Historischer Rundweg in Prinzbach eingeweiht

Ein Herzensprojekt nimmt Gestalt an: Als Zeugnis für die bewegte Geschichte der „Silberstadt“ und als Zeichen lebendiger Regionalentwicklung wurde der neue historische Rundweg am Dienstag feierlich eröffnet.

„Das war ihm immer eine Herzensangelegenheit als Ehrenvorsitzender des Historischen Ortsvereins“, bedauerte Biberachs Bürgermeister Jonas Breig das krankheitsbedingte Fehlen seines Großvaters Wolfgang Westermann.

Besagte Herzensangelegenheit betrifft den 2,1 Kilometer langen historischen Rundweg durch und um die ehemalige Silberstadt Prinzbach, der am vergangenen Dienstagnachmittag nun auch offiziell eingeweiht wurde – nachdem er beim Eingemeindungsjubiläum „50 Jahre Biberach und Prinzbach“ im Oktober des vergangenen Jahres der Öffentlichkeit bereits vorgestellt worden war.

Gefördert wurde das Projekt von der „LEADER-Aktionsgruppe Mittlerer Schwarzwald“ (Regionalentwicklung Mittlerer Schwarzwald e. V.) mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg und der LEADER-Aktionsgruppe im Rahmen des Regionalbudgets.

Förderplakette übergeben

Das zeigt eine Plakette, die Bürgermeister Jonas Breig und Ortsvorsteher Klaus Beck am Startpunkt des Rundwegs vor dem Rathaus überreicht bekamen – von Henry Heller, dem Vorsitzenden des Regionalentwicklungsvereins mit Sitz in Schiltach. Begleitet wurde er von Geschäftsführerin Julia Kiefer.

LEADER ist das englischsprachige Akronym des französischen „Liaison entre actions de développement de l’économie rurale“, sprich der „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“.
Hierbei handelt es sich um ein 1991 eingeführtes Maßnahmenprogramm der Europäischen Union. Dieser methodische Ansatz für die Regionalentwicklung ermöglicht den Menschen in ländlichen Räumen, ihre Region gemeinsam weiterzuentwickeln. Lokale LEADER-Aktionsgruppen, wie der Regionalentwicklungsverein in Schiltach, erarbeiten vor Ort Entwicklungskonzepte.

Regionalbudget für Kleinprojekte

Das Regionalbudget, über das Prinzbachs historischer Rundweg finanziell gefördert wurde, unterstützt Kleinprojekte mit einem Kostenrahmen bis zu 20.000 Euro netto. Projekte mit einem Kostenrahmen bis zu 700.000 Euro netto hingegen können sich um eine LEADER-Förderung bewerben.

Träger des Projekts war die Gemeinde Biberach. Die Gesamtkosten, die förderfähig waren, lagen bei 7.552 Euro netto. Dafür erhielt die Gemeinde einen Zuschuss von 6.041 Euro – das entspricht 80 Prozent der förderfähigen Kosten. 90 Prozent des Zuschusses kommen vom Land Baden-Württemberg, die restlichen 10 Prozent steuert die Region bei.

Spaziergang durch die Vergangenheit

Der Rundweg lädt Einheimische wie Urlauber zu einem Spaziergang durch die einzigartige Geschichte Prinzbachs ein. Das malerische Schwarzwalddorf, das von Touristen sehr geschätzt wird, war einst eine mittelalterliche Stadt. Ihre Lage in einem Seitental, abseits der großen Verkehrsströme, war für eine Stadt eher untypisch.

Anschaulich erlebbar gemacht werden deren bergbauliche Vergangenheit aufgrund eines großen Silberfundes sowie der Aufstieg und Niedergang Prinzbachs als „Silberstadt“. Aber auch über den Ort als Heilbad sowie als Schwarzwalddorf ist Interessantes zu erfahren.

Wissen für die Nachwelt

„Irgendwann wird dieses Wissen versiegen“, unterstrich Bürgermeister Jonas Breig. Umso mehr freute er sich darüber, dass es nicht zuletzt dank des neuen historischen Rundwegs festgehalten und für die Nachwelt dokumentiert werden konnte. „Eine ganz tolle Sache“, meinte er dazu und dankte für die unbürokratische Förderung im Rahmen des Regionalbudgets.

Geschichte zum Leben bringen

Henry Heller von der LEADER-Geschäftsstelle beschrieb den Fördergegenstand wie folgt: Um die Historie Prinzbachs zu veranschaulichen, wurden Edelstahltafeln mit Informationen über die Geschichte Prinzbachs erstellt und entlang des Weges – zum Teil entlang der Reste einer zweieinhalb Meter dicken und bis zu sechs Meter hohen Stadtmauer – aufgestellt.

Die Texte und Bilder für die Infotafeln und für den begleitenden Flyer stammen von Wolfgang Westermann vom Historischen Verein Biberach. Die Gestaltung der Tafeln und des Flyers übernahm StilArt Schäfer. Der Bauhof der Gemeinde stellte die Tafeln auf – pünktlich zur Jubiläumsfeier „50 Jahre Biberach und Prinzbach“ im Jahre 2024 konnte der Weg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Dabei stellt der Rundweg jedoch nicht nur eine Reise durch die Vergangenheit dar, sondern auch ein Symbol der Verbundenheit zwischen der Gemeinde Biberach und dem Dorf Prinzbach. Schließlich kommt es nicht von ungefähr, dass bei der ersten Infotafel ein „Zwillingsstein“ mit dem Biberacher Wappen platziert ist, während sein Pendant mit dem Prinzbacher Wappen im Biberacher Park einen Platz gefunden hat.

„Zudem bewahrt und feiert der Weg die kulturelle Identität der Region“, so Henry Heller. Insgesamt passe er in das regionale Entwicklungskonzept des Lebens- und Naturraums Mittlerer Schwarzwald, fuhr er fort, „sozial und nachhaltig – mit dem Angebot, das Dorf besser kennenzulernen.“

Warum das Projekt überzeugt hat

Bei der Auswahlentscheidung des Gremiums wurden besonders mehrere Aspekte positiv bewertet: Das Projekt trägt zum Querschnittsziel Resilienz bei und schafft damit einen Ort, der die Lebensqualität stärkt. Es wurde durch bürgerschaftliches Engagement verwirklicht, insbesondere durch den Historischen Verein. Zudem fördert es das gemeinschaftliche Leben vor Ort, stärkt den Tourismus und erweitert das kulturelle
sowie kulturhistorische Angebot. Nicht zuletzt überzeugte auch die Zusammenarbeit zwischen mindestens zwei aktiven Projektpartnern – in diesem Fall der Kommune und dem Historischen Verein.

Das Entscheidungsgremium besteht aus acht öffentlichen sowie 15 Partnern aus dem Bereich Wirtschaft und Soziales. „Jedes Projekt wird anhand von Listen komplett durchbewertet, das ist alles ganz demokratisch“, sagte Henry Heller abschließend an Bürgermeister und Ortsvorsteher gerichtet: „Herzlichen Glückwunsch, ihr habt es geschafft.“

LEADER in Zahlen und Fakten

In der EU-Förderperiode von 2023 bis 2027 gibt es in Deutschland 372 LEADER-Regionen, europaweit knapp 2.700.

LEADER-Aktionsgruppen sind Partnerschaften zwischen kommunalen, wirtschaftlichen und sozial engagierten Akteurinnen und Akteuren in der Region. Gemeinsam benennen sie Ziele für ihre Region und halten diese in einem Regionalen Entwicklungskonzept fest.

Finanziert wird LEADER durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), ergänzt durch Mittel von Bund, Ländern und Kommunen.