Zur Feier des 100-jährigen Jubiläums am vergangenen Samstag blickte die Geschäftsführung des Familienunternehmens »Hund Möbelwerke« ebenso intensiv zurück wie nach vorn: Der namhafte Büro- und Objektmöbelhersteller, dessen Fortbestehen auf seiner Wandlungsfähigkeit in immer wieder schwierigen Zeiten basiert, rüstet sich mal wieder. Diesmal für eine digitalisierte Zukunft.
»Wir dürfen uns auch einmal selber beklatschen«, dankten die geschäftsführenden Inhaber Hendrik und André Hund in ihren Begrüßungsreden allen Mitarbeitern für deren Treue und Engagement. Auch jene des oberfränkischen Standorts Sulzdorf waren anwesend – anlässlich des Jubiläums einer im Krisenjahr 1919 entstandenen Firma, die nach einem mehr als wechselvollen Jahrhundert noch immer von der Gründerfamilie geleitet wird.
Rund 150 Menschen füllten die festlich hergerichtete Halle. Unter ihnen befand sich mit dem 96-jährigen Gerd Hund – Hendrik Hunds Vater – ein Zeitzeuge der zwei Jahre nach dem Ersten Weltkrieg erfolgten Firmengründung. 1946 dann hatte Gerd Hund gemeinsam mit seinem Bruder Horst die dereinst in Oberwolfach aus der väterlichen Schreinerei entstandenen »Patentmöbelwerke« übernommen.
Es gehöre Glück dazu, »dass es mit der jeweiligen Leitungsnachfolge innerhalb der Familie über eine derart lange Zeit hinweg klappt, so wie bei den Hund Möbelwerken in der dritten und vierten Generation«, meinte der Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein und Freiburgs ehemaliger Oberbürgermeister, Dieter Salomon.
Gerade Familienunternehmen seien das wirtschaftliche Rückgrat der Region, betonte er. Wobei man als Chef häufig schwierige Entscheidungen treffen müsse, »und wenn man den Namen Hund hat, muss man ab und zu ein harter Hund sein. Dann sagen die Mitarbeiter, das ist ein blöder Hund, aber das heißt Chefsein nun mal, und da liegt der Hund begraben«, kalauerte der Festredner zur Erheiterung aller, bevor er der Unternehmensleitung eine IHK-Ehrenurkunde ob des außergewöhnlichen Firmengeburtstags überreichte.
Ausnahme-Erfolg
Dieter Salomon unterstrich: »100 Jahre lang kann man nur erfolgreich sein, wenn man hart am Markt ist. Wenn man weiß, was die Kunden brauchen, statt am Markt vorbei zu produzieren.« Dass so etwas gelingt, ist eher die Ausnahme, wie Zahlen belegen: Ihren hundertsten Geburtstag feiern können in diesem Jahr gerade einmal 20 (also jedes dreitausendste) der insgesamt 65.000 Unternehmen, die in der IHK südlicher Oberrhein zusammengefasst sind – wobei diese neben der Ortenau auch die Landkreise Breisgau/ Hochschwarzwald und Emmendingen sowie die Stadt Freiburg umfasst.
Hinzu komme die Verantwortung für die Menschen, »die hier arbeiten«, betonte der IHK-Mann einen sozialen Zusammenhalt, der sich in der hohen Zahl von Mitarbeitern zeige, »die schon seit vielen Jahrzehnten hier beschäftigt sind«.
Biberach als einen der beiden heutigen Hund’schen Standorte gibt es seit den 1950er Jahren. »Die Firma hat die örtliche Wirtschaftsstruktur geprägt und mit ihrer Steuerkraft zur Förderung vieler Allgemeinwohl orientierter Projekte beigetragen«, bedankte sich Bürgermeisterin Daniela Paletta auch mit Blick auf die für die nächsten Jahre geplanten Investitionen des Arbeitgebers für derzeit 144 Mitarbeiter, 75 davon in Biberach.
Rekordumsätze, Nachhaltigkeit, attraktiver Arbeitgeber
Sie beglückwünschte das einzige inhabergeführte Unternehmen der Branche nicht nur zu den Rekordumsätzen der letzten beiden Jahre, sondern würdigte auch dessen regionale Vorbildrolle in Puncto Nachhaltigkeit und Ökologie, gerade »im Hinblick auf die aktuelle Situation des Klimawandels.«
Als Symbol der Beständigkeit überreichte sie den beiden geschäftsführenden Inhabern im Namen der Gemeinde einen Bonsaibaum, »der mit Sicherheit auch die nächsten 100 Jahre übersteht, wenn sie ihn mit dem gleichen Fingerspitzengefühl und Engagement hegen und pflegen, wie Ihr Unternehmen in den letzten 100 Jahren.«
Unter den Festrednern befanden sich überdies drei Mitglieder des Betriebsrats. Sie dankten der Unternehmensleitung für die Einladung und betonten die Zuverlässigkeit der Firma als Arbeitgeber, beispielsweise in Bezug auf pünktliche Gehalts- und Sonderzahlungen, »das ist alles andere als selbstverständlich heutzutage«. Auch unterstrichen sie das »ausgesprochen gute Betriebsklima« und überreichten der Führungs-Doppelspitze ein speziell gestaltetes Panorama-Foto Biberachs.
Ein gesonderter Dank ging an Anita Armbruster. Gemeinsam mit vielen Helfern hatte sie die 100-Jahr-Feier auf die Beine gestellt und die Lagerhalle zur dekorierten Festhalle umgestaltet. Ein ausgesprochener Blickfang waren die großformatigen Fotos von Mitarbeitern, die sich teils in der Tracht ihrer Heimatorte oder mit Bollenhut haben fotografieren lassen.
Stetes Ringen um Marktnähe
Den Abschluss des offiziellen Teils bildete eine lebendige Talkrunde mit Dieter, Hendrik und André Hund sowie dem Betriebsleiter a. D. Horst Kopp. Auf der Bühne beleuchteten sie einige wegweisende Innovationen in der Geschichte der Möbelwerke Hund. Darunter die in den 1980er Jahren eingeführte Gehrungsverleimung. Sie sorgt dafür, »dass unsere Möbel nicht aus dem Leim gehen. Sie gehen nur kaputt, wenn man sie in Stücke schneidet«, wie Dieter Hund es formulierte.
André und Hendrik Hund (beide ehrenamtlich im Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel tätig) verdeutlichten die fortwährende Notwendigkeit zu Flexibilität und Wandlungsfähigkeit: »Wir sind in einer Branche tätig, die wirtschaftlich immer wieder getroffen werden kann.« Derzeit trägt die zu bewältigende Markt-Herausforderung den Namen »Digitalisierung.«
Der Marke ein neues Gewand geben
»Vor diesem Hintergrund müssen wir uns ein Stück weit neu definieren«, betonte die Unternehmensleitung mit der Absicht, alle Mitarbeiter in die Weichenstellung einzubinden. »Wir wollen unseren Kunden einen Mehrwert geben in Puncto Modularität«, ergänzte André Hund. Damit einher gehe das Bestreben, der Marke »Hund« ein neues Gewand zu geben, wofür es die Belegschaft zu sensibilisieren gelte: »Alle unsere Mitarbeiter sind Markenbotschafter.«





