Mit gutem Beispiel vorangehen will der Imkerverein Oberharmersbach, um landschaftliche Vielfalt und erhaltenswerte Lebensräume optisch und ökologisch aufzuwerten. Das Konzept »Blühender Naturpark« soll in die Vereinsarbeit integriert werden und so auf die ganze Gemeinde ausstrahlen.
Manfred Kraft, Obmann in Baden für die gesamte Thematik der »Bienenweide«, ist seit einiger Zeit sehr engagiert unterwegs, um die Leute wachzurütteln. Im kleinen Kreis mit Vertretern des Imkervereins und der Gemeinde stellt er das Konzept vor. »Es sieht so aus, als würde ich Blütenflächen vermarkten«, gewinnt er seiner Werbetour eine heitere Seite ab. Aber die Probleme sind offensichtlich. Um 70 Prozent ging der Insektenbestand in den letzten drei Jahrzehnten zurück, mit gravierenden Auswirkungen für die Nahrung von Vögeln und für die Bestäubung der Obst- und Gemüsepflanzen.
Sehr engagiert fächert Manfred Kraft die komplexe Materie auf, sein fundierter Sachverstand bleibt keine Antwort auf jede noch so detaillierte Frage schuldig. »98 Prozent der Heuwiesen sind verschwunden«, nennt der Obmann eine bedenkenswerte Zahl. Die »Reparatur dieser Flächen«, wie er es nennt, würde Jahrzehnte dauern. Solange könne die Natur warten, aber nicht der Mensch. »Bunte und blütenreiche Flächen bringen auch ein Stück Lebensqualität«, wirbt er optisch für sein Projekt. Dahinter steckt aber eine wichtige ökologische Komponente: neue Nahrungsquellen und vor allem Lebensräume für bedrohte Insektenarten zu schaffen.
Vorab gehe es darum, geeignete Flächen zu finden, die für das langfristig und nachhaltig angelegte Konzept geeignet seien. Beim Imkerverein scheint er damit offene Türen einzurennen und auch die Gemeinde hat dafür ein offenes Ohr. »Als Tourismus- und Wandergemeinde werden wir mitgehen“, signalisiert Bürgermeister Richard Weith seine Zustimmung.
Für Manfred Kraft ist es wichtig, das Projekt in Oberharmersbach auf eine möglichst breite Basis zu stellen. »Wenn es in den Köpfen der Leute ist, kommt es auch in die Erde«, weiß er aus seiner bisherigen Erfahrung. Die Möglichkeit, sich einzubringen, sei nicht an große Flächen gebunden, »da reicht auch ein Blumenkasten auf dem Balkon.« Sein Projekt, eine Kooperation mit den Naturparks in Baden-Württemberg, setzt auch auf die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten. »Das ist eine Erfahrung für den Rest des Lebens«, beschreibt er den Einsatz der Kleinsten mit Eimerchen und Schäufelchen. Sie sähen ja schließlich das Ergebnis ihrer Arbeit.
Ganz ohne Mühe wird es nicht gehen, wie die Auflistung der bevorstehenden Arbeitsschritte zeigt. Wichtig seien geeignete Flächen, die über mehrere Jahre so genutzt würden. »Unabdingbar nach der Vorbereitung der Fläche ist die Aussaat mit zertifiziertem Saatgut aus der Region«, stellt Kraft kategorisch fest. Dadurch seien regionaltypische Pflanzen gewährleistet, außerdem sei eine Mischung aus ein- und mehrjährigen Pflanzen wichtig.
»An Kosten fällt nur das Saatgut an«, rechnet Kraft vor. Aber für die Beratung für die Bodenvorbereitung, die Aussaat und die Pflege bzw. Betreuung der Flächen stünde er als Ansprechpartner zur Verfügung. Von Vorteil wäre natürlich, wenn es in der Gemeinde mindestens einen Fachmann gäbe, der für dieses Gebiet fachlich verantwortlich zeichnet. Im März werde ein Seminar angeboten, das Obleute für Bienenweiden ausbilde.
Der Oberharmersbacher Imkerverein sieht sich in einer Vorreiterrolle. Zusammen mit der Gemeinde wird ein Areal ausgewiesen und angepflanzt, um weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter für dieses Projekt zu werben.