Mit Eimern, Sand und Samen sorgen Zweitklässler in Biberach an der Kläranlage für neue Lebensräume für Wildbienen und andere nützliche Insekten. Damit es auch andernorts bald wieder blüht und summt, läuft beim Projekt „Blühender Naturpark“ schon die Anmeldung zur Herbstaussaat.
Der Wind streicht sanft über die Wiese vor der Biberacher Kläranlage. An diesem Maimorgen steht eine ungewöhnliche Besuchergruppe am Eingangstor: Kinder der Klasse 2b, ausgerüstet mit grünen Plastikeimern. Gemeinsam mit ihrem Klassenlehrer Patrick Berger, Lilli Wahli vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, dem Team vom AbwasserZweckVerband (AZV) und Susanne Hauser von der Volksbank Lahr säen sie Wildblumen aus – ein praktischer Unterrichtstag mit ökologischem Mehrwert. Das 250 Quadratmeter große Stück Wiese soll künftig Insekten einen Lebensraum bieten.
Samen säen gegen das Artensterben
Lilli Wahli vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord greift in eine Kiste und lässt eine Handvoll Samen durch ihre Finger rieseln. Die Zweitklässler sollen gleich die winzigen Körner verteilen. „Nicht zu dicht! Jeder Same braucht Platz zum Wachsen“, erklärt sie. Damit das gelingt, wird das Saatgut mit Sand vermischt. Doch erst erklärt die Projektleiterin vom „Blühenden Naturpark“ noch, warum die Aktion so wichtig ist. Die Schüler wissen bereits erstaunlich viel über Biodiversität und Artenschutz. Immer wieder schießen die Finger in die Luft – ein Verdienst von Klassenlehrer Patrick Berger.
Warum Wildblumen wichtig sind
Die Dimension des Problems, das diese Kinder mit ihrer Aussaat bekämpfen, ist erschreckend: Seit 1990 sind in Deutschland rund 75 Prozent der Fluginsekten verschwunden. Hauptursachen sind intensive Landwirtschaft, versiegelte Flächen und monotone Graslandschaften, die weder Nahrung noch Nistplätze bieten. Dabei sind Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge für die Bestäubung von achtzig Prozent aller Nutzpflanzen unentbehrlich. Ohne sie gibt es keine Äpfel, keine Erdbeeren, kein Gemüse.
Ein Projekt mit Zufallsfaktor
Die Idee zur Blühfläche entstand beim Bau eines neuen Zauns um die Kläranlage. Bürgermeister Jonas Breig regte an, das Umfeld naturnah zu gestalten. Weil die schattige Zaunseite sich nicht eignete, wurde die Fläche davor gewählt.
Der entscheidende Impuls kam von Jasmin Welle vom AZV, deren Kind die Biberacher Grundschule besucht. Sie stellte den Kontakt zur Volksbank Lahr her, die das Projekt „Unsere Region blüht und summt“ unterstützt. So nahm die Kooperation zwischen Schule, AZV, Naturpark und Bank konkrete Formen an. Bürgermeister Jonas Breig bedankt sich herzlich beim Naturpark und der Volksbank Lahr für die Investition in die heimische Natur. Es ist nicht die erste. Im Oktober letzten Jahres wurde mit der 2a eine Blühfläche im Stadtpark angelegt.
Den kompletten Bericht und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.