Der Schwarzwaldverein Nordrach hat eine sagenhafte Wanderung von Gengenbach nach Nordrach unternommen. Die Teilnehmer folgten den Spuren von Benedictus Rischer, den man besser als den Moospfaff kennt.
Die Glocken der Stadtkirche St. Marien in Gengenbach hatten eben noch zum Gottesdienst gerufen, da ertönten die Klänge der Marienorgel bis in den Kräutergarten hinter der Kirche hinaus. Dort wurden bereits die ersten Vorbereitungen getroffen: Im Pavillon im Pfarrgarten duftete es nach frischem Gebäck, dazu stand eisgekühlter Nordracher Moospfaffsecco bereit. Am Hauptportal vor dem Gotteshaus war der Treffpunkt ausgemacht. Und so standen sie pünktlich da: die dreizehn Wandersleute, hungrig nach Geschichten rund um den legendären Moospfaff.
Anekdoten im Kräutergarten
Michael Zehnle nahm die Wandergruppe freudig in Empfang und lud zur Stärkung in den Kräutergarten ein. Dem Moospfaff ein menschliches Gesicht geben, das sei das Motto der Tageswanderung, erzählte der Wanderführer beim Eingießen des Moospfaffseccos. Der Sohn des Hofbaumeisters erblickte 1710 das Licht der Welt und wurde 1743 zum 96. Abt der Benediktinerabtei Gengenbach gewählt. Sein Name: Benedictus Rischer. Dieser genoss das Leben in vollen Zügen und hat in seiner Amtszeit als Abt den noch heute sichtbaren Stil des Rokokos in die Klosteranlagen gebracht. In seinem Todesjahr 1763 noch hatte Benedictus Rischer den sogenannten Prälatenturm an der Klostermauer abgenommen.
Suche nach Hufabdrucken
Schnell wurde den Interessierten klar, hier gibt es noch mehr zu sehen: Die einstige Grabplatte des Benedictus Rischer steht im Windfang zur Stadtkirche. Ein beachtliches Ausmaß, wie der Betrachter feststellen kann.
Und schon führte der Weg hinauf über das Bergle zur Teufelskanzel. Die grüne Tischdecke verhieß eine Stärkung: Moospfafflikör und getrocknete Datteln aus Israel. Wandern, beziehungsweise pilgern, macht hungrig. Und für den Aufstieg sollten alle gestärkt sein. Gesucht wurde der Abdruck der Hufe, die im Stein der Teufelskanzel sichtbar sein sollen. War es der Moospfaff, der mehrfach schon mit Hufen gleich einem Geißbock gesichtet wurde?
Vor dem Urteil
Gut gelaunt zog die Schar in der Frühlingssonne durch den Hüttersbach in Richtung Nordrach. Oben auf der Höhe angekommen, erwartete auf dem Katzenstein ein grandioser Ausblick die Wanderer. Und wieder: Die grüne Tischdecke ließ die Augen größer werden. Der Abt Rischer war einst auf dem Weg nach Nordrach. Er sollte einen Streit schlichten und richten. Mit reiner Seele und reinem Gewissen, das gehört sich so als Abt. Gereicht wurde eine Blutwurst im Darm (als reinste Wurst bezeichnet), dazu frische Äpfelschnitz und einen hochprozentigen Apfelschnaps. Den Ausblick genießen, ehe das Urteil des Abtes gefällt wird …
Trickreicher Schwur
Doch über was sollte Abt Rischer richten? Im hinteren Ernsbach überraschte die nachdenklichen Wanderer eine weitere grüne Tischdecke. Egbert Laifer zauberte ein Buffet mit vielen herzhaften Leckereien aus seinem Café »s’Blaue Hus« in Nordrach. Zu den Gaumenfreuden zur Freude aller: Wanderführer Michael Zehnle erzählte die Geschichte vom Schwur auf die heiligste Dreifaltigkeit, wie Abt Rischer beschwor, auf Grund und Boden des Klosters Gengenbach zu stehen. Und sogleich streute Michael Zehnle aus seinen Wanderschuhen Erde aus dem Klostergarten in Gengenbach. Damals brachte der Kirchenmann die gesamten Ländereien der heutigen Kolonie in den Besitz des Klosters Gengenbach.
Ehrenrunde im grünen Tann
Und wie es die Sage weiter beschreibt: Wanderer, die vor dem Moospfaff weder Furcht noch Angst kennen, die führt er in die Irre. So legte die Wandergruppe, geplant oder nicht geplant, eine kleine Ehrenrunde durch den Wald ein, ehe die neu angelegte Gartenterrasse hinter Laifers Café »s’Blaue Hus« die erschöpften Wanderer in Empfang nahm. Der Abend klang in gemütlicher Runde und unter Drehorgelmusik aus.