Bei der Mitgliederversammlung am Mittwochabend im Bürgersaal des Rathauses standen die umfangreichen Tätigkeitsberichte und Ehrungen auf der Tagesordnung. Mit 50 Helfern und über 4.000 Einsatzstunden pro Jahr ist der Verein zu einem kleinen Unternehmen angewachsen.
Foto: Gisela Albrecht
Foto: Gisela AlbrechtZiel des Vereins ist es, hilfebedürftige ältere Menschen in den Gemeinden Biberach und Prinzbach zu unterstützen, so lange wie möglich in der eigenen Wohnung, im eigenen Ort, bei Freunden und Bekannten leben zu können.
Diesen Gedanken griff auch Bürgermeister Jonas Breig auf. »Die Nachbarschaftshilfe ist wichtig. Sie kümmert sich um die Menschen und schenkt ihnen Freude und Halt in der eigenen Umgebung.« Ausdrücklich bedankte er sich bei der Vorsitzenden Andrea Mäntele, die »in den Corona-Zeiten als Kapitänin den Kurs gehalten hat« sowie dem ganzen Vorstand. Er sagte dem Verein die Unterstützung der Gemeinde zu.
201 Mitglieder
Die Vorsitzende Andrea Mäntele stellte ihren Tätigkeitsbericht für 2021 vor. Der Verein hat 201 Mitglieder und 50 Helfer, die zu den Kunden fahren und die Arbeit vor Ort übernehmen. »Es läuft sehr gut, wir werden angefragt von überall und die Nachfrage steigt stetig«, erklärte sie. Die Kunden, die von der Pflegekasse in einen Pflegegrad eingestuft sind, bekommen die Kosten von der Krankenkasse erstattet. Eine Stunde der Nachbarschaftshilfe kostet 13 Euro; die Helfer erhalten 10 Euro. Die Abrechnung macht der Verein, für die Buchhaltung wurde ein Steuerberater beauftragt, weil der Umfang der Arbeiten vom Vorstand nicht mehr zu bewältigen war.
Weitere Helfer werden gesucht
Mäntele betonte, dass die Helfer die älteren Personen dahingehend unterstützen, den Haushalt nach Möglichkeit noch selbst zu führen.
»Wir sind keine Putzkräfte«, stellte sie klar. Oft nachgefragt sind Fahrten zum Arzt.
Die Betreuung Demenzkranker ist für die Angehörigen wichtig, damit diese auch mal außer Haus sein können. Das MittwochsCafé im Haus Kapellenblick und das Kochen in der Schule für die Schulkinder sind weitere Tätigkeitsfelder.
Wichtig ist dem Verein die Weiterbildung der Helfer und das jährliche Treffen mit den anderen Nachbarschaftshilfen in der Umgebung. Intern wird für die Helfer einmal im Jahr der Helfertreff organisiert.
98 Prozent Rückmelde-Quote
Andrea Mäntele stellte den Vorstand vor, der turnusgemäß im Jahr 2021 gewählt wurde. Da wegen Corona keine Wahlen in Präsenz durchgeführt werden konnten, entschied sich der Vorstand für das Umlageverfahren per Briefwahl. »Wir hatten eine Rückmeldung von 98 Prozent, darüber hat sich der Vorstand riesig gefreut.« Folgende Personen wirken im Vorstand mit: »Meine wichtigste Stütze ist Ruth Champion«, sagte Mäntele. Sie übernimmt die umfangreiche Aufgabe der Einsatzleitung. Die 2. Vorsitzende Annette Boni fehlte an dem Abend. Barbara Schilli ist Fachkraft und wird gebraucht, um den Verein führen zu können. Cordula Nassal ist Kräuterpädagogin und kann mit ihrem Wissen die Vereinsarbeit unterstützen. Ursula Eble ist Alltagsbegleiterin und seit zehn Jahren dabei. Claudia Moser ist Kassiererin, Klaus Vollmer Schriftführer und Gottfried Moser Beisitzer.
10 Jahre Hilfe von Haus zu Haus
Der Verein feiert am 24. Juli sein 10-jähriges Vereinsjubiläum. Andrea Mäntele stellte die Festschrift auf großer Leinwand vor und nannte wichtige Ereignisse der Vereinsgeschichte. Am 9. Juli 2012 wurde der Verein mit 46 Gründungsmitgliedern gegründet. Am 15. August 2012 begann er mit der Arbeit. Wichtig war die Aufnahme in den Dachverband der Caritas im Januar 2013. In Biberach fand danach ein Nachbarschaftstreffen mit den Nachbarschaftshilfen der umliegenden Gemeinden statt. Nach den Anfängen mit einem Büro im Ketterer Haus konnte der Verein 2016 in die Mühlgartenstraße umziehen. Weiterbildungen, interne Veranstaltungen für die Helfer und die bürokratischen Hürden werden im Jubiläumsheft geschildert. Abschließend erhielt Andrea Mäntele den Applaus des Publikums für ihr schön gestaltetes Fotobuch zum Jubiläum.
Bittere Corona-Zeit
Einsatzleiterin Ruth Champion berichtete von einer sehr schwierigen Corona-Zeit: »Es war bitter, unsere Kunden nicht besuchen zu können.« Nur wenige dringende Arztfahrten wurden organisiert oder Lebensmittel eingekauft und ohne Kundenkontakt vor die Haustür gestellt. Bei allen 50 Helfern musste der Impfstatus abgefragt werden – ein riesiger Aufwand – und alle mit Selbsttests, Masken, Desinfektionsmittel und Handschuhe ausgestattet werden. Diese Einsätze unter schwierigsten Bedingungen waren eine große Herausforderung für die Helfer und die Kunden, bedauerte sie rückblickend.
Mehr Kilometer, mehr Nachfrage
Im Jahr 2020 wurden 14.000 km gefahren; im Jahr 2021 insgesamt 15.300 km. Diese Zahlen sind wichtig für die Unfallversicherung, betonte Champion. Die Helfer erhalten 30 Cent pro gefahrenen Kilometer erstattet. Einige Fahrten dienen der persönlichen Begleitung zu Arztterminen nach Offenburg, Lahr oder Freiburg erklärte sie die hohen Kilometerzahl. Auch sie berichtete, dass die vorhandenen 50 Helfer nicht ausreichen, um alle Nachfragen zu bedienen. 70 Prozent der Einsätze finden in Biberach statt, 30 Prozent in den umliegenden Gemeinden, z.B. Fischerbach, Gengenbach, Zell oder Fußbach. Zuerst werden die Nachfragen in Biberach erfüllt, betonte Champion. Nur wenn noch Kapazitäten frei sind, werden Einsätze außerhalb übernommen. Sie bittet um Mundpropaganda, um weitere Helfer zu werben. Auch Kurzeinsätze für zum Beispiel sechs Wochen sind möglich.
Ein weiteres Tätigkeitsgebiet des Vereins ist das MittwochsCafé im Haus Kapellenblick mit Singen und mentaler Aktivierung. Da kommen rund 250 Stunden im Jahr zusammen. Dann gibt es noch den Dienst in der Grundschule: Drei Frauen sind dort als Köchinnen im Einsatz und kochen an vier Tagen in der Woche frisches Essen für die Schüler.
Von Sitzungen und Versicherungen
Schriftführer Klaus Vollmer berichtete chronologisch von dem Jahr 2021. Wegen Corona erfolgten in diesem Jahr die Sitzungen nur auf virtuellem Weg. Auch ein Treffen mit den Nachbarschaftsvereinen fand so statt. Die erste Präsenzvorstandssitzung ereignete sich wieder im September 2021. Ausführlich berichtete er vom Kurs »Betreuung älterer Menschen«, der 30 Stunden umfasst und an dem Helfer aus Biberach teilgenommen haben. »Unser Verein ist gemeinnützig«, betonte Vollmer. Dies ist wichtig für das Finanzamt. Der Verein hat für die Helfer eine Unfallversicherung und eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen. »Melden Sie Vorfälle«, ermunterte er die anwesenden Helfer. Sie würden dann reguliert.
Kassiererin Claudia Moser stellte den Kassenbericht vor. Die Kassenprüfer Brigitte Fautz und Eugen Gissler bestätigten die ordnungsgemäße Kassenführung.
Bürgermeister Jonas Breig übernahm die Entlastung der Vorstandschaft, die einstimmig gewährt wurde.
Finanzielles Polster ist dünn
Als letzter Tagesordnungspunkt erfolgte der Ausblick der Vorsitzenden. Das finanzielle Polster des Vereins ist zurzeit gering, bedauerte Mäntele. »Als gemeinnütziger Verein dürfen wir bei der Gewinn- und Verlustrechnung nicht ins Minus kommen«, warnte sie. Der Verein finanziert sich im Wesentlichen aus der Differenz von den 13 Euro, die die Kunden bezahlen, und den 10 Euro, den die Helfer bekommen. »Wir müssen folglich von den 3 Euro Differenz leben, den Mitgliedsbeiträgen und den Spenden, die wir bekommen«, erklärte Mäntele. Es gibt Überlegungen, den Mitgliedsbeitrag von 18 Euro pro Jahr zu erhöhen. Außerdem steht zur Diskussion, den Betrag für die Kunden zu erhöhen, um höhere Einnahmen zu bekommen. »Manchmal ist auch eine Last, Vorsitzende zu sein«, sagte Mäntele.
Mehr Informationen
Informationen zu der Nachbarschaftshilfe »Miteinander, Füreinander« gibt es unter www.hilfe-von-haus-zu-haus-biberach.de. Sprechstunden des Vereins sind am Montag von 10 bis 11 Uhr und am Donnerstag von 15 bis 17 Uhr im Nachbarsschaftshaus, Am Sportplatz 3b.





