlicher Zukunft müssten als Beimischung in Betracht gezogen werden, ergänzt durch sinnvolle Rahmenbedingungen. Eine Erhöhung der Baumartenvielfalt in den Beständen könne das Risiko eines Totalausfalls verhindern. Skeptisch zeigte er sich, ob sich mit den neuen Baumarten nicht auch der eine oder andere Schädling hier überhand nehme.