Dass man aus Fehlern lernen kann, ist eine Binsenweisheit, deren Umsetzung oft genug jedoch Schwierigkeiten bereitet. Mögliche (Ab)Hilfe versprach ein Vortrag von Deutschlands »bekanntester Nonne«, zu dem die Unterentersbacher Landfrauen am vergangenen Dienstag eingeladen hatten. Weit mehr als 300 Zuhörer erlebten einen überaus unterhaltsamen Abend.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Foto: Inka Kleinke-BialyFünf Millionen Zuschauer waren es, die Schwester Zukic anno 1992 in der Sendung »Schreinermakers live« erlebten – ihr TV-Debüt machte die unkonventionelle Nonne schlagartig bekannt. Unter anderem deshalb, weil die ehemals sehr erfolgreiche Leistungssportlerin mit Kindern und Jugendlichen Skateboard fuhr, Fußball und Basketball spielte, die E-Gitarre traktierte und dazu rappte.
Der Grund für ihre ungewöhnlichen Methoden: Die studierte Religionspädagogin war beruflich in einem sehr schwierigen Milieu zugange, »da hab´ ich gleich gemerkt: Nur mit frommen Worten darf ich hier nicht kommen.«
Dank ihres unvergleichlichen Unterhaltungstalents sorgte bereits die Art, wie die heute 53-Jährige im Entersbacher Dorfgemeinschaftshaus ihren außergewöhnlichen Lebenslauf zum Besten gab, für herzhafte Lacher. Doch auch für großes Staunen. Denn die Gottesfrau ist nicht nur bei TV-Größen wie Jörg Pilawa, Beckmann und Markus Lanz zu Gast gewesen. Mit ihrer Leidenschaft für Musik hat sie zudem zahlreiche Musicals mit meist über 100 Mitwirkenden auf die Beine gestellt und in der von Stefan Mross moderierten Sendung »Immer wieder Sonntags« im Europapark einen Schlager gesungen – die Musikerin Maite Kelly ist ihr »eine liebe Freundin«. Damit nicht genug: In einer Kochsendung profilierte sie sich als ausgezeichnete Köchin, gewann in einer Quizshow 100.000 Euro, hat zahlreiche Bücher geschrieben.
»Im Auftrag des Herrn« ist sie dabei stets unterwegs und nutzt ihre Popularität, um Gottes Wort unter die Menschen zu bringen – nicht zuletzt auch, indem sie Vorträge »kreuz und quer« in Deutschland hält. Ganze 180 waren es im letzten Jahr, trotz ihrer körperlichen Beeinträchtigung. »Es ist kunterbunt, wer mich alles einlädt«, so die gebürtige Kroatin, die mit sechs Jahren nach Deutschland kam und in Weinheim aufwuchs. Auch auf Wirtschaftstagungen »referiert« sie, aber auf der Zugspitze beispielsweise agierte sie für eine Firma, die artgerechte Tiernahrung herstellte, und ein Produzent von selbstklebenden Etiketten bat sie ebenso um ihr Wort wie ein Beerdigungsunternehmen.
Wider eingefahrene Verhaltensmuster
»Mein Leben ist mein Hobby«, witzelt Sr. Teresa – im Übrigen Trägerin des Verdienstordens der Bundesrepublik – über ihr enormes Arbeitspensum. Das allerdings schafft sie nur, weil sie vom Ordensdienst freigestellt ist: Im Jahre 2011 gründete die ehemalige Vinzentinerin die »Kleine Kommunität der Geschwister Jesu Pfingstfest« im Erzbistum Bamberg. Bei dieser Gemeinschaft handelt es sich um keinen Orden im traditionellen Sinne, sondern um eine private Vereinigung kirchlichen Rechts.
Ihren mit Witz und Charme nur so gespickten Vortrag im Entersbacher Dorfgemeinschaftshaus gliederte die Ordensschwester in drei Teile. Der erste hatte den Umgang mit den eigenen Fehlern zum Thema. »Fehler sind dazu da, dass wir gestärkt aus ihnen hervorgehen«, betonte Sr. Teresa die Notwendigkeit, für Probleme eine kreative Lösung zu finden und dabei seelisch gesund zu bleiben. Für viel interessanter als das Fehlermachen selbst jedoch befindet sie das, »was die Fehler mit uns machen.« Denn in der Kindheit haben wir gelernt, dass es bei Fehlern Sanktionen gibt, dass Fehler etwas Schlimmes sind.
Plädoyer für Fehlerkultur
»Ich sehe es aber genau anders«, legte die Religionspädagogin dar: »Fehler zu machen ist eine einzigartige Weise zu lernen, zu wachsen, erwachsen und damit eine Persönlichkeit zu werden.« Wobei der Unterschied eines Fehlers zur Sünde darin liegt, dass man bei letzterer schon vorher weiß, dass es falsch ist, »beim Fehler weiß man’s aber erst hinterher.«
»Wie trifft man richtige Entscheidungen«, fragte Sr. Teresa denn auch vom Podium aus in die lauschende Menge hinein, um gleich darauf die Antwort zu geben: »Durch falsche! Bloß können wir Fehler schlecht zugeben.« Dass es keine Fehlerkultur mehr gebe, bedauerte sie in diesem Zusammenhang. Viel lieber werde die Sündenbockmethode als die einfachste Art und Weise gewählt, durch’s Leben zu gehen: »Immer war’s der andere.«
Im zweiten Teil ihres Vortrags widmete die Ordensschwester sich der Frage »Wie gehe ich mit den Fehlern der anderen um?« »Wenn Sie als persönlich Be- und Getroffener vergeben, bleiben Sie seelisch gesund«, mahnte sie. Leide die Seele hingegen, werde der Körper krank. »Kränkung macht krank«, hob sie hervor, »und verletzte Menschen verletzen andere.« Was der Grund dafür sei, dass »es wirklich böse, gemeine Menschen gebe.«
Verletzte Menschen verletzen andere
Aufgrund ihrer Medienpräsenz habe sie das schmerzlichst am eigenen Leib erfahren, sei daraufhin selbst sehr krank geworden. »Die deutsche Antwort auf Anerkennung ist Neid«, konstatierte sie, doch seither habe sie viel gelernt: »Ich bin mutig verletzten Menschen gegenüber geworden«, hielt sie zur Vergebung an. »Wenn mir heute jemand sagt, du bist ’ne blöde Kuh, dann sage ich, ich hab dich trotzdem lieb«, ließ ihr komödiantischer Trotz den Saal vor Lachen schier bersten.
Im dritten Vortragsteil mahnte Sr. Teresa den offenen, kreativen und damit konstruktiven Umgang mit Fehlern in der Gemeinschaft oder der Gesellschaft an, predigte in diesem Zusammenhang Liebe, Vertrauen und Erbarmen.
»Ich wünsche Ihnen, dass Sie befreit mit ihren Fehlern umgehen können – und mit den Fehlern anderer, auch wenn’s doch manchmal schwierig wird mit dem einen oder anderen Mitmenschen«, schloss die Schwester ihren gut einstündigen Vortrag.
Nachdem ihr die Vorsitzende Petra Isenmann im Namen der Landfrauen mit einem Präsent gedankt hatte, drängte man sich im Foyer dicht an dicht um den Büchertisch, um ein vor Ort handsigniertes Buch aus der Feder von Teresa Zukic zu erstehen.





