Schon weit vor Beginn des »sagenhaften Moospfaffabends« trafen am vergangenen Samstagabend die ersten der über 60 angemeldeten Gäste beim Gasthaus »Vogt auf Mühlstein« ein. Viele nutzten die Gelegenheit, sich auf dem liebevoll dekorierten Hof in Ruhe umzusehen und noch ein paar Strahlen der Abendsonne zu genießen.
Agnes Serrer an der Zither lockte mit ihrer Musik die Gäste dann bald in die warmen Gaststuben, wo sie von Michaela Neuberger als Bäuerin Zetzel begrüßt wurden. Diese hatte allerdings mit Entsetzen festgestellt, dass draußen auf der Terrasse noch nicht gekehrt war, was eigentlich am Samstagabend schon längst hätte geschehen sein müssen.
Schnell schnappte sie sich zwei Besen, ernannte zwei Knechte aus den Reihen der Besucher und nahm alle mit auf die Terrasse. Zunächst wurden die Knechte ins richtige Kehren eingewiesen, dann nutze die Bäuerin Zetzel die Gunst der Stunde und erzählten den aufmerksam lauschenden Besuchern all die Geschichten, die sich um den sagenumwobenen Mühlstein ranken. Die bekannteste Geschichte von Hans und Magdalen wurde eindrucksvoll wiedergegeben, aber auch die Entstehungsgeschichte der Kapelle, die unglückliche Liebe der Magd vom Mühlstein und auch wie der Teufel in Person auf dem Hof eingezogen ist und wieder verbannt werden konnte. Das Zuhören wurde durch ein Glas feinen »Moospfaffprickler« vom Früchteparadies Schmiederer versüßt: vollmundig und alkoholfrei, aus dem Saft tiefroter Kirschen.
Drinnen, in den urgemütlichen Stuben des im 18. Jahrhundert ursprünglich als Gutshof errichteten Gasthauses, wurde währenddessen das Abendessen vorbereitet. Sandra und Rolf Lehmann mit ihrem Team verwöhn- ten ihre Gäste mit frisch dampfender Schlachtplatte als »Knecht-Mahlzeit« oder feinem Quark mit Kartoffeln als »Magd-Mahlzeit«.
Nach dem Essen kam die Zetzel, nun im Sonntagsgewand, wieder zu den Besuchern des sagenhaften Mühlsteinabends. Mit unheilvoll rollenden Augen und ihrer so eigenen herzhaft-schauspielerischer Hingabe – erzählte sie weiter die Geschichten von damals, was die Leute glaubten, und was bis heute noch weitergelebt wird.
Im Moospfaffmonat standen natürlich auch die Geschichten im Vordergrund, die man sich über die Sagengestalt aus der Moos erzählt. In Nordrach kursiert die Geschichte, dass einst der Abt aus Gengenbach sich auf nicht gerade ehrenvolle Weise ein Stück Wald von den Nordrachern ergaunert hat und seitdem als Waldgeist keine Ruhe findet. Beruhigend ist, dass der Moospfaff nicht allzu böse ist und Wanderer meist nur erschreckt oder irreleitet.
Agnes Serrer verzauberte die Zuhörer zwischen den Geschichten der Zetzel durch ihr stimmungsvolles Zitherspiel. Zum Ende der Veranstaltung gab es noch eine gemeinsame Zugabe mit alten Liedern, in die die Besucher gerne mit einstimmten.
Noch wenige freie Plätze
Die Moospfaffveranstaltungen laufen in Nordrach noch den ganzen Oktober. Viele Veranstaltungen sind komplett ausgebucht, aber vielleicht ergibt sich noch der eine oder andere Platz über die Warteliste. Einige wenige Plätze sind noch beim »Kulinarischen Abendspaziergang« am 20.10., der »Sagenhaften Geschichten-Wanderung« am 26.10. und dem 2. »Moospfaff-Kaffeekränzle« am 28.10. frei. Infos und Anmeldung über die Touristen-Info Nordrach, Telefon 07838/929921 oder touristen-info@nordrach.de.