Knapp 150 Milchbäuerinnen und Milchbauern sowie einige junge Hofnachfolger – so viele wie nie zuvor in den vergangenen Jahren –
nahmen an der diesjährigen Mitgliederfahrt desBDM teil. Ihr Ziel: die Normandie.



Für die Organisatoren war es nicht ganz einfach im Vorfeld alles so zu organisieren, dass alles bei einer solch großen Zahl an Teilnehmern auch klappt. Und dass es bei aller Vorbereitung und Sorgfalt von unerwarteter Seite zu Problemen kommen kann, ist immer möglich. So war es auch bei der BDM-Mitgliederfahrt. 24 Stunden vor der Abfahrt erreichte die Organisatoren die Meldung, dass in Frankreich am Anreisetag ein Generalstreik der Bahn durchgeführt wird. So mussten alle Teilnehmer nochmals informiert werden, dass sich die Abfahrtszeit nach vorne verschieben wird, weil die Strecke von Biberach (Baden) nach Le Mans nun mit dem Bus und nicht ab Straßburg mit dem Zug gemeistert werden musste. Der Dank der Teilnehmer galt der Firma Schnurr Busreisen, die schnell entschied, die Teilnehmer nicht nur nach Straßburg, sondern bis nach Le Mans zu fahren. Angekommen in Le Mans stieg man in drei andere Busse, die plangemäß auf die Reisegruppe warteten. Gegen 20 Uhr erreichte man dann die Hotels mitten in der Normandie.
Berg im Atlantik
Am Freitag stand die Besichtigung des weltberühmten „Mont St. Michel“ auf dem Programm. Bei herrlichem Wetter konnte man das gesamte Kloster und die engen Gassen rund um den Berg mitten im Atlantik besichtigen. Nach der Besichtigung stand für die Reisenden noch eine geführte Wattwanderung an. Viele nutzten die Gelegenheit, barfuß durch das Watt zu wandern. Der Spaß war das eine, die Kälte jedoch das andere. So manch einer war froh, nach 1,5 Stunden wieder in seine eigenen Schuhe zu steigen. An den Füßen froren die Teilnehmer der Wanderung den restlichen Tag jedoch nicht mehr.
Karamell aus eigener Milch
Anschließend fuhr man auf den Hof von Andre Lefranc. Er und seine Familie bewirtschaften einen Hof mit 150 Milchkühen. Das Markenzeichen des Hofes ist die Herstellung von Karamell. In verschiedensten Variationen wird es produziert. Ein tolles Beispiel, wie man zusätzlich Wertschöpfung mit der eigenen Milch erzielen kann. Abends waren alle in der Heimatgemeinde von Anton Sidler, dem Mitorganisator, in die Gemeindehalle eingeladen. Dort traf man sich mit rund 100 französischen Kollegen zum Austausch. Es stellten drei deutsche sowie drei französische Bauern ihre Höfe vor. Interessant für alle Anwesenden war, wie ihre Kollegen auf verschiedenste Art und Weise versuchen ihre Höfe zu bewirtschaften, um ein einigermaßen gerechtes Einkommen zu erzielen.
Geschichte live
Am Samstag starteten die Urlauber früh morgens nach Arromanches. Arromanches ist der Ort am Atlantik, wo am 6. Juni 1944 die alliierten Truppen die Invasion gegen das Deutsche Reich begonnen haben. Bewegend und tief beeindruckt stand man an den Stellen, wo vor nicht allzu langer Zeit viel Blut vergossen wurde. Alte Bunkeranlagen und Reste des künstlich angelegten Hafens zeugen noch heute von der Grausamkeit des zweiten Weltkrieges. In einem neu erbauten 360° Kino konnten alle nochmal sichtlich berührt, von neun Leinwänden gleichzeitig, Videos und Ausschnitte ansehen, welche noch mal verdeutlichten, was an diesen Tagen dort geschah.
Danach fuhr man auf einen deutschen Soldatenfriedhof. Erschüttert und tief bewegt konnte man tausende von Sterbetafeln der gefallenen Soldaten besichtigen. Erschreckend waren die überwiegend jungen Altersangaben der Gefallenen. Keinen der Teilnehmer ließ dies kalt. Einig war man sich anschließend, dass jeder einzelne auf dieser Welt sich engagieren sollte, dass dieses Leid und Elend, das ein Krieg verursacht, nie wieder eintreten soll.
Den Abend verbrachte man dann wieder froh gelaunt zusammen im Hotel. Bis weit nach Mitternacht pflegte man die Kameradschaft.
Voller Einsatz von den Regenwürmern
Am Sonntag stand der Besuch auf dem Hof von Anton und Marlene Sidler auf dem Programm. Anton und seine Familie sind vor 30 Jahren aus der Schweiz in die Normandie ausgewandert und haben sich in den Jahren einen stattlichen Hof aufgebaut. Beeindruckt war man über das Praxiswissen von Anton Sidler. Ohne Chemie und Pestizide bewirtschaftet die Familie Sidler ihren Hof mit rund 100 Milchkühen. Familie Sidler setzt bei der Bodenbearbeitung stark auf Regenwürmer. Je mehr Regenwürmer desto durchlüfteter und fruchtbarer der Boden, so die Devise.
Nach der Besichtigung verabschiedete man sich und dankte vor allem Anton Sidler für die großartige Unterstützung in der Vorbereitung der Mitgliederfahrt und trat wieder die Heimreise an.
Mit den drei Bussen ging es zurück nach Le Mans und danach weiter mit dem nun nicht mehr bestreikten TGV flott nach Straßburg. Dort warteten wieder die Busse der Fa. Schnurr. Gegen 19.30 Uhr erreichte man den Hof von Christian Adam in Wahlenheim im Elsass. Dort war man zum Abschluss zu einem großen Flammenkuchenessen mit den 150 BDM-Mitglidern eingeladen. Familie Adam verarbeitet die gesamte Milch der etwa 150 Milchkühe selber. Eine riesige Aufgabe für den Betriebsleiter, aber erfolgreich wie man sehen konnte.
Danach hieß es Abschied nehmen. Organisator Stefan Lehmann bedankte sich bei allen für das gute Gelingen der vier Tage. Nur durch Disziplin der Teilnehmer war es möglich, solch eine Reise auf die Beine zu stellen. Gut gelaunt kam man dann gegen 23 Uhr wieder in Biberach (Baden) an. Sehr gefreut haben sich die Organisatoren über die positiven Rückmeldungen der Fahrt.
Dementsprechend motiviert wird man auch im nächsten Jahr versuchen, eine gemeinsame Fahrt zu organisieren. Nicht wenige haben jetzt schon angekündigt, dass sie auch nächstes Jahr wieder dabei sein wollen und fragten nach, wohin es denn gehen wird.