Mitten in der Gemeinde Biberach befindet sich das Friseurgeschäft »Figaro«. Dort befindet sich auch der Lebensmittelpunkt von Friseurmeister Wilhelm Schmider. Mit Leidenschaft und stets kreativen Ideen übt er sein Handwerk aus. Voller sprühender Ideen, Humor und Tatendrang bereichert er auch das öffentliche Leben in Biberach. Am Freitag kann der weit bekannte Friseurmeister seinen 75. Geburtstag feiern.
Keinen geringeren als das Universalgenie Leonardo da Vinci hat sich Wilhelm Schmider zu seinem Vorbild genommen. »Der hat Menschen in seinen anatomischen Zeichnungen haargenau festgehalten. Zu seinem Repertoire gehören Optik, Technik und Mechanik, ebenso zarte Madonnen und sanfte Landschaften«, schwärmt Wilhelm Schmider über sein Idol, dem er nicht nur als engagierter Handwerksmeister sondern auch als aktiver und kreativer Mitbürger nacheifert.
Im Friseurgeschäft ist es das Bestreben von Wilhelm Schmider seine Haarkunst »haargenau« in Einklang mit den Wünschen der Kunden zu bringen. Ansonsten ist er ein wahres Multi-Talent, ist an der Fasent und im Gewerbeverein aktiv, spielt gerne Klarinette, wandert und fährt Motorrad, kümmert sich um die Ortsgeschichte und findet Muse in seinem Garten. Das größte Hobby von Wilhelm Schmider ist aber zweifelsfrei das Friseurgeschäft.
43 Jahre das Friseurgeschäft geführt
Die Freude am Friseurhandwerk wurde Wilhelm Schmider in die Wiege gelegt. Mitten im Krieg, am 3. Januar 1944, hatte seine Mutter Mathilde Schmider den Friseursalon Gaiser übernommen. Nur gut ein Jahr später, am 14. Februar 1945, wurde Wilhelm Schmider jun. geboren, der mit seinen drei Geschwistern Doris, Andreas und Maria immer umgeben von Haarkunst aufgewachsen ist. Auch wenn sein Vater Wilhelm Schmider mit nur einem Bein aus dem Krieg zurückkehrte, ging es dennoch voller Tatkraft weiter. Schon 1954 erfolgte der Umzug in das vergrößerte Geschäft in Mitteldorfstraße, wo sich »Der Figaro« bis heute befindet.
Wilhelm Schmider jun. trat in die elterlichen Fußstapfen. In einem Geschäft in Gutach erlernte er das Handwerk, in Kaiserslautern legte er 1968 die Meisterprüfung ab. Seine spätere Frau Monika geb. Haas arbeitete gleich nebenan als Kindergärtnerin im Kindergarten St. Blasius. Man kannte sich und bei einem Tanzabend bei den »Ramonas« hat es gefunkt. 1972 läuteten für Wilhelm und Monika Schmider die Hochzeitsglocken. Die drei Kinder Evi, Andreas und Catherine sind aus ihrer Ehe hervorgegangen und die inzwischen sechs Enkelkinder, drei Jungs und drei Mädchen, sind die große Freude ihrer Großeltern.
Wilhelm und Monika Schmider gehen seit 48 Jahren familiär und beruflich gemeinsam durchs Leben. Monika absolvierte eine Friseurausbildung und im Jahr 1975 trat das junge Paar die Nachfolge im Familienunternehmen an. 43 Jahre lang, bis zum Jahr 2018, führten sie das Friseurgeschäft, das nun von ihrer Tochter, Friseurmeisterin Evi Lehmann, geleitet wird. Nicht nur ihren Kindern haben die Schmiders die Freude am Friseurhandwerk in die Wiege gelegt, sondern auch ganz regelmäßig junge Menschen ausgebildet. Zwei ihrer Lehrlinge sind inzwischen als Friseurmeister in den »Figaro« zurückgekehrt.
Neben dem eigenen Geschäft engagierte sich der Biberacher Friseurmeister im Fachbeirat der Friseurinnung Wolfach. Wilhelm Schmider war für die Haarmode der Männer zuständig, sein Zeller Kollege Werner Schwendenmann für die Damenfrisuren. Drei Jahrzehnte brachten sie die aktuellen Modetrends von Stuttgart ins Kinzigtal.
In Biberach bereicherten Wilhelm Schmider und sein Figaro-Team schon viele Veranstaltungen mit ihren Frisurenshows. Einer der Gewerbeschauen bescherten sie sogar einen Weltrekord für das Guiness-Buch der Rekorde.
Freischaffend für die Ortsverschönerung
Im Jahr 2014 konnte der Figaro das 70-jährige Firmenjubiläum feiern. Der damalige Bürgermeister Hans Peter Heizmann lobte das Geschäft als eine feste Einrichtung in der Gemeinde, »weil sich die Familie Schmider in vielen, vielen Dingen öffentlich einmischt und das Gemeindeleben bereichert«. Dieses Lob galt allen voran dem kreativen Friseurmeister, der bereits im Jahr 1965 zum Kreis »SUFOG« gehörte. Die Abkürzung steht für »Selbstständige unabhängige freischaffende Ortsverschönerungs-Gesellschaft« und setzte sich schon damals für Biberach ein.
»Immer mit lustigen Ideen, aber nicht, um andere Leute zu ärgern«, erinnert sich der Jubilar, der auch heute noch voller Ideen sprüht. Kurz vor den Kommunalwahlen hing er das Plakat »FLP – Figaro Lotto Partei« aus und warb damit, dass man beim Figaro schön und reich werden könne. Schon seit 1948 gibt es beim »Figaro« eine Toto-Lotto-Annahmestelle. Bei einigen regulären Kandidaten stieß die Parteigründung auf wenig Gegenliebe, die meisten Biberacher lachten freilich über den Streich ihres »Lotto-Figaros«.
Ehrenamtlich vielseitig aktiv
Mit seinen Ideen brachte sich Wilhelm Schmider in der Narrenzunft Biberach ein, wo er dem damaligen Elferrat angehörte und heute Alt-Elfer ist. Lange Jahre stand er auch auf der Bühne beim Zunftabend der Biber. Heute ist sein Sohn Andreas Oberbiber und ist Tochter Evi ebenfalls beim Biberball aktiv.
Beim Gewerbeverein WSB gehörte Wilhelm Schmider vor 19 Jahren zu den Gründungsmitgliedern. Dort trägt er heute als 2. Vorsitzender Verantwortung. Beim Historischen Verein Biberach ist der Jubilar ebenfalls aktiv und kümmert sich um die Orts- und Heimatgeschichte.
Beim Musikverein Biberach hat er das Klarinettenspielen erlernt. Dieses Hobby hat Wilhelm Schmider später wieder für sich entdeckt und gemeinsam mit seiner Enkeltochter Anne in Karlsruhe das bronzene Leistungsabzeichen abgelegt. In der Kapelle »Die Ehemaligen« in Steinach musiziert er heute mit Gleichgesinnten.
Das Wandern und das Motorradfahren sind weitere Hobbys des vitalen Jubilars, der auch Muse im eigenen Hausgarten findet. »Wer Haare schneiden kann, der kann auch Bäume schneiden«, lacht Wilhelm Schmider.
Am Freitag wird der 75. Geburtstag zunächst im Friseurgeschäft gefeiert, wo er auch heute noch regelmäßig anzutreffen ist. Bürgermeister-Stellvertreterin Angelika Ringwald wird dem Jubilar die Glückwünsche der Gemeinde überbringen. Abends sind dann die Familie und die vielen Freunde zur »närrischen Burefasent« in den Rietsche-Saal eingeladen. Die Speckbrettle hat der findige Jubilar schon als Einladungskarten an seine Gäste verteilt. »Das ist nachhaltig und schont die Umwelt«, ist sich Wilhelm Schmider sicher.
Dass ihm die guten Ideen nicht ausgehen, dazu Gesundheit und Glück, das wünscht auch die Lokalzeitung »Schwarzwälder Post« dem Jubilar und bedankt sich für die persönliche Verbundenheit.