Die »Pfifferle Zäzel« hat einst auf einem armen Einsiedlerhof im Bechtenbach in Nordrach gelebt. Angela Boschert schlüpfte im Rahmen einer sagenhaften Kurzwanderung im Moospfaff-Monat Oktober in diese Rolle und nahm ihre Gäste zunächst auf eine Rundwanderung über den Ernsbach mit.
Da einige Gäste noch keinerlei Berührung mit dem unheimlichen Waldgeist, dem Moospfaff, hatten, berichtete sie über die verschiedenen Entstehungsgeschichten und Erscheinungsbilder des Pfaffes, der ja gar so gerne Wanderer in die Irre führt.
Das Moosgebiet in jenem die Sagengestalt ihr Unwesen treibt ist groß. So groß, dass man mehrere Tage benötigt, um es abzuwandern. Und so wird im Durbach- und Renchtal der Moospfaff als großer, kräftiger Mann mit einem furchteinflößenden Blick beschrieben, der einen weiten Umhang und auf dem Kopf einen Schlapphut trägt. In der Moosgegend bei Gengenbach traf man dagegen auf eine lange, hagere hohläugige Gestalt, die in der Hand eine Laterne trug und mit der anderen Hand einen Pudel führte. Im Nordrach- und Harmersbachtal wurde er meist als großer, schwarzer Mann gesehen. Ja, die Zäzel kennt sich aus, was den Moospfaffen angeht! Immer wieder hält sie an der Wegstrecke an, um Geschichten über ihn zu erzählen.
Interessierte Gäste sind mit der Pfifferle Zäzel unterwegs. »Ha, so vill Froge hab ich jo schu long nimmi beantworte müsse!«, lacht die Zäzel und erklärt, wohin dieser und jener Weg führt und wie man am besten auf den Moosturm wandert.
Warum wurden Bildstöckle aufgestellt? Was hat es mit dem Näherinnenkreuz auf sich? Auf alles wusste die Zäzel eine Antwort.
Die Wanderung endete nach eineinhalb Stunden am Boscherthof. Der Hof liegt am Nordracher Obstbrennerweg und ist nicht nur für seine außergewöhnlichen Destillate bekannt, sondern auch für die Kreativität der Hofbesitzerin Angela Boschert, die mit ihren selbstgemachten Tonarbeiten Haus und Hof verschönert und ein kleines Töpferstübchen eingerichtet hat.
Am Hof erwartete die Gäste ein Moospfaff-Mostlikör und in der Brennerei wurden sie mit hofeigenem Vesper, liebevoll gerichtet und serviert, verwöhnt: Es gab verschiedene Wurstspezialitäten, Speck, Schmalz, Bibiliskäs, Pellkartoffeln, selbstgebackenes Brot, Marmelade und Honig – bis alle satt waren.
Nach solch einer üppigen Abendmahlzeit wurde das Angebot noch »e Verdauerli« zu probieren von den Gästen sehr gerne angenommen. Als die »Zäzel« zur Nordracher Tracht befragt wurde, eilte sie davon und holte die unterschiedlichen Kopfbedeckungen, welche zur Tracht gehören und beantwortet die aufkommenden Fragen. Kein Problem für sie als Mitglied der Nordracher Trachtengruppe. »Jessis, was ihr alles wisse welle!«, schmunzelte sie.
Urig, bodenständig und köstlich war der Besuch bei der Pfifferle-Zäzel im Ernsbach, an den sich die Teilnehmer sicherlich noch gerne zurückerinnern werden.