Am Samstagnachmittag kamen rund einhundert Schaulustige zur Backofenschmiede im Nordracher Hintertal. Tom Kempf und seine Lebenspartnerin Kerstin Voigt führten vor, wie im Mittelalter Werkzeuge und Waffen geschmiedet wurden.
Zum ersten Schau-Schmieden am vergangenen Samstagnachmittag kam auch Bürgermeister Carsten Erhardt. Er wurde mit der passenden Arbeitskleidung ausgestattet und schmiedete unter Anleitung von Tom Kempf einen Flaschenöffner. Wer glauben sollte, dass dies eine leichte Arbeit sei, sollte es selbst einmal versuchen. Etliche Arbeitsgänge waren erforderlich, um das Grundmaterial, ein vierkantiger Eisenstab, zu bearbeiten. Immer wieder musste der Stab in der mit Holzkohle befeuerten Esse zum Glühen gebracht werden, damit er mit Hammer und Meißel in die richtige Form geschlagen und bearbeitet werden konnte. Tom Kempf und Kerstin Voigt gaben dazu vielfältige sachkundige Hinweise. Nach mehr als halbstündiger, schweißtreibender Arbeit hielt Carsten Erhardt freudestrahlend den (fast) selbst geschmiedeten Flaschenöffner in der Hand. Der Öffner bestand problemlos den Praxistest.
Erstes Schmiedefest: 1991
Das Gebäude, ursprünglich ein Backofen, wurde von Andreas Gmeiner im Jahre 1891 erbaut. Sein Sohn August Gmeiner, gelernter Schmiedemeister, erweiterte das Gebäude im Jahre 1934, nutzte es fortan als Schmiede und arbeitete darin bis ins hohe Alter von 80 Jahren. Er verstarb im Jahre 1987.
Auf Anregung der Gemeinde Nordrach übernahm der Schwarzwaldverein die Aufgabe, die Schmiede zu renovieren. Seinem Mitglied, dem stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Karl Oehler, ist es vor allem zu verdanken, dass die gelungene Renovation der Backofenschmiede im Jahre 1991, einhundert Jahre nach ihrer Errichtung, mit einem grandiosen Schmiedefest gefeiert werden konnte. Der damalige Bürgermeister Herbert Vollmer würdigte die Verdienste von Karl Oehler mit der Ernennung zum »Backofen-Schmiedemeister ehrenhalber«. In den folgenden Jahren organisierte Karl Oehler im zweijährigen Rhythmus weitere Schmiedefeste, Besichtigungen und Vorführungen des alten Handwerks zogen zahlreiche Besucher an.
Versunken im Dornröschenschlaf
Dann versank die Backofenschmiede in einen Dornröschenschlaf. Wie im Märchen trat glücklicherweise auch hier ein Prinz auf den Plan. Tom Kempf und seine Lebenspartnerin Kerstin Voigt zogen vor gut eineinhalb Jahren nach Nordrach. Er hatte das Schmiedehandwerk gelernt, weil er sich für die mittelalterliche Schmiedekunst begeisterte. Auf verschiedenen Mittelaltermärkten zeigt er seither seine Schmiedekunst und seine Partnerin alte Kochkunst.
Als die beiden von Bürgermeister Carsten Erhardt erfuhren, dass die Backofenschmiede zur Verfügung stünde, machten sich Tom Kempf und Kerstin Voigt an die Arbeit, brachten die Schmiede wieder auf Vordermann und werden nun regelmäßig einmal im Monat zu einem Schau-Schmieden einladen.
Altes Handwerk als Attraktion
Bürgermeister Carsten Erhardt zeigte sich hocherfreut, dass Tom Kempf und Kerstin Voigt wieder Leben in die Backofenschmiede gebracht haben. Die Schmiede werde nun für Einheimische und Feriengäste ein interessanter Anzugspunkt sein und ein altes Handwerk erlebbar machen. Als Eröffnungsgeschenk überreichte Carsten Erhardt einen Sack Holzkohle.
Im Juli nächstes Schau-Schmieden
Das nächste Schau-Schmieden findet am Samstag, 10. Juli 2021, von 12 bis 16 Uhr statt.