Nach 27 Jahren in Oberharmersbach zieht das Hospiz »Haus Maria Frieden« zum 1. Juli in das Vinzentiushaus in Offenburg um.




Damit endet auch die Trägerschaft der Gengenbacher Franziskanerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu. In einer bewegenden Feier im Rahmen eines Wortgottesdienstes verabschiedeten sich Heimleitung und Pflegepersonal von der Gemeinde.
Kein Stuhl blieb im Pfarrzentrum am Sonntagnachmittag unbesetzt, denn Hospizleiter Martin Stippich konnte neben den Ehrengästen zahlreiche Angehörige ehemaliger Heimbewohner und Patienten begrüßen, die mit ihrer Anwesenheit ihre Wertschätzung für die Pflege und Fürsorge ausdrückten. Trauer und Wehmut, aber auch Dankbarkeit und Zuversicht kamen in den vielen Redebeiträgen zum Ausdruck, in denen an die zurückliegenden Jahre erinnert wurde.
Einzigartiges Projekt
Als im Juni 1990 die Franziskanerinnen in einem ehemaligen Gasthaus oben auf der Hub das erste Aids-Hospiz Deutschlands eröffneten, betraten sie Neuland. »Nirgendwo gab es etwas Vergleichbares«, sagte Stippich, der den Mut der Ordensschwestern lobte, sich ganz im franziskanischen Geist den ausgegrenzten und ausgestoßenen Menschen zuzuwenden.
Würde zurückgegeben
Was diese Pioniertat damals bedeutete, kann wohl Petrus Ceelen als ehemaliger Aids-Seelsorger in Stuttgart am besten beurteilen. Drastisch schilderte er, wie in den 1990er Jahren die Aids-Kranken an den Rand der Gesellschaft gedrängt und ihnen die Würde genommen wurde. Viele von ihnen hat er in das »Haus Maria Frieden« vermittelt und so mancher Name von ihnen steht auf einer der unzähligen Holzscheiben am Lebensbaum zur Erinnerung an die Verstorbenen.
Die Einrichtung bezeichnete Celeen als Segen. »Ihr habt ein Stück Himmel auf die Erde geholt«, sagte er voller Anerkennung. Gleichzeitig bedauerte er, dass die Aids-Patienten nicht mit nach Offenburg verlegt werden. Zu den Pionieren der ersten Jahre zählten für Martin Stippich der langjährige Heimleiter Thile Kerkovius (»Das Gesicht des Hauses und mein Vorbild«) sowie der damalige Oberharmersbacher Bürgermeister Otmar Ritter, der zusammen mit dem Gemeinderat »viel Gegenwind« in der Bevölkerung aushalten musste. Ihre Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit trug allmählich Früchte. Heute sprächen die Oberharmersbacher von »unserem Hospiz«, das sie gar nicht gerne hergeben wollten, stellte die Generaloberin Schwester Michaela Bertsch erfreut fest und gesteht freimütig angesichts des Abschieds: »Dieser Nachmittag fällt mir nicht leicht.« Sie dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mit einem »Adieu« legte sie die 27 Jahre in Gottes Hände.
Hospiz wurde ein Teil der Gemeinde
Seinen Dank sprach Hospizleiter Stippich der Gemeinde aus, »für deren heile Welt wir eine Zumutung waren«. Doch mit den Jahren seien Beziehungen entstanden und das Hospiz sei ein Teil der Gemeinde geworden. Dies bestätigte Bürgermeister Siegfried Huber, denn »die Bürger haben sich mit dem »Haus Maria Frieden« identifiziert und sind stolz darauf.« Der Abschied sei daher mit Wehmut verbunden. Als Erinnerung überreichte er eine Luftaufnahme von Oberharmersbach.
Abschiedsworte voller dankbarer Erinnerungen an die gemeinsame Zusammenarbeit sprachen auch Monika Modner vom Diözesan-Caritasverband und Christine Huber von der Aids-Hilfe Offenburg. Den Dank der Seelsorgeeinheit und der Pfarrgemeinde übermittelte Gemeindereferentin Judith Müller. Die eindrucksvolle Feierstunde und den Wortgottesdienst, mitgestaltet von Schwester Beate-Maria Vetter und zwei Mitarbeiterinnen, umrahmte die Oberharmersbacher Stubenmusik. Dabei wurde der verstorbenen Heimbewohner gedacht und allen Personen symbolisch mit einer Blume gedankt, die viele Jahre die Hospizarbeit begleitet haben.
In Offenburg wird die Arbeit weitergeführt
Der Blick richtete sich auch auf den Neubeginn. So war Schwester Michaela Bertsch zuversichtlich, dass es in Offenburg gut weitergehen wird und Monika Modner ermutigte, das an den neuen Standort weiterzutragen, was in Oberharmersbach entstanden ist. Petrus Ceelen rief den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu: »Avanti, Avanti – auf nach Offenburg!« Nach der Feierstunde war Gelegenheit, sich bei Gebäck und erfrischenden Getränken in einem persönlichen Gespräch zu verabschieden.