Der Historische Verein von Biberach feiert am Samstag, den 13. und Sonntag, den 14. Mai, »50 Jahre Kettererhaus-Museum«. Wolfgang Westermann hat aus diesem Anlass die Geschichte des Kettererhauses aufgeschrieben.
Am 15. Mai 1973 wurde in dem gemeindeeigenen Haus in der Biberacher Hauptstraße 34 ein Museum eröffnet. »Biberacher Heimatmuseum im Kettererhaus« sollte es heißen und dabei an die letzten beiden privaten Besitzer des Gebäudes, Landolin und Georg Ketterer, erinnern. Für die Kosten, so wurde vereinbart, sollte die Gemeinde aufkommen. Einrichtung und deren Pflege wollte Landwirtschaftsschulrat i.R. Josef Bühler übernehmen.
Renovierung
In der Amtszeit des auf Karl Allgeier folgenden Bürgermeisters Wolfgang Bösinger (1974 bis 1998) gab die Gemeinde zwischen 1979 und 1980 rund 130.000 D-Mark für die Sanierung des Kettererhauses aus. »Der teilweise baufällige Dachstuhl wurde erneuert, das Dach neu eingedeckt und ein neuer Speicherboden verlegt. Die Außenfassade samt Fachwerk wurde erneuert und die alten, undichten Fenster durch neue Sprossenfenster ersetzt. Auch der rückwärtige, eingeschossige Anbau wurde neu eingedeckt, der baufällige, unbenutzbare Abtritt am Ende des hinteren Treppenaufgangs entfernt und das Dach der ehemaligen Waschkuchi im Hof repariert.« So schreibt es Wolfgang Bösinger im Biberacher Heimatbuch.
Arbeiten im Museum
Nach dem Tod Josef Bühlers (1981) arbeitete im Museumsinneren zunächst einmal völlig ungestört und sehr erfolgreich nur der Holzwurm. Ihm rückte, nachdem Wolfgang Westermann zum Vorsitzenden des Historischen Vereins gewählt worden war, eine Gruppe von Mitgliedern mit einem heute zwar verbotenen aber wirksamen Holzschutzmittel zu Leibe. Das war auch Gelegenheit, viele mehrfach vorhandene Gegenstände auszusortieren, auf dem Speicher oder in einem der Kellerräume zu deponieren und die Ausstellungsräume neu zu gestalten. Eine langwierige Arbeit, die viel Zeit in Anspruch nahm.
Die Inventarisierung
Das Land konnte 1987/ 1988 aufgrund einer Stiftung interessierten Gemeinden eine kostenlose Erfassung des Ausstellungsgutes anbieten. Die Gemeinde Biberach machte von dem Angebot Gebrauch. Mit der Zustimmung zu dem entsprechenden Vertrag gingen dabei alle inventarisierten Gegenstände in das Eigentum der Gemeinde über. Die Arbeiten übernahmen Hartmut Stüwe und Martin Czavelicz, beides Studierende der Universität Freiburg. Sie sichteten, bestimmten, beschrieben und katalogisierten rund 1.800 Gegenstände, Bücher und Schriftstücke. Für jedes Einzelstück legten sie zwei Karten an, die eine im DIN A4-Format für die Akten und die andere im DIN A5-Format für den Karteikasten, beide mit je einem Foto versehen. Die fotografischen Arbeiten übernahmen Wolfgang Reiner und Wolfgang Westermann. Nach der nun genauen Kenntnis aller Gegenstände mussten die Ausstellungsräume ein weiteres Mal umgestaltet werden.
Spuren der Nutzung
Für alle Arbeiten im Museum konnte der Vorsitzende stets entsprechend befähigte Vereinsmitglieder finden. Ständiger Begleiter dabei war Peter Kauffmann, der mit seinem großen Wissen hier und auch bei anderen heimatgeschichtlichen Projekten mitwirkte. Bei den Arbeitseinsätzen war man bestrebt, die Räume des Heimatmuseums in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten, sodass es sich von anderen Museen dieser Art deutlich unterscheidet.
Durch das so in weiten Teilen unverändert belassene Innere blieben bis heute noch deutliche Spuren der unterschiedlichen Nutzung des Hauses erhalten: Spuren der drei aufeinanderfolgenden Schmiedefamilien, Spuren der Ortsarmen, die ab 1920 im Haus untergebracht waren und schließlich Spuren der bis zu 60 Bombengeschädigten des Zweite Weltkrieges, die von 1942 an bis weit über das das Kriegsende von 1945 hinaus hier eine vorübergehende Unterkunft fanden.
Das Museum und die Neue Ortsmitte
In der Amtszeit von Bürgermeister Hans Peter Heizmann (1998 bis 2014) erfuhr das Museumsgelände eine große Veränderung. Die Gemeinde fasste damals den Beschluss, unter Einbeziehung des Museums die Ortsmitte neu zu gestalten. Zu Beginn der Umsetzung wurde zunächst das alte Holztor, der Eingang zum Museumshof, entfernt. Die originale Seilerbahn mit dem Seilerhäuschen, die dort wirklichkeitsgetreu aufgebaut war, wurde abgerissen und als Altholz entsorgt. Der in unmittelbarer Nähe stehende Schöpfbrunnen störte ebenfalls und sollte entfernt werden. Dies konnte der Historische Verein aber noch verhindern. Der runde Sandsteintrog blieb an seinem ursprünglichen Standort. Doch die ehemalige »Wäschkuchi« und das kleine »Feuerwehrgerätehaus« wurden abgerissen.
Schmuckstück Kettererhaus
Auf Grund dieser Veränderungen war es für manche der Verantwortlichen im Historischen Verein zunächst schwer, sich mit der neuen Ortsmitte anzufreunden. Versöhnlich stimmte jedoch die Tatsache, dass das nun freistehende Kettererhaus zum dominierenden Schmuckstück der neuen Ortsmitte wurde.
Im Museumsgebäude selbst, in welches Museumsleiterin Marlene Herrmann mit Veranstaltungen verschiedenster Art neues Leben bringen wollte, stellte die Gemeinde eine zuverlässige Wasserversorgung sicher. Außerdem trug sie Sorge für eine einwandfreie Funktion des Kamins und damit für sichere Feuerstellen.
Neues im Museum
In den späten Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts stellte die Brauerei Jehle das Bierbrauen ein. Gleichzeitig zog die benachbarte Firma Metallwarenfabrik Rietsche ins Industriegebiet um. Letztere war auch bekannt für die Herstellung von Bienenzuchtgeräten. Beide Firmen waren die ersten Industriebetriebe, die sich in der Mitte des Dorfes um 1870 ansiedelten und sind so ein Teil der Ortsgeschichte. Um an sie zu erinnern, wurde ein Raum im Obergeschoss des Museums mit Typischem für Biene und Bier ausgestattet.
Bewohner des Hauses (soweit bekannt)
1838: Landolin Ketterer, Schmiedemeister, kauft das Haus von dem Schmiedemeister Josef Herrmann.
1878: Georg Ketterer, Schmiedemeister, erbt das Haus von seinem Vater Landolin.
1920: Die Gemeinde Biberach erwirbt das Haus von Georg Ketterer und baut Scheune und Stallung zu Wohnungen um. Darin schafft sie Unterkunft für die Ortsarmen.
1942: Bombengeschädigte kommen in dem Haus unter. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs ziehen die meisten wieder in eigene Wohnungen. Von einmal mehr als 40 Personen bleiben nur noch wenige zurück.
Das Programm zum Jubiläum
Samstag, 13. Mai 2023:
• Museum geöffnet von 13 bis 18 Uhr
• Im und um das Gebäude: altes Handwerk
• Sonderausstellung: Altes Spielzeug/Oldtimer Blechmodelle (Leihgabe vom Motorrad- und Spielzeugmuseum Breig, Zell a. H.)
• Flohmarkt von alten Gegenständen aus dem Magazin des Museums
• Bewirtung und Musik vom Duo »Blue Sky« alias Gisela und Karl-Heinz Hug
Sonntag, 14. Mai 2023:
• Museum geöffnet von 11 bis 18 Uhr
• Oldtimertreffen
• Sonderausstellung: Altes Spielzeug/Oldtimer Blechmodelle (Leihgabe vom Motorrad- und Spielzeugmuseum Breig, Zell a. H.)
• Flohmarkt von alten Gegenständen aus dem Magazin des Museums
• Bewirtung, unter anderem mit Cocktails und Sekt
• Ab 11 Uhr spielt die Moschdmusik, ab 13 Uhr das Duo »Blue Sky« alias Gisela und Karl-Heinz Hug