Das frisch renovierte Nordracher Rathaus war auf der Suche nach Kleidsamem für seine noch nackten Wände. In dem jungen Hornberger Künstler José Schloss ist es nun fündig geworden. Beim Obstbrennertag am 17. März findet zudem eine Ausstellung mit neuen Werken statt.
Dreiundzwanzig Jahre ist José Schloss erst alt, doch die Bilder des Produktdesignstudenten sind derzeit stark gefragt. Die Universität – und zwar in Kassel – besucht er seit dreieinhalb Jahren.
Im Sommer wird er dort all seine Scheine gemacht haben und könnte im Anschluss die Diplomarbeit schreiben. Die Frage aber ist, »wie sich das mit der Kunst bis dahin entwickeln wird«, ob sie ihm die Zeit dazu lassen wird. Er sei ein sehr spontaner Mensch, beschreibt sich der junge Mann, »ich plane nicht ein Jahr im voraus, was ich dann machen werde.«
Produktdesign als Studienfach wählte er, weil es viel mit Künstlerischem zu tun hat und man – im Gegensatz zur freien Kunst – dennoch zuverlässig seinen Lebensunterhalt damit verdienen kann. »Mega-gut« fühlt er sich in dem Studium aufgehoben. »Die Kunst habe ich nebenher gemacht und wollte mal schauen, wo mich das hinverschlägt«, erzählt der in Schramberg Geborene, der einen spanischen Vater hat und in Hornberg-Reichenbach aufgewachsen ist.
Von dort wollte er nach dem Abitur unbedingt fort. »Wohin, das war mir eigentlich egal, ich habe mich in ganz Deutschland beworben«, meint José Schloss, der nicht lange fackelte und so in Kassel landete. Während des Studiums dann aber merkte er, »dass ich doch wieder jetzt gerne hier bin«, dass ihn das Schwarzwaldthema nicht los lässt.
Auch in seiner Kunst schlug sich das nieder – er begann »Schwarzwaldbilder« zu malen. »Rein für mich«, betont der selbstbewusst und doch bescheiden Wirkende, »ohne dass ich da irgendwie ’ne Vermarktung im Kopf gehabt hätte.« Dass seine Werke jedoch gut ankommen, stellte er fest, »darauf versuche ich nun aufzubauen und mich weiterzuentwickeln.«
»So gut wie ausverkauft«
Eine Entwicklung, die ihn in den letzten beiden Jahren zu dem Versuch bewegte, seine eigene Nische zu finden – ganz offenbar mit Erfolg, wie einige Ausstellungen zeigen. Ebenso wie die Tatsache, dass er für die kommende Ausstellung am Nordracher Obstbrennertag, aber auch für eine Ausstellung im Rathaus Hofstettens neue Bilder produziert. Weil er so gut wie ausverkauft war.
Für seine künstlerische Weiterentwicklung bedeutet das einen Segen, denn so kommt Geld in die schmale Studentenkasse, das er in Material und somit in die Finanzierung weiterer Bilder investieren kann. »In meinen Bildern geht es darum, dass ich meine Eindrücke aus dem Schwarzwald irgendwie verarbeite und versuche darzustellen, weil es halt auch meine Heimat ist«, erklärt Schloss.
Mehr als Bollenhut und Hirschgeweih
Wenngleich er sich von dem Heimatbegriff differenzieren möchte. Zum einen von dem Begriff als Vermarktungsschlagwort. Zum anderen will er kein Nachläufer von Stefan Strumbel sein, dem Offenburger Transformationskünstler, oder von anderen Künstlern, die sich mit »Heimat« auseinandersetzen. »Ich versuche das zu malen, worauf ich Lust habe, was mir Spaß macht«, betont Schloss das weite Feld seiner Themen. Natürlich spielen Trachten darin eine Rolle. Denn sein Heimatort ist auch die Heimat des roten Bollenhuts, im Leben der Oma des jungen Mannes war diese Tracht früher ein wichtiger Bestandteil.
»Aber ich bin der Meinung, dass den Schwarzwald weit mehr ausmacht als der Bollenhut und Hirschgeweih – obwohl ich viele Trachten male, das ist wirklich schwer zu erklären«, sagt Schloss, ohne auch nur eine Spur ratlos zu klingen. Warum auch? Schließlich hat er die Sprache seiner Bilder für das, was sich nicht in Worten ausdrücken lässt.
Wunderbar leicht wirken gerade auch seine Trachtendarstellungen. »Ich versuche, meine Bilder so minimal wie möglich darzustellen«, erklärt Schloss seinen Stil, der
mit Aquarellfarbe, Tusche, Wachsmalkreide und Fineliner arbeitet. »Demnach male ich bei Trachtenbildern zum Beispiel keine Gesichter und auch die Tracht versuche ich, so weit wie möglich zu abstrahieren, auf das Wichtigste runter zu reduzieren.« Wobei er das jeweilige Bild bereits im Kopf hat, bevor er mit dem Malen anfängt.
Ganz genaue Vorstellung
»Ich überlege mir genau, was auf die Leinwand drauf soll«, erläutert Schloss seine Arbeitsweise. In den unterschiedlichsten Situationen entsteht das Bild in seiner Vorstellung, auch beim Autofahren, oder in der Uni, »dann weiß ich: okay, so soll’s aussehen und ich brauche die und die Farben dafür und so will ich das umsetzen und dann versuch ich das zu malen, so wie ich es im Kopf habe.« Häufige Korrekturgänge inklusive.
»Die Nordracher Trachtenhaube war echt ’ne Herausforderung, damit es nicht ins Kitschige abdriftet«, gesteht der Künstler, die beiden aufrecht stehenden schwarzen Schleifen werden von Betrachtern – auch von Einheimischen – gerne mal liebevoll spöttelnd als »Hasenohren« bezeichnet. José Schloss kämpfte, bis er ein Ergebnis hatte, auf das er stolz ist und das mit weiteren seiner Werke nun das Rathausinnere ziert.
Zu diesem Zweck »entdeckt« hat ihn Nordrachs Bürgermeister-Assistentin Sandra Mosmann. Wie die beiden zusammengekommen sind? »Das war ein lustiger Zufall«, lacht der junge Mann. Denn die Rathausmitarbeiterin hatte vor drei Jahren bereits ein Bild von ihm gekauft, ihn mit seiner Kunst jetzt vorgeschlagen sowie die Zusammenarbeit koordiniert und abgewickelt. »Das war natürlich ’ne tolle Chance, die sich mir geboten hat«, freut sich der 23-Jährige.
Obstbrennertag
Während seiner Werks-Ausstellung am Nordracher Obstbrennertag wird er anwesend sein. »Wer Fragen hat, kann zu mir kommen und mit mir über meine Bilder quatschen«, freut er sich auf das, was da kommen mag: Am 17. März ab 11 Uhr in der Nordracher Hansjakob-Halle. Näheres unter www.nordrach.de oder bei der Touristen-Info unter Tel. 07838/ 9299-21. Infos zum Künstler: www.j-schloss.com; Instagramm:@joseschloss.