Das Bildungswerk Nordrach hat mit Katalyn Hühnerfeld einen Volltreffer gelandet: Kabarett, Comedy, Gesang, Schauspiel, Pantomimik und Zauberei, all dies bot die Künstlerin im Bürgerhaus Nordrach am vergangenen Samstagabend den fast einhundert Gästen, die restlos begeistert waren.
Katalyn Hühnerfeld, in Bremen geboren, lebt mit Ehemann und drei Söhnen in Rheinland-Pfalz. Sie hat zunächst Pantomimik studiert, war dann als Schauspielerin am Hessischen Staatstheater Wiesbaden beschäftigt und wirkte an verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen mit. Seit 2014 ist sie als Solo-Kabarettistin auf Tournee.
Unübersehbar war, dass sie im September ihr viertes Kind erwartet, denn »mein Mann und ich haben uns dafür entschieden, unseren Lebensunterhalt künftig mit dem Kindergeld zu finanzieren«, gab sie schelmisch bekannt. Von Heiko Echtle, der auch für Ton und Licht sorgte, ließ sich die Schwangere einen Hocker bringen.
Kabarett mit Musik
Mit ihrem Programm »Krone der SchRöpfung« zeigte die sympathische Powerfrau die ganze Palette ihres Könnens. Sie verstand es blendend, sich in wenigen Sekunden mit Requisiten wie Perücken und Blumen in die verschiedensten Personen zu verwandeln. Lachsalven erzeugte ihre gekonnte Pantomimik, die sie zu eingespielten Texten zum Besten gab. Gesanglich wusste sie auch mit zwei Medleys zu überzeugen, in denen sie mit Schlagern und Hits eigene Texte verband.
Die Hatz nach immer mehr Geld, Komfort, Ausbeute und Technik kommentierte sie mit den Worten, dass die Menschen ganz offenbar sehr damit beschäftigt seien, ihr Leben hinter sich zu bringen. Man wisse daher nicht, ob der Mensch mit dem Dinosaurier, dem Vampir oder doch eher mit dem Schweinehund verwandt sei. Letzteres attestierte sie so auch den »Klimaheuchlern«, die einerseits ein dickes Auto fahren, andererseits aber für den Klimawandel demonstrieren würden. Immerhin führe der Kreislauf des Plastikmülls über das Mikroplastik dazu, dass selbst aus den Menschen wieder Plastik hergestellt werden könne, meinte die Kabarettistin. Und sie zog einen nachdenklich stimmenden Vergleich: Wenn ein einzelner 80 Kilogramm schwerer Mensch mit einem SUV von A nach B fahre, dann sei das ungefähr genauso, als würde eine Ameise ein Wildschwein als Transportmittel benutzen.
Im Auto würden sich die Menschen auch völlig verändern. Das sehe man zunächst an den Gesichtern, die auf den Blitzerfotos alle gleich aussehen würden, nämlich nach Frust und Langeweile. Im Auto würden die Fahrer auch alles verlieren, was sie jemals im Umgang mit anderen gelernt hätten, denn sie benähmen sich wie fahrende Zombies.
Schöpfung anders rum
Lachsalven erzeugte sie mit dem bekifften Hippiemädchen Sandy Iland, das glaubte, mit dem Zug nach Hawaii gefahren zu sein. Mit geflochtenen Zöpfen, Blume im Haar, Palme und Ukulele erzählte sie von ihrem freien Leben auf anderer Leute Kosten.
Hühnerfeld schilderte, wie durchtaktet das moderne Leben ist, selbst im hohen Alter. Ein Höhepunkt ihrer Show war die Talk-Runde »Anne Will, doch Katalyn Möchtegern«. Darin ging es um köstlich überzeichnete Charaktere auf Wohnungssuche oder solche, die im Luxus leben.
In einer Pantomimik-Nummer zeigte sie zum eingespielten Text, wie die Menschen die Schöpfungsgeschichte umgedreht hätten, nicht der Mensch ist aus dem Paradies vertrieben, sondern der Mensch sei dabei, das Paradies zu vertreiben.
Zum Abschluss bot die Künstlerin eine besondere Version des Lieds »Der Mond ist aufgegangen« sowie einen Zaubertrick mit einer örtlichen Zeitung, die sie zunächst in Stücke zerriss, um sie dann wieder unversehrt präsentieren zu können. Damit prangerte sie den Umgang mit der Wahrheit in den neuen Medien an. Stattdessen hob sie eine freie und unabhängige Berichterstattung in den alteingesessenen Medien hervor, auf die man nicht verzichten sollte und sie hoffe, »dass uns dieses Gut noch lange erhalten bleibt«.
Reichlich Applaus
Ihre Themen seien Corona, Vertreibung aus dem Paradies, Konsumterror und Mikroplastik gewesen, eigentlich fürchterliche Themen, meinte Hühnerfeld. Trotz all des Wahnsinns könnten die Menschen aber lachen und sich darüber freuen, dass sich immer wieder einzelne zum Deppen machen, wie heute beim Kabarett. Sie würde immer weiter machen, nur eines könne sie erlösen: Applaus. Den hochverdienten Applaus erhielt die Künstlerin in reichem Maße für ihr abwechslungsreiches und großes Vergnügen bereitendes Programm.