Nicht nur die Wetterkapriolen machen der Landwirtschaft zu schaffen. In der Jahresversammlung der BLHV-Ortsgruppe Oberharmersbach im Gasthaus «Hubertus« am Donnerstag wurde auch die zunehmende Bürokratie beklagt, die nur noch mit einem erheblichen Zeitaufwand zu bewältigen sei.
Zu Beginn der Versammlung gedachten die Mitglieder des jüngst verstorbenen At-Harkbauer Wilhelm Hug und des langjährigen Berichterstatters Hermann Kornmayer. Das Jahr 2018 sei wettermäßig extrem ausgefallen, resümierte Vorstandsmitglied und Schriftführerin Anja Jilg. Der Klage über ein zu nasses Frühjahr sei die Klage über den trockenen Sommer gefolgt. Diese Auffälligkeiten habe man aber schon länger beobachten können, wie beispielsweise die Zunahme der Stürme gezeigt hätten.
Deutlicher Unmut machte sich bei weiteren bürokratischen Auflagen breit. Künftig sei der Agrar-Diesel-Antrag nur noch elektronisch möglich, unabhängig vom Zugang zum schnellen Internet. Ferner würden bei den wiederkehrenden Trinkwasseruntersuchungen 49 Parameter gemessen, obwohl nicht sicher sei, ob diese Paramater auch alle im betreffenden Gebiet von Bedeutung wären bzw. sich innerhalb des Untersuchungszeitraums relevant verändern könnten. Zu dieser Untersuchung seien auch Schnapsbrennereien verpflichtet, denn gerade hier spiele beim Nachweis der Herkunft mit Namen, Symbolen und Bezeichnungen auch das Wasser eine gewichtige Rolle.
Um den ganzen bürokratischen Wust zu bewältigen bzw. um die Mitglieder zu informieren, listete die Schriftführerin eine ganze Reihe von Besprechungen und Tagungen auf. «Zu allem Überfluss macht uns noch die Forstreform zu schaffen und möglicherweise auch der Wolf« beklagte Jilg. Bei der jüngst abgehaltenen Tagung mit dem zuständigen Minister in Hausach habe sich kaum eine Verbesserung zugunsten der Waldbesitzer ergeben, wie Vorstandsmitglied Manfred Lehmann ergänzte. Ein Test im vergangenen Jahr habe gezeigt, wie schwierig in Steillagen solche Zäune zu errichten seien. Der jetzige Ansatz, für Zäune 90 Prozent Zuschuss bereitzustellen, ließe Unterhaltungsmaßnahmen außen vor. Dies sei fern jeder Realität.
Dennoch blieb bei dem gewaltigen Aufgabenpensum noch Zeit, sich anderweitig zu engagieren. Die BLHV-Ortsgruppe betreute das «Lernfeld Landwirtschaft« auf der Landesgartenschau in Lahr und war auch bei örtlichen Aktivitäten vertreten, unter anderem beim örtlichen Weihnachtsmarkt.
Bürgermeisterstellvertreter Hubert Müller, der für den erkrankten Bürgermeister Richard Weith die anstehende Wahl leitete, dankte vorab der Vorstandschaft und dem BLHV für die geleistete Arbeit. «Das unerträgliche Maß an Bürokratie schmälert vernünftige Rahmenbedingungen«, schlug Müller in dieselbe Kerbe. Die Landwirte kümmerten sich um die Offenhaltung und Pflege der Landschaft, hier werde ein wichtiger Beitrag auch für den Tourismus geleistet. «Ihnen gilt der Dank der Gemeinde und wir wünschen uns den gemeinsamen Erfolg für die Zukunft« leitete Müller zur Wahl des künftigen Gremiums über.
Ohne Gegenkandidaten und Gegenstimmen wurde das Dreigestirn Anja Jilg, Stefan Jilg und Manfred Lehmann bestätigt. Thomas Lehmann wird sich auch künftig um die Finanzen des Vereins kümmern. Martin Lehmann gehört für weitere drei Jahre als Beisitzer des Vorstandsgremium an. Für den nach 25 Jahren ausscheidenden August Schnaiter wurde Stefan Echle gewählt. Mit einem Präsent bedankte sich der BLHV bei dem ausscheidenden Beisitzer für die jahrelange gute Zusammenarbeit.