Lösung: Unser Bild ist auf den 2. Dezember 1952 datiert. An jenem Tag wurde der am 29. November 1952 nach kurzer, schwerer Krankheit verstorbene Oberharmersbacher Pfarrer Ludwig Tröndle beigesetzt. Er wurde 68 Jahre alt. Seine letzte Ruhestätte fand er am Rande des Friedhofes unmittelbar neben der Pfarrkirche, die er 24 Jahre betreut hatte. Neben ihm wurde im Juli 1982 auch sein Nachfolger Pfarrer Franz Josef Forner beigesetzt. Er betreute die St. Gallus Pfarrei von 1953 bis 1967 und war zuletzt Pfarrer in Gremmelsbach.
Zwei aus Oberharmersbach stammende Pfarrer, der damals achtzigjährige Matthias Armbruster und Rudolf Lang, konzelebrierten unter anderem mit dem Zeller Stadtpfarrer Oberle und dem Wolfacher Stadtpfarrer Dekan Huber das levitierte Hochamt für Ludwig Tröndle und beteten das Totenoffizium. Selten zuvor und danach hat der Friedhof einen so großen Leichenzug gesehen – und wohl einmalig war auch die Dauer der ganzen Zeremonie. Dreieinhalb Stunden – von neun Uhr bis halb eins – notierte damals der Chronist, bis die religiösen Zeremonien, der Trauerzug von der Kirche durch das Dorf am Schwesternhaus vorbei zum Friedhof und die nicht enden wollenden Nachrufe der Gemeinde, zahlreicher Vereine und Wegbegleiter des Verstorbenen gehalten waren.
Auf dem Bild sind zu erkennen: Vor der (alten) Sakristei haben die Gemeinderäte Aufstellung genommen, hinter dem weiß gekleideten Mädchen am linken Sargende steht mit einem Kranz Bürgermeister Ludwig Braun, rechts daneben Mitglieder des Gemeinderats. Hinter der Geistlichkeit ist die Bürgerwehr zu sehen.
Ludwig Tröndle wurde am 9. Januar 1884 in Rotzel, Gemeinde Hochsal bei Säckingen geboren. 1911 in St. Peter zum Priester geweiht, kam er 1915 als Vikar nach Zell a. H. 1917 wurde er nach Waldshut versetzt, 1920 nach St. Märgen. Sein Wirken in Unterlauchingen von 1923 bis 1928 ist verbunden mit dem Bau der dortigen Herz-Jesu-Kirche und des Pfarrhauses.
Am 15. November 1928 kam er nach Oberharmersbach – er löste Pfarrer Johann Busse ab – und wurde drei Tage später feierlich in sein künftiges Amt investiert. Nur für wenige Jahre wurde ihm ein Vikar zugeteilt, um die weitläufige Pfarrei zu betreuen. Ein Auto besaß er nicht, Versehgänge unternahm er gemeinsam mit Mesner Gustav Winterhalter zu Fuß. Der Religionsunterricht an den vier Oberharmersbacher Schulen, oft mit »handfesten und schlagkräftigen Argumenten« versehen, gehörte auch zu seinen Pflichten. Die mitunter langen Wege in die Schulen legte er manchmal mit dem Fahrrad zurück.