Seit einigen Wochen nutzen Stefan und Elfriede Lehmann ihre Heutrocknungsanlage. Der Kornbauernhof im Obertal, seit 2015 zertifizierter Biohof, produziert nunmehr Nahrungsmittel nach dem Demeter-Siegel. Damit verbunden war eine Umstellung des gesamten Betriebes.
Der Duft von frischem Heu hängt in der Luft der riesigen Halle, viel intensiver, als man es von der Wiese kennt. 2800 Kubikmeter Heu lagern hier aktuell, unterteilt in drei Boxen von je 150 Quadratmeter. Die Heuhalle ist das Herzstück des Demeter-Hofes. Stefan und Elfriede Lehmann nutzen diese Einrichtung als erste im Ortenaukreis, um so qualitativ hochwertige und gesunde Heumilch zu produzieren.
Schon länger hatte sich die Familie Lehmann über andere Möglichkeiten der Milcherzeugung und -vermarktung informiert. Informationsbesuche in der Schweiz, Österreich und im Allgäu, wo diese Anlagen schon länger Fuß gefasst haben und schließlich die Insolvenz des bisherigen Milchabnehmers ließen den Entschluss reifen, eine eigene Heuhalle zu bauen.
Heuhalle in Vollholzkonstruktion
Schon bei der Planung legten die beiden Wert auf Nachhaltigkeit. Beauftragt mit den Bauarbeiten wurden einheimische Firmen. Elfriede und Stefan Lehmann entschieden sich auch in Zusammenarbeit mit einer unmittelbar benachbarten Firma für eine Vollholzkonstruktion, bundes- und europaweit einmalig. »Damit haben wir, gut für die Umwelt, nicht nur beste Isolierungswerte, unser Heu kommt auch nicht mit möglichen Schadstoffen anderer Baumaterialien in Kontakt«, beschreibt Stefan Lehmann die Vorteile.
»Wichtig für uns war aufgrund der familiären Situation eine Optimierung der Arbeitsabläufe«, gibt Stefan Lehmann zu bedenken. Die Investition ermöglicht ein Transport des Heus mit dem Kran direkt in den daneben liegenden Stall.
Wertvolle Bestandteile des Futters bleiben erhalten
»Die Heumilch ist gesünder für den Menschen, und das Futter dient auch der Tiergesundheit«, weiß Elfriede Lehmann aus Erfahrung. Verständlich, wenn man bedenkt, dass durch das mehrmalige Zetten (in der Umgangssprache das »Wenden«) des Grases auf der Wiese viele wertvolle Teile des Futters verloren gehen. »Diese Bröckelverluste können wir mit einem nur einmaligen Zetten im Freien vermeiden«, erläutert Stefan Lehmann.
Das angetrocknete Futter lagert auf einem Rost, der in der Heuhalle des Kornbauern 70 Zentimeter über dem Boden liegt. Je nach Jahreszeit und Witterung saugt eine Ventilator Luft von außen an oder verwendet Umluft. Von unten wird diese schon feuchtigkeitsarme Luft durch das Heu geblasen. »Wie ein Föhn«, fährt der Kornbauer fort. Und nach gut 48 Stunden sei das Heu auf 85 oder sogar 90 Prozent herunter getrocknet.
»Das Vieh weiß die Qualität des Futters zu schätzen«, schildert Elfriede Lehmann den Appetit ihrer Rinder. Das komme auch unserem Betrieb und damit der Qualität unserer Produkte zugute. Schließlich hätte dies auch Auswirkungen auf die Gesundheit, Fruchtbarkeit und Milchleistung der Kühe. Auf dem Demeter-Hof schließt sich hier der Kreis. Die über 40 Milchkühe und auch die eigene Nachzucht erhalten als Futter ausschließlich Gras und dieses qualitativ hochwertige Heu. Zusammen mit anderen Milcherzeugern derselben Qualität in der Umgebung hat man die Abholung und Vermarktung geregelt. Über die hofeigene Milchtankstelle im Bio-Laden kann der Kunde auch vor Ort diese Heumilch verkosten.
Besseres Tierwohl
»Unseren Kühen wachsen auch wieder Hörner«, nennt Elfriede Lehmann den nächsten Schritt zur Demeter-Qualität. Dazu gehöre auch der Verbleib Kälbchen in den ersten vier Wochen bei der Mutterkuh. Man dürfe weder das Tierwohl mit einer besseren Gesundheit und auch die qualitativ hochwertige Nahrung für den Menschen nicht aus den Augen verlieren.
Dass die Kornbauerfamilie auf dem richtigen Weg ist, zeigt das Interesse von möglichen »Umsteigern« auf die Heutrocknung in einer Halle. Im Wochenrhythmus melden sich Besucher an, um sich zu informieren. Jüngst haben auch Bürgermeister Richard Weith und der Gemeinderat die Heuhalle besichtigt und sich während einer Führung den Arbeitsablauf sowie die Vorteile der Heumilch erklären lassen. Elfriede und Stefan Lehmann denken darüber nach, spätestens im kommenden Jahr mit einem »Tag der offenen Tür« ihren Weg zur Qualität einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.





