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Oberharmersbach | 27.09.2021

Zuversicht, doch auch mahnende Worte

Miliz- und Trachtenkapelle setzt auf Mitgliederversammlung Zeichen gegen »menschenverachtendes, geschichtsverfälschendes Weltbild«

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Vorstand und Verwaltungsrat: Die Zusammenarbeit ist gekennzeichnet von gegenseitigem Vertrauen, Kommunikation, Respekt und Zuverlässigkeit. Foto: Inka Kleinke-Bialy
von Inka Kleinke-Bialy

»Viele ungewöhnliche, spannende, nervenaufreibende und manchmal leider auch frustrierende Monate liegen hinter uns.« Mit diesen Worten begrüßte Friedrich Schneider im Namen des dreiköpfigen Vorsitzteams der Oberharmersbacher Miliz- und Trachtenkapelle am vergangenen Samstagabend rund 80 Anwesende im Gasthaus »Zur Stube«.

Foto: Inka Kleinke-Bialy
Für 15 Jahre aktive Vereinsmitgliedschaft ehrte Isabel Armbruster (links): Christian Huber (von links), Sandra Jilg, Patricia Himmelsbach, Katharina Breig.
Freuen sich über die Würdigung ihrer 30-jäh rigen Mitgliedschaft: John Müller (links) und Michael Gutmann.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
35 Jahre aktiv in der Miliz- und Trachtenkapelle engagiert sind (von links) Friedrich und Michael Schneider, Thomas Lehmann, Manfred Breig. Michael Gutmann gratulierte.

Unter den Ehrengästen befanden sich Volker Schebesta, seit Mai 2021 Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, Oberharmersbachs Bürgermeister Richard Weith, Jürgen Isenmann als Vizepräsident des Blasmusikverbandes Kinzigtal und Bezirksvorsitzender, sowie der zum Jahresende 2018 verabschiedete, langjährige Dirigent Siegfried Rappenecker.

»Das erforderliche Hygienekonzept zur Aufrechterhaltung der Probenarbeit wird von einem sehr großen Anteil der Musikerinnen und Musiker akzeptiert und eingehalten«, freute sich Friedrich Schneider. Ausdrücklich dankte er der Gemeinde um Bürgermeister Richard Weith sowie dem Sportverein SVO dafür, zwecks Einhaltung der Abstandsregeln die Reichstalhalle als Proberaum nutzen zu können.

Im Allgemeinen ließe sich beobachten, dass ein Großteil der MusikerInnen die Proben engagiert und mit Freude besuchten, so der Verwaltungsvorstand. Dennoch werde es zunehmend schwieriger, die Musiker zu motivieren. Unter anderem unsichere oder gar fehlende musikalische Ziele nannte er als Gründe.

»Diese Entwicklung macht uns gerade etwas Sorgen für die Zukunft.« Denn zwar sei das Orchester nach wie vor gut besetzt, mit einem guten Ruf in der Region und über diese hinaus. »Doch wenn wir weiterhin so gut aufgestellt sein wollen, müssen wir an jeden einzelnen von uns appellieren, auch in diesen etwas fulminanten und schweren Zeiten dem Musikverein treu zu bleiben, die Proben regelmäßig zu besuchen oder auch Zuhause das Instrument in die Hand zu nehmen, um sich mit neuen Stücken zu beschäftigen«, so Friedrich Schneider.

Als Verein im Dienst der Demokratie

Nicht weniger mahnend wandte er sich zudem einem Thema zu, das neben der Vereinsgemeinschaft auch viele BürgerInnen Oberharmersbachs beschäftige: »Die Beobachtung von teilweise verfassungsfeindlichen Tendenzen im Ort.« An der im Grundgesetz verankerten Meinungsfreiheit gebe es nichts zu rütteln, betonte der Vorstand im Namen eines »weltoffenen, kulturellen Vereins mit einer Vielfalt von Charakteren und Talenten in seinen Reihen.«

Aber als Verein habe man eine große Verantwortung übernommen, insbesondere auch für junge Menschen. »Wir müssen andere Meinungen tolerieren, jedoch bieten wir keinen Raum für Personen in verantwortlichen Vereinspositionen oder gar in der Jugendarbeit«, ihre Tätigkeit für die Verbreitung eines menschenverachtenden und geschichtsverfälschenden Weltbildes zu missbrauchen.

»Wir haben das Privileg in einem demokratischen, freien und wohlhabenden Land leben zu können, um dessen Verfassung, Gewaltenteilung und rechtstaatliche Prinzipien wir von vielen Menschen weltweit beneidet werden«, fuhr Friedrich Schneider fort, »doch wenn wir bisher immer der bequemen Meinung waren, dass unsere Demokratie unantastbar sei, zeigt sich nun leider immer mehr, dass man Demokratie nicht geschenkt bekommt, sondern dass man sie sich jeden Tag verdienen beziehungsweise erkämpfen muss.«

Er dankte allen MusikerInnen sowie fördernden Mitgliedern für ihr Engagement sowie sämtlichen Verwaltungsratsmitgliedern für ihre eigenverantwortliche, ideenreiche und verlässliche Arbeit. Gleichfalls dankte er den Co-Vorständen – ob einer Zusammenarbeit, die von gegenseitigem Vertrauen, Kommunikation, Respekt und Zuverlässigkeit gekennzeichnet sei.

Zusammengewachsen

Seinen Dank an den seit 2019 das Orchester leitenden Dirigenten Rüdiger Müller gab dieser postwendend an alle MusikerInnen zurück: »Wir haben sehr schnell musikalisch und auch menschlich zueinander gefunden.« Auch, wenn 2020 und Anfang 2021 ein pandemiebedingt verlorenes Jahr in der Vereinsgeschichte gewesen sei, so rief er dazu auf, »gemeinsam gestärkt als Team aus dem Ganzen hervorzugehen, Tradition zu bewahren und Neues zu wagen.« Dies alles in der Hoffnung, dass das diesjährige Jahreskonzert am 26. Dezember stattfinden kann.

Schriftführerin Katharina Breig, die von Franziska Jilg unterstützt wird, berichtete: 18 musikalische Termine für das Stammorchester sowie 45 Gesamtproben und damit insgesamt 63 Termine fanden im Jahr 2019 statt – das Jahreskonzert 2019 und die Fasend 2020 waren die letzten Auftritte vor dem pandemiebedingten Lockdown.

Im Jahr 2020 konnten lediglich 26 Vereinstermine stattfinden. Hierbei nicht eingerechnet sind allerdings »die zahlreichen Zoom-Meetings«, die im Frühjahr 2020 von Dirigent Rüdiger Müller ins Leben gerufen worden waren.

Mit Stand Ende 2020 zählte der Verein 343 Mitglieder, davon 124 Aktive, musikalische Früherziehung und Bläserklasse eingeschlossen.

Kassenwart Michael Schneider, dem Verena Junker zur Seite steht, berichtete von einem coronabedingt geschrumpften Kassenbestand. Dank beanstandungsfreier Arbeit wurden Kassenführung sowie der Gesamtvorstand einstimmig von der Versammlung entlastet.

Impfappell des Bürgermeisters

Bürgermeister Richard Weith appellierte in seinem Abschlusswort »an jeden einzelnen: Bleiben Sie dem Verein treu!«. Vor dem Hintergrund »Corona« betonte er gleichzeitig die hohe Bedeutsamkeit des Impfungsthemas: »Wir können nur appellieren: Lassen Sie sich impfen!« Denn das erleichtere den Probebetrieb ebenso wie die Durchführung von Veranstaltungen, »davon lebt das Vereinsleben und die Gemeinde.«

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