Ein leerer Fördertopf und fehlende Zusagen der Grundstückseigentümer veranlassten den Gemeinderat die Reißleine zu ziehen.
Dass manchmal Freud und Leid dicht beieinander liegen bekamen der Ortsteil Prinzbach und seine Bewohner in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates zu spüren. Nach der mit großem Stolz errungen Goldmedaille im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ folgte am Dienstag die kalte Dusche. Ein Highlight-Projekt aus dem Gemeindeentwicklungskonzepte, der Radweg von Biberach nach Prinzbach, wird nicht weiter verfolgt. Der Gemeinderat beschloss mehrheitlich die Planungen zu stoppen. Grund seien fehlende Fördermittel und ausstehende Zusagen der Grundstückseigentümer, für den Bau des Radweges benötigte Flächen an die Gemeinde zu verkaufen.
Hohe Förderquote nötig um den Radweg zu realisieren
Von Anfang an war klar, dass der Radweg nur realisiert werden könne, wenn die erhoffte Förderung in vollem Umfang fließt. In einer gemeinsamen Sondersitzung des Gemeinderates und des Ortschaftsrates im August 2024 sollte über einen förderfähigen Antrag beraten und entschieden werden. Es standen zwei frisch aufgelegte Förderprogramme zur Verfügung. Über das „Stadt- und Land“-Bundesprogramm könnten 40 Prozent der Baukosten finanziert werden, weitere 50 Prozent plus 10 Prozent Planungskosten waren über das LGVFG-Programm des Landes Baden-Württemberg abrufbar. Somit hätten 90 Prozent der Baukosten für das 1,8 Millionen teure Projekt über Fördergelder generiert werden können. Das Regierungspräsidium Freiburg als Fördermittelgeber drängte zur Eile.
In der August-Sitzung wurde jedoch deutlich, dass die Gemeinde nicht alle benötigten Flächen in die Hand bekommt um die geplante Radweg-Trasse oberhalb des Talweges umsetzen zu können. Also wurde das Planungsbüro Zink damit beauftragt eine Alternative auszuarbeiten, die unterhalb des Talwegs verlaufen sollte. In der Zwischenzeit führte die Verwaltung Gespräche mit den betroffenen Grundstückseigentümern. Seit April 2025 liegen dem Gemeinderat die Planungsunterlagen für beide Varianten vor. Die Kostenschätzung für den alternativen Trassenverlauf unterhalb des Talwegs lag bei 2,2 Millionen Euro.
Zwischenzeitlich steht fest, dass die Gemeinde für beide möglichen Radweg-Varianten keine durchgehende Zusage der Grundstückseigentümer erhalten hat. Die Überlegung, die Talstraße zu queren und beide Trassennvarianten zu kombinieren, wurde vonseiten des Regierungspräsidiums kritisch gesehen, aber „im Notfall“ für machbar gehalten. Allerdings sei der Fördertopf des Bundes mittlerweile überzeichnet und eine Mittelzuweisung eher unwahrscheinlich. Die 50-prozentige Landesförderung stehe weiter zur Verfügung.
Ernüchterung im Gemeinderat
„Wir alle – Verwaltung, Gemeinderat, Ortschaftsrat und Grundstückseigentümer – haben es nicht geschafft den Wink des Regierungspräsidiums aufzunehmen“ stellte Bürgermeister Jonas Breig selbstkritisch fest. Aufgrund der angespannten Haushaltslage sei die Gemeinde nicht in der Lage, die unsicheren Fördermittel zu kompensieren, weshalb die Verwaltung empfahl, keine weiteren Planungen zu beauftragen. „Bisher sind 60.000 Euro in die Planung geflossen“ informierte das Gemeindeoberhaupt. Da noch nicht alles abgerechnet worden sei, dürften sich die gesamten Planungskosten schlussendlich bei 80.000 Euro bewegen.
Prinzbachs Ortsvorsteher Klaus Beck (CDU) sah sich „ernüchtert am Boden“. Allerdings stellte er auch klar, dass das Projekt von Anfang an unter Finanzierungsvorbehalt stand. Er unterstützte schweren Herzens den Verwaltungsvorschlag, weitere Planungen auszusetzen. Auch Hubert Scharffenberg (SPD) stellte fest: „Ohne volle Förderung ist eine Umsetzung nicht möglich“. „Mir tun die Prinzbacher leid, die nun weiterhin mit dem Rad auf dem Talweg fahren müssen“ zeigte sich Sigrid Armbruster (CDU) enttäuscht. „Chancen sind wie Sonnenuntergänge – wer zu lange wartet, verpasst sie“ kritisierte sie in ihrem Statement. Deutlicher wurde Frank Becherer (FWB) „Wir haben leider versagt! Es tut mir leid für die Bürger und die Kinder von Prinzbach“. Seit der Sondersitzung im August 2024 sei ein Jahr verstrichen, auch weil die Ausarbeitung der zweiten Variante länger dauerte als vom Planungsbüro veranschlagt wurde. Das sei – Stand jetzt – das Aus für den Radweg. So weit wollte Bürgermeister Jonas Breig nicht gehen. Als positiv gestimmter Mensch hoffe er auf eine neue Chance zu einem späteren Zeitpunkt.
Bei einer Gegenstimme votierte der Gemeinderat mit großer Mehrheit für den Verwaltungsvorschlag, keine weiteren Planungsleistungen für den Radweg in Auftrag zu geben.





