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Nordrach | 22.03.2023

Eine Tonne Müll gesammelt

Jugendfeuerwehr engagierte sich beim Forest Cleanup Day – Revierförster Josef Nolle bedankt sich, »insgesamt ist der Nordracher Gemeindewald sehr sauber«

Foto:
Förster Josef Nolle (links, stehend) und die Beteiligten der Jugendfeuerwehr mit einem der beiden Anhänger voller »Waldmüll«. Foto: Kleinke-Bialy und Josef Nolle
von Inka Kleinke-Bialy

»Samstagvormittag um halb zehn, mitten im Wald: 19 junge Menschen haben sich vor der Rautschhütte im Nordracher Hinterland eingefunden, in idyllischer Höhe. Gespannt bilden sie einen Halbkreis um Revierförster Josef Nolle.

Foto: Kleinke-Bialy und Josef Nolle
Josef Nolle (rechts) instruiert die freiwilligen jungen Müllsammler.
Foto: Kleinke-Bialy und Josef Nolle
Das »Highlight« unter den Fundstücken: Ein zerfallenes Autowrack.

»Wegen dem herabgefallenen Winterlaub muss man ein wenig schauen, wo Müll herumliegt«, weist der Förster die freiwilligen Müllsammler ein. Vor allem Plastikmüll und Flaschen werden im Laufe der Zeit von der Vegetation verdeckt – eine Katastrophe für das Ökosystem. Denn Plastik richtet auch im Wald Schäden an, wenn sich weggeworfener oder vergessener Müll zersetzt.
Die Partikel können in den Boden gelangen und das Trinkwasser verunreinigen, können in die Nahrungskette gelangen und Bodenlebewesen gefährden: Für den Wald ist Mikroplastik nicht weniger gefährlich als für unsere Flüsse und Meere.

Mit großer Freude hat Josef Nolle daher im Namen der Gemeinde Nordrach die Sammelwilligen begrüßt. Mit zwei Fahrzeugen der Feuerwehr sind sie heraufgekommen oder gar mit dem Fahrrad hinauf in die Höhe gestrampelt. »Wir nehmen heute teil am Forest Cleanup Day, dem zweiten internationalen Waldputztag, da wird im Wald gereinigt«, erklärt er. Und bedankte sich sehr herzlich bei den Mitmachenden.

»Das ist nicht selbstverständlich, dass man sich so engagiert. Wenn ich das Vorhaben ohne die Hilfe der Feuerwehr versucht hätte auszuschreiben, wäre die Teilnahme wahrscheinlich geringer gewesen«, mutmaßt der Förster, »dass wir jetzt so viele Leute sind, ist natürlich super.«

Der Leiter der Jugendfeuerwehr, Manuel Nepple, ist dabei sowie Pirmin Huber als Fahrer des großen Feuerwehrfahrzeugs. Gemeinsam mit zwei weiteren jungen Erwachsenen betreuen sie während der Waldputzaktion15 Kinder und Jugendliche zwischen neun und 18 Jahren.

»Wir haben die Situation, dass hier im Gebiet der Rautschhütte Müll herumliegt, und es gibt noch ein, zwei andere Stellen«, instruiert Josef Nolle, »deswegen werden wir uns aufteilen.« Eine Gruppe nimmt er selbst unter seine Obhut. Die zweite Gruppe begibt sich unter die Fittiche von Thomas Bippes – ein mit Josef Nolle befreundeter Jäger, der in Nordrach aufgewachsen ist. Mit Müll­säcken und Handschuhen bewaffnet geht es los.

Sogar ein zerfallenes Auto

Knapp zwei Stunden später haben sich alle wieder bei der Rautschhütte eingefunden. Der Revierförster staunt: »Wegen der vielen Helfer waren wir deutlich schneller als ich gerechnet hab’«. Das größte und spektakulärste Fundstück: »Eine in Teile zerfallene, halb verrottete Isetta oder ein Gogo-Mobil, irgend so ein altes kleines Auto haben sie ausgegraben und unten aus dem Wald rausgetragen.«

Insgesamt zwei Autoanhänger voller Müll sind zusammengekommen – »das wird wohl eine Tonne sein.« Nach Werkstoffen getrennt werden die Funde auf dem Bauhof der Gemeinde abgeladen. Von zwei aus Holz zusammengenagelten Einwegpaletten über eine Kinderschaukel und Dachpappen, die vom Holzabdecken liegengeblieben sind, hin zu Flaschen und Plastikmüll sei alles Mögliche dabei, berichten der Förster und der Jäger.

Warum gerade oben um die Rautschhütte herum viel Müll gefunden worden ist? Josef Nolle erklärt: »Das ist hier ein Erholungsschwerpunkt.« Zum einen wird die Selbstversorgerhütte, die der Gemeinde gehört und von der örtlichen Feuerwehr bewirtschaftet wird, regelmäßig für Seminare und Tagungen, für Gruppenevents und Familientreffen vermietet. Natürlich nicht die Feuerwehr, sondern teils eben jene Hüttenmieter seien es, so der Förs­ter, die den Müll verursachen. »Jemand hat beispielsweise Stühle aus der Rautschütte kaputtgemacht und sie dann irgendwo in den Wald geworfen«, erklärt er. Und auch sonst habe man einiges in dem Gelände rund um die Hütte gefunden.

Doch nicht nur deren vorübergehende Bewohner halten sich hier oben auf. Denn der mit Bänken und Sitzgelegenheiten ausgestattete Platz davor wird auch von anderen genutzt, die sich gerne in der Natur aufhalten – »und manche nehmen halt ihren Müll nicht mit«, so Josef Nolle, »obwohl man meinen sollte, dass die Leute heutzutage dafür ausreichend sensibilisiert sein sollten.«

Auch einen Geocache-Punkt gibt es direkt bei der Hütte, »das ist ein Such- und Tauschspiel«, erklärt der Förster, »hier oben ist halt viel Bewegung und da sind immer Leute dabei, die ihren Abfall liegen lassen.«

Die Feuerwehr sei sofort Feuer und Flamme gewesen, als er mit seinem Müllsammelvorschlag im Rahmen des Forest Cleanup Day auf sie zugekommen sei. Zumal der Waldkundige aus Erfahrung weiß: »Wenn irgendwo etwas liegt, ist es wichtig, dass man das wegmacht. Sonst kommt ein anderer und schmeißt was dazu«.

Wie an jenem Platz, an dem sich früher eine versteckte Müllabladestelle befand, Auch hier ist bei der Waldputzaktion gesäubert worden, »da haben sich noch Dinge wie Metall und Draht gefunden, alleine mit Müll von dort haben wir den einen unserer beiden Anhänger fast gefüllt.«

Erschreckend viel Weißglas

Eines allerdings bereitet Josef Nolle Sorge: »Wir haben erschreckend viel Weißglas gefunden, also klares Glas – und das kann durch Bündelung des Sonnenlichts Waldbrände verursachen.« Hinzu kommt, dass Glas nicht verrottet, »das hat eine ewig lange Liegezeit.« So habe einer der Müllsammler eine Fantaflasche gefunden, auf der noch das Haltbarkeitsdatum zu erkennen war: 1980!

Das Gras beginnt gerade erst zu sprießen, noch sind die Büsche unbelaubt – das hat das Auffinden des Mülls erleichtert. Dass der Waldputztag im März stattfindet, hängt aber auch damit zusammen, dass jetzt die eigentliche Brutzeit für Bodenbrüter und Insekten noch nicht begonnen hat, andernfalls würde man sie stören.

»Insgesamt gesehen ist es im Nordracher Gemeindewald eigentlich sehr sauber«, betont Josef Nolle abschließend. Deswegen hofft er, dass eine Waldputzaktion hier so schnell nicht wieder erforderlich ist. »Es sind zwei oder drei Hotspots, wo man schauen muss, aber ansonsten ist auf der Gemarkung in punkto Müll wenig los – zum Glück.« Und das, was er auf seinen Gängen tief im Waldgelände hie und da findet, nimmt er selbst mit, »wenn ich nicht grad die Hände mit was anderem voll hab.« Zum Dank fürs Mitmachen verpflegten der Nordracher Jäger Thomas Späth und Tochter Magdalena die fleißigen Helfer mit gegrillten Würstchen.

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