Lösung: Primizfeiern sind in Oberharmersbach eher selten geworden. Zuletzt gab es 2003 Anlass, dieses Fest zu feiern, und das gleich zweimal (Ferdinand Schnaiter und Rudolf Lehmann). 1972 feierte Alfred Haas seine Primiz, 1967 Reinhold Killig und 1939 Rudolf Lang.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren diese rar gewordenen Feiern beinahe an der Tagesordnung. Zehn Söhne der Gemeinde Oberharmersbach haben in den Jahren 1882 bis 1905 ihre Primiz gefeiert. Unser Bild zeigt die Feier auf dem Gallus-Hof in Zuwald am 16. Juli 1905. Das Elternhaus war festlich geschmückt, um August Lehmann – sein Bruder Ferdinand war zwei Jahre zuvor zum Priester geweiht worden – einen würdigen Empfang zu bereiten.
August Lehmann zeigte sich in seinem Leben und Beruf äußerst geradlinig und konsequent, nahm kein Blatt vor den Mund, wenn es seiner Meinung nach nicht mit rechten Dingen zuging, und wenn er sich ein Ziel gesetzt hatte, dann gab es für ihn kein Halten mehr. So holte er unter abenteuerlichen Umständen zu Beginn des Jahres 1918 seinen an der Ostfront verstorbenen und im heutigen Weißrussland beerdigten Bruder Cölestin zurück (vgl. Silvesterausgabe 2017 der Schwarzwälder Post »Die Reise mit der Leiche«).
Seine Vorgesetzten in Freiburg hatten auch nicht immer Freude mit ihm, denn er kritisierte vor allem das Zentrum in der damaligen Weimarer Republik, die als Partei des Katholizismus mit einer rechtslastigen, nationalistischen Gesinnung der Aufrüstung des Deutschen Reiches durchaus das Wort redete.
Zum Gedenken an die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges ließ er Mitte der 1920er Jahren unweit seines Elternhauses die Kriegergedächtnis-Grotte nach dem Vorbild der Marienerscheinung von Lourdes aus Schwerspatsteinen (Baryt) errichten. Das Mineral wurde bis in die 1930er Jahre im Zuwälder Tal abgebaut.