Oberbürgermeister a. D. Toni Vetrano las im Bürgerhaus aus seinem Buch.
Rund dreißig Seniorinnen und Senioren kamen am Mittwochnachmittag ins Bürgerhaus und erlebten einen interessanten Vortrag von Toni Vetrano. Die Frauengemeinschaft sorgte wie gewohnt für das leibliche Wohl der Gäste. Zunächst gab es die obligatorische Kaffeerunde mit leckeren, selbst gebackenen Kuchen und Torten der Frauengemeinschaft.
Im Mittelpunkt des Nachmittags stand der Vortrag von Toni Vetrano. Er war der erste Oberbürgermeister in Baden-Württemberg, der im Ausland geboren war. Er schilderte seine beeindruckende Lebensgeschichte und seine Sicht auf Migration und Integration in seinem Buch „Antonio im Badner Land“. Zum „Verschriftlichen seiner Gedanken“ fand er dazu die Unterstützung von Thomas Kastler.
Im Alter von neun Monaten kam Vetrano im Dezember 1964 nach Offenburg, wo seine Eltern Verwandte besuchen wollten. Sein Vater fand sofort Arbeit bei der Spinner- und Weberei Offenburg und so blieben die Eltern in Deutschland. Der sizilianische Bub besuchte das Wirtschaftsgymnasium, und nach seinem Studium arbeitete er in der Sozialarbeit und übte noch verschiedene andere Tätigkeiten aus. Schließlich wurde er mit großer Stimmenzahl zunächst zum Bürgermeister von Durbach und dann zum Oberbürgermeister von Kehl gewählt.
Vetrano hatte für seinen Vortrag besondere Erinnerungen ausgewählt. Seine Kindergärtnerin Tante Gertrud hatte den kleinen Antonio nicht vergessen und als er zum Bürgermeister von Durbach gewählt worden war, gratulierte sie ihm mit warmen Worten am Telefon.
Ihren Lebensabend verbrachte sie in einem Pflegeheim und Vetrano besuchte dort die 99-Jährige noch kurz vor ihrem Tod.
Musik spielt im Leben von Vetrano eine wichtige Rolle. Er berichtete von einem Auftritt in München, zusammen mit seinem Freund Claudio Zucano, Künstlername „Versace“. Im Hofbräuhaus feierte eine Hochzeitsgesellschaft und sie durften die Gäste mit ihren Liedern bis tief in die Nacht unterhalten.
Die ersten Besuche in der sizilianischen Heimat waren immer ein kleines Abenteuer. 46 Stunden dauerte die lange Reise mit dem Zug über Bern, Mailand, Rom, Neapel, Messina bis Palermo. Danach saß die Familie Vetrano noch mehrere Stunden im Bus, bis endlich der Heimatort Caltabellotta erreicht war.
Auch als Oberbürgermeister von Kehl gab es manche amüsante Begebenheit. Zur Eröffnung der Tramverbindung von Straßburg nach Kehl waren Angela Merkel oder Thomas Schäuble eingeladen. Da beide verhindert waren, vertrat sie Kanzleramtsminister Peter Altmaier. Dieser konnte zur Überraschung aller eine zweisprachige, sehr beeindruckende Rede halten.
Toni Vetrano kritisierte die, wenn auch nur vorübergehende Schließung der Grenze in der Zeit der Corona-Pandemie. Tausende Pendler auf beiden Seiten des Rheins waren davon betroffen.
Die Nordracher Senioren waren beeindruckt von der Lebensgeschichte Vetranos und seiner Botschaft, dass Integration und sozialer Zusammenhalt gelingen können. Er erhielt für seine kurzweilig vorgetragenen Erlebnisse viel Beifall und den Dank des Vorsitzenden Herbert Vollmer.
Der nächste Seniorennachmittag findet am Mittwoch, 19. März um 14 Uhr im Bürgerhaus Nordrach statt. Der Nordracher Hausarzt Dr. Ingo-Fritjof Zürn wird das Thema Arthrose behandeln.





