Die Planung des Organistendienstes in der Pfarrkirche St. Gallus scheint etwas entspannter abzulaufen. Luisa Lehmann wird künftig die Oberharmersbacher Gottesdienste an der Orgel begleiten.
Es ist kühl hier oben auf der Empore. Nur das Windsystem der Orgel ist zu vernehmen. An der Orgel sitzt Luisa Lehmann, die ihre etwas klammen Finger bewegt, bevor sie die Register wählt und die ersten Töne ihrer Probestunde erklingen lässt. Sie wird in nächster Zeit an diesem Platz nicht nur üben, sondern zu Messen in der großen Oberharmersbacher Pfarrkirche die Orgel spielen.
»Es war eigentlich eher ein Umweg, wie ich zu dieser Aufgabe gekommen bin« erinnert sie sich. Musikalisch ist sie schon erblich vorbelastet. Ihre Eltern Heike und Bernhard sind mit Gesang und Instrumenten vertraut. Nicht von ungefähr begann die sechsjährige Luisa daher mit dem Klavierspielen, mit 14 Jahren nahm sie zusätzlich Gesangsunterricht.
Da nicht nur die Oberharmersbacher Pfarrei händeringend nach Organisten sucht, wurde eine entsprechende Anfrage auch an ihren Vater Bernhard gerichtet. Aus Zeitgründen kam dies für ihn nicht in Frage, aber dadurch wurde zumindest Interesse für das Orgelspiel bei Luisa geweckt.
»Die Herausforderung hat mich gereizt, denn ausreichende Vorkenntnisse hatte ich mit dem Klavierunterricht schon erworben« schätzt die angehende Kirchenmusikerin ihre Fähigkeiten durchaus richtig ein. Und so begann für sie die dreijährige Ausbildung.
In Gengenbach fand sie mit Matthias Degott einen erfahrenen Mentor. Woche für Woche ließ sie sich in Theorie und Praxis für den Dienst an der »Königin der Instrumente« unterrichten. Dann folgte die letzte Hürde für die zwanzigjährige Jungorganistin, die derzeit eine Ausbildung als Erzieherin durchläuft. In Freiburg standen im November vergangenen Jahres 13 Prüfungen an. Neben Liturgie und Musikgeschichte waren auch fundierte Kenntnisse in Tonsatz und Gehörbildung, dem Orgelspiel an sich und Chorleitung gefragt. Mit der bestandenen Prüfung hatte Luisa Lehmann ihre C-Ausbildung abgeschlossen.
»Ich will hier in der Kirche die Orgel spielen« sieht die Nachwuchsorganistin ihrer künftigen Aufgabe entgegen. Bei der anstehenden Besprechung für den Organistendienst im März dürfte sie auch gleich ihren ersten regelmäßigen Verpflichtungen entgegen sehen. Sie habe sogar schon Anfragen erhalten, ob sie nicht einen Kirchenchor übernehmen könne. »Aber ich will mich jetzt zuerst auf das Orgelspiel in Oberharmersbach konzentrieren, um auch die zeitliche Belastung abschätzen zu können« wehrt sie vorerst alle weiteren Verpflichtungen ab. Wenn sich das eingespielt habe, werde man weitersehen.
Luisa Lehmann wird das Oberharmersbacher Organistenteam verstärken und nach Absprache der Termine ihre ersten wirklichen »Gehversuche« an der Oberharmersbacher Orgel wagen.