Michaela Neuberger scheinen die Ideen nicht auszugehen. Mit Rundgängen und Erzählabenden entführt sie seit Jahren ihre Zuhörer in die Zeit des Aberglaubens und der Sagen. Geschichten zu Bäumen und Pflanzen und deren Heilkraft ergänzen nunmehr ihre bisherige Vortragsreihe.
Foto: Lehmann-Archiv
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Foto: Lehmann-ArchivRund zwei Dutzend Gäste haben sich beim »Schwarzwälder Hof« versammelt. Etliche kennen die Gastgeberin, die sich auch heute Abend als »Zetzel« herausgeputzt hat. »Der Mensch ist mit den Bäumen verwurzelt« steigt Michaela mit gewohntem Elan ins Thema ein. Ob man von jemandem abstamme oder sich aufbäume, der Baum sei allgegenwärtig. Und schließlich lasse sich ein alter Baum nicht gerne verpflanzen.
So erging es ihr wohl auch. Ebenso spontan wie die erste Wanderung mit örtlichen Sagen im Jahre 2006 entstanden ist, folgten fast zwangsläufig weitere Themenabende zu Hexen und Geistern, Wiedergängern und Wunderheilern – Michaela Neuberger blieb hier ihrem Metier verwurzelt. Dazu beigetragen hatte vor allem der Kontakt zu Hedwig Buß, deren schier unerschöpflicher Schatz an Ausarbeitungen zu diesen Themen einen fruchtbaren Boden bildete, in dem Michaelas Wurzeln sich bestens verankerten – wie Bäume eben, denen sie sich momentan verschrieben hat.
Ihr jüngstes »Kind« aus der Reihe ihrer Wanderungen bringt den Zuhörern die enge Verbindung zwischen Mensch und Bäumen sowie Pflanzen näher. Sorgfältig hat die Referentin die Route mit charakteristischen Pflanzen ausgewählt. Der Himbeerstrauch, dessen zu einem Tee aufgebrühte Blätter heilende Wirkung haben, oder der Apfel, der auch Rauchergelüste zügeln soll, von dem aber die »Zetzel« absolut nichts wissen will, oder der Brennnesseltee mit seiner entschlackenden Wirkung: es scheint, als könne man gar nicht mehr krank werden.
Zwischendurch bietet Michaela auch mal ein »Versucherle« an, auch mal ganz gewöhnlicher Birkensaft aus dem Tetra-Pack. Eine ganze Litanei von Wirkstoffen, die aus Blättern, bestimmten Säften und aus der Rinde verschiedener Pflanzen und Bäumen gewonnen werden, weiß sie aufzuzählen. Der Rothklee soll gegen Keuchhusten und bei Bronchitis helfen. Und wieder darf jeder probieren, wie Rotklee schmecken kann, »wenn er mit Korn angesetzt und mit Cognac verfeinert ist« ergänzt Michaela.
Die Schar zieht weiter ins Jedensbachtal. Die Linde, die hier beim über 470 Jahre alten Jedensbachhof Schatten spendet, besitze eine lange Tradition, wie Michaela auf die frühere Bedeutung abhob. Wegen der herzförmigen Blätter sei die Linde vor allem Treffpunkt der Verliebten gewesen, aber auch Mittelpunkt des Dorfgeschehens schlechthin. Meist habe sie auf dem Dorfplatz gestanden, in der Nähe des Rathauses, weil sie auch Rechtsprechung und Wahrhaftigkeit symbolisiert habe. »Aber emol ehrlich, ä Linde hit bim ä Rothus?« fragt Michaela spitzbübisch in die Runde, ohne die Antwort abzuwarten. Die geben ihr die lachenden Zuhörer, bevor der Weg zu weiteren Stationen führt. Die Eiche mit ihren besonderen Blättern und der Nußbaum, dessen Blätter in den Schuhen Schmerzen brennender Füße lindern sollen, dürfen natürlich in dieser umfangreichen Auflistung nicht fehlen.
Der gemeinsame Hock im »Schwarzwälder Hof« bei einer schmackhaften Suppe aus Brennnesseln und Spitzwegerich, garniert mit passenden Erzählungen, beschließt den unterhaltsamen Abend.





