Seit dem 8. Juni klappert die Mühle in Nordrach wieder. An diesem Tag hat die Zimmerei Bendler das neue Mühlrad montiert. Eine ganz besondere Arbeit. Beim Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag konnten viele Besucher die funktionsfähige Getreidemühle wieder in Augenschein nehmen (wir berichteten).
Vor wenigen Tagen hat nun die offizielle Übergabe der erneuerten Mühle stattgefunden. Bürgermeister Carsten Erhardt bedankte sich bei allen Beteiligten, die das kulturelle Erbe wieder belebt haben. Allen voran den beiden Mühlenmeistern Andreas Oberle und Paul Boschert sowie Leiterin Barbara Kamm-Essig von der Touristen-Info.
Förderung durch den Naturpark
Die Erneuerung des Mühlrades als kulturelles Erbe wurde vom Naturpark Schwarzwald-Mitte Nord maßgeblich unterstützt. Für den Naturpark stellt eine Mühle im Außenbereich eines Ortes wie die Maile-Gießler-Mühle es ist, ein schützenswertes und kulturhistorisch bedeutsames Bauwerk dar, das zu einem lebendigen und erlebbaren Naturpark dazu gehört. Aus diesem Grund war es möglich, dass die Gemeinde Nordrach eine Förderzusage mit 70 Prozent der Nettokosten für das neue Mühlrad bekommen hat.
Jeden Mittwoch Abend um 19 Uhr öffnet sich die kleine Türe an der Getreidemühle und die Nordracher Mühlenmeister Andreas Oberle und Paul Boschert zeigen den Gästen, wie die Mühle funktioniert und wie das Getreide in der historischen Mühle gemahlen werden kann. Beide waren schon 1978 dabei, als der Nordracher Schwarzwaldverein die Mühle vor dem Zerfall bewahrte und in dreijähriger Arbeit zu einem Kleinod vor den Toren Nordrachs verwandelte. Neben den wöchentlichen Führungen und dem Schaumahlen finden mittlerweile auch Kurkonzerte und andere Veranstaltungen an der Mühle statt.
Eine besondere Handwerksarbeit
Bei der Übergabe bestätigte Zimmermeister Markus Bendler, dass es heute höchst selten vorkomme, dass noch ein Mühlrad angefertigt wird und dass es eine besondere Handwerksarbeit ist. Das fertige Mühlrad wiegt rund 1,5 Tonnen und hat einen Durchmesser von 3,20 Metern.
Die Maße der Einzelteile des alten Mühlrades wurden ins CAD eingegeben. Die bestehende Welle wurde entrostet und hochwertig grundiert, um sie noch lange erhalten zu können. Beim Bau des neuen Mühlrades wurde versucht so wenig wie möglich zu verleimen. Der Boden und die Schaufeln sind im Kranz eingenutet, ebenso wurden die Speichen in den Kranz eingelassen. Damit soll eine Verwindung wie beim alten Mühlrad verhindert werden. Das neue Mühlrad ist somit das Ergebnis aus hochwertigem, langlebigen Material, moderner CAD-Technik, solidem Handwerk und dem sorgsamen Umgang mit der Tradition und der Bedeutung der historischen Getreidemühle.
Die Gemeinde Nordrach und vor allem die Mühlenmeister freuen sich über die gelungene Erneuerung des Mühlrades und auf viele Veranstaltungen, in denen die frühere Bedeutung einer wasserbetriebenen Getreidemühle präsentiert werden kann.