Vor 25 Jahren gründete sich der Landfrauen-Ortsverein in Oberharmersbach. Zum jetzt anstehenden Jubiläum stellen wir in einer Serie einige der heutigen Mitglieder vor – mit ihren unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen und Anliegen, die sie im Landfrauenverein vertreten sehen.
Monika Schnaiter war mit dem zweiten ihrer drei Kinder hochschwanger, als sie mit gerade einmal 28 Jahren in die Bresche sprang und den Vorsitz der Oberharmersbacher Landfrauen übernahm, weil sich deren Gründung andernfalls zerschlagen hätte. »Ich war einfach begeistert, aber auch völlig unbedarft«, erzählt die heutige Trägerin der vom Landwirtschaftsministerium vergebenen Staatsmedaille in Gold von dem Geschehen vor einem Vierteljahrhundert.
Von Hause aus ist Monika Schnaiter landwirtschaftstechnische Lehrerin, 1991 heiratete die aus der Nähe von Schwäbisch-Gmünd Stammende auf den Friedershof ein. Mit der Geburt des zweiten Kindes gab sie ihren ursprünglichen Beruf vollends auf und wurde zur selbstständigen Unternehmerin – auf einem 1749 erbauten Anwesen, das sich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert in der Hand der Familie Schnaiter befindet, ganz am Ende des Waldhäuser Tales, und dessen Wohn- und Wirtschaftsräume heutzutage rund 900 Quadratmeter umfassen.
Sechs Ferienwohnungen gehören dazu. »Zu Hoch-Zeiten habe ich 25 Personen zusätzlich auf dem Hof«, lacht Monika Schnaiter ihr warmes, tatkräftiges Lachen. Hinzu kommen 20 bis 25 Rinder, fünf Pferde, zwei Ziegen und eine muntere Katzenschar. Um das Landwirtschaftliche kümmert sich ihr Mann, und auch die Schwiegereltern beispielsweise helfen tagtäglich mit, trotz deren hohen Alters.
Doch trotz aller Arbeit mit Hof und Familie: »Ich habe immer ein bisschen auch den Reiz von außen gebraucht«, betont die 52-Jährige, »und meine Tätigkeit bei und für die Landfrauen waren und sind eine sehr schöne Gelegenheit.«
Als sie bei der Informationsveranstaltung im Vorfeld der Gründung des Ortsvereins von den Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen erfuhr, vom Bildungs- und Sozialwerk, und auch vom politischen Auftrag der Landfrauen, war sie sofort von dem Verein begeistert.
So wurde Monika Schnaiter also Vorsitzende. »Ohne Plan, wie so ein Ortsverein funktioniert, das war schon ein richtiges Abenteuer damals«, schmunzelt. sie, die bis dato keinerlei Ehrenamt bekleidet hatte Und sie unterstreicht: Die Gründung sei für sie – im Nachhinein gesehen – die Initialzündung dafür gewesen, dass sie vier Jahre nach ihrem Zuzug nun wirklichen Kontakt zu den Menschen im Dorf bekommen habe.
Dank der Unterstützung des übergeordneten Verbandes fand sie sich sehr schnell in ihre neue Aufgabe ein. Stets neue Impulse für den Ortsverein erhielt sie überdies durch ihre Verbandstätigkeit – 2002 wurde sie ins Präsidium des Landfrauenverbandes Südbaden gewählt, 2004 wurde sie Bezirksvorsitzende. »Ich sage immer: Landfrauen, das ist das Leben. Das ist etwas, was mich geprägt hat«, unterstreicht sie. »Der Mensch muss sich engagieren, damit er vorankommt, und Bildung ist das Elementarste.« In einer Gesellschaft allemal, in der einem in punkto Wandlungsfähigkeit viel abverlangt werde.
Der Kreis schließt sich
Zwölf Jahre lang führte Monika Schnaiter den Oberharmersbacher Ortsverein, unter anderem trieb sie – damals schon! – die Vermarktung regionaler Produkte voran. Und im Rahmen eines immer vielseitiger werdenden Veranstaltungsprogramms wurde die Ausbildung als Fachfrau für Gästebetreuung von Mitgliedern ebenso gerne angenommen wie die Ausbildung zur Genussbotschafterin oder etwa zur hauswirtschaftlichen Familienbetreuerin. Letzteres erlaubte vielen Frauen nach der Familienpause den Wiedereinstieg in den Beruf, sie sind in der Sozialstation oder im Altenheim beschäftigt.
Während die Landfrauen auf der einen Seite ihren älteren Mitgliedern ermöglichen, durch Weiterbildung in einer sich ständig ändernden Wissensgesellschaft Fuß zu fassen, helfen sie jungen Frauen in diesem »verkopften« Leben bei der Suche nach einer gewissen Erdung.
»Das, was wir Frauen im ländlichen Bereich früher zu viel hatten an Häuslichkeit, an Hauswirtschaft, Betreuungs- und Fürsorgeleistung«, so Monika Schnaiter, fehle den jungen Frauen inzwischen häufig. Regelrecht heiß auf beispielsweise Brotbacken und Käsemachen seien sie, »die Jungen suchen bei uns Landfrauen »Heimat«, da schließt sich der Kreis.«
So kommt es nicht von ungefähr, dass eine zentrale Forderung der Landfrauen heutzutage darin besteht, wieder mehr Alltagskompetenzen in den Schulen zu vermitteln, ein entsprechendes Fach wieder einzuführen.