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Zell am Harmersbach | 25.01.2021

Was ist aus der Solidarität geworden?

People’s Health Movement fordert gerechte Verteilung von Impfstoffen und Medikamenten – in der ganzen Welt

von Schwarzwälder Post

Krankheiten machen vor Landesgrenzen nicht halt und müssen deshalb global gedacht werden. Wer aber angesichts der viel beschworenen Solidarität im aktuellen Fall von COVID-19 auf internationale und faire Bekämpfungsstrategien gehofft hatte, die einen gleichermaßen weltweit umfassenden Zugang zu unentbehrlicher Schutzausrüstung, Diagnostika, Medikamenten und Impfstoffen ermöglichen, wurde schnell eines Besseren belehrt, heißt es in einer Presseerklärung der Organisation People’s Health Movement.

Sie beobachtet: Krankheiten sind vor allem auch lukrativ – entsprechend erforscht und entwickelt eine gewinnorientierte Pharmaindustrie bevorzugt Impfstoffe und Medikamente, die hohe Renditen versprechen. Die medizinische Forschung zu Gesundheitsproblemen, die weltweit Millionen von Arme betreffen, tritt dagegen auf der Stelle. Wäre die Pandemie, wie andere Erkrankungen, im armen Teil der Welt stecken geblieben, hätte man sich im reichen Teil der Welt vermutlich auch kaum Gedanken darüber gemacht.

Sind die Impfstoffe und Medikamente erst entwickelt und zugelassen, sichern sich wohlhabende Nationen rasch exklusiv einen Großteil weltweiter Produktionskapazitäten – wirtschaftlich schlechter gestellte Länder und ihre Bevölkerungen haben, wie auch in vielen anderen Belangen, so zwangsläufig das Nachsehen. Auch daran ist die Pharmaindustrie durch ihre Lobbyarbeit maßgeblich beteiligt, so die Einschätzung der Gesundheitsaktivisten.

Ein wichtiger Kritikpunkt sind Patente. Patente, die es den Inhaber*innen ermöglichen, auch mit öffentlich finanzierter Forschung entwickelte Medikamente und Impfstoffe hochpreisig zu halten und ihren Profit zu maximieren, provozieren in den Herkunftsländern weitreichende Kürzungen im öffentlichen Gesundheitswesen und verhindern andernorts den lebensnotwendigen Zugang zu Diagnostika, Medikamenten und Impfstoffen, klagt die Organisation an. Dies gelte vor allem für Menschen, die sich aufgrund ihrer Herkunft und ihres Einkommens am Rand ihrer Gesellschaften befinden – nach aktuellen Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation handelt es sich hierbei um etwa die Hälfte der Weltbevölkerung.

»Dem treten wir als zivilgesellschaftliche Akteure entgegen und fordern: Unentbehrliche Arzneimittel und Impfstoffe sind globale öffentliche Güter, die transparent und sicher zu entwickeln, vom Patentschutz auszunehmen und weltweit gerecht und solidarisch zu verteilen sind«, heißt es in dem Papier. »Die Macht von Pharmaunternehmen muss dazu dringend begrenzt und unter eine demokratische Kontrolle gestellt werden. Denn der höchstmögliche Gesundheitszustand ist ein fundamentales Menschenrecht, das für ausnahmslos alle gelten muss. Unterstützen Sie mit uns den Aufruf gegen Patente auf unentbehrliche Medikamente und Impfstoffe patents-kill.org.«

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