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Zell am Harmersbach | 17.07.2017

Roland Schopp und Harald Haiss machten Geschichte lebendig

»Graf Magga« feierte seinen 200. Geburtstag mit 30 Gästen im »Bärenkeller«

Umfangreiche Ahnentafel präsentiert – sprachhumorige Zauberkunst von »Dr. Marrax« – Bürgerwehr-Kommandant Paul Gutmann hofft auf Graf-Magga-Theaterstück

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Sie freuten sich über eine gelungene »Geburtstagsfeier« (von links nach rechts): Marco Lehmann-Waffenschmidt, »Dr. Marrax«, Klaus Jilg, Roland Schopp alias »Graf Magga«, Harald Haiss. Foto: Inka Kleinke-Bialy
von Inka Kleinke-Bialy

Das Dinner Spektakel zu Ehren des Zeller »Graf Magga« versprach einen kurzweiligen Abend und hielt dieses Versprechen.

Foto: Inka Kleinke-Bialy
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Graf »Magga« mit einem Gläschen des Dessertweins Malaga, dessen ungewollte Namensverballhornung zu seinem Titel beitrug.
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Sie freuten sich über eine gelungene »Geburtstagsfeier« (von links nach rechts): Marco Lehmann-Waffenschmidt, »Dr. Marrax«, Klaus Jilg, Roland Schopp alias »Graf Magga«, Harald Haiss.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Im Großformat präsentierte »Graf Magga« (Mitte) seine 282 Personen umfassende Ahnentafel.

Auf den Tag genau feierte der einst vom Heimatschrift­steller Heinrich Hansjakob (1837 – 1916) verewigte »Graf Magga« seinen 200. Geburtstag, passenderweise in dessen einstigem Wohnhaus. Heutzutage befindet sich dort der von Gastronom Klaus Jilg betriebene »Bärenkeller«.

Unter den 30 Gästen im stimmungsvollen Kellergewölbe des »Bärenkeller« befand sich am vergangenen Dienstag auch Hauptmann Paul Gutmann, Zells Bürgerwehr-Vorsitzender und Kommandant. »Wir suchen in Zell schon lange ein Theaterstück in die Richtung »Vogt auf Mühlstein«, spielte er auf jenes Schauspiel an, das in Nordrach früher Jahr auf Jahr Erfolge gefeiert hat. »Dieses Graf-Magga-Thema wäre doch was -– wenn das der Richtige schreiben und zu einem Volksstück ausschmücken würde…«, unterstrich Paul Gutmann am Rande der Veranstaltung, nicht ohne sich zu sorgen »Ich möchte nicht, dass das irgendwann in Haslach oder Gengenbach spielt, sondern zuerst in Zell. Ich möchte, dass das ein Zeller Stück gibt.«

Direkter Nachfahre ist VWL-Professor

Auch Professor Dr. Marco Lehmann-Waffenschmidt nahm an dem abendfüllenden Dinner-Spektakel zu Ehren der historischen Figur teil, deren bürgerlicher Name auf Franz Anton Schmider lautet und die von Roland Schopp verkörpert wird. Der hatte – gemeinsam mit Lebenspartner Harald Haiss – den an der Technischen Hochschule Dresden lehrenden Professor für Volkswirtschaftslehre ausfindig gemacht, ein direkter Nachkomme des Franz Anton Schmider.

»Meine Großmutter ist eine geborene Gertrud Stamm, und das war die Enkeltochter vom Graf Magga«, erzählte der Professor für Volkswirtschaftslehre. Zum anderen ergänzte der dreifache Familienvater, dessen Hauptwohnsitz sich in Sasbachwalden befindet und der in seiner Kindheit und Jugend oft in Zell weilte: »Meine Mutter kannte den Vater von Harald Haiss, Günter Haiss, gut«, war sie doch verwandt mit dem damaligen Mitinhaber und Geschäftsführer der Zeller Keramikwerke. Dass man nach dem Besuch des in Zell befindlichen Familiengrabes »zu Günter Haiss nach Hause ging« erinnert sich der Hochschullehrer, in jene »Villa Haiss« also, die heutzutage das »Museum für zeitgenössische Kunst« beherbergt.

Aufgrund des Interesses seiner Mutter sei er von Kindesbeinen an mit der Erzählung von Heinrich Hansjakob als auch mit der Chronik von Günter Haiss vertraut gewesen, berichtete Marco Lehmann-Waffenschmidt, »mir liegt also etwas an dem Thema.«

Guter Überblick dank Computer-Programm

Die dereinst von dem Fabrikanten Haiss erstellte Ahnentafel präsentierte »Graf Magga« seinen Gästen im Großformat, zudem waren sämtliche Daten in ein spezielles Computerprogramm für Ahnenforschung eingegeben worden. In ausgedruckter Form umfasst die Genealogie des »Grafen« 64 Seiten.

Marco Lehmann-Waffenschmidt wurde ein seine eigene Person betreffender Genealogie-Report überreicht. So auch einer weitläufigen Cousine des 1891 verstorbenen »Grafen« sowie dem in Zell niedergelassenen Arzt Dr. Wolfgang Stunder. Denn auch der ist, wie der Stammbaum beweist, ein, wenngleich weit entfernter, Verwandter des Grafen Magga, nämlich ein fünfter Cousin zu Harald Haiss, der wiederum ein zweiter Cousin fünften Grades des Grafen ist.

Wie Franz Anton Schmider zu seinem gräflichen Titel kam, erfuhr man auf der Geburtstagsfeier anhand eines entsprechenden Auszugs aus der Hansjakob’schen Erzählung. Desgleichen den Grund, warum der Heimatschriftsteller den umtriebigen Herrn »trotz seiner Fehler« verewigt hat, diesen armen Bauernsohn, aus dem ein gemachter und hoch angesehener Mann wurde, der alles wieder verlor und doch erneut auf die Füße und zu Geld kam. Dass er habe zeigen wollen, so Heinrich Hansjakob in seinem Erzählband »Bauernblut«, »zu was allem ein Mensch befähigt sein konnte, ohne Schule und Dressur, lediglich durch die Gabe der Mutter Natur und weil er von Vater und Mutter her Bauernblut in den Adern hatte.«

Die Geschichte hinter der Geschichte

Umtriebig wie in Graf Maggas Leben ging es zu dessen Lebzeiten auch in Zell zu, wie Harald Haiss dem Publikum im Bräukeller nahe brachte. Die Stadtkapelle und der Gesangsverein wurden im Städtle gegründet, »und wir haben auch die Posthalterei nach Zell bekommen.« Desgleichen sind die Zeller Schützen, die Freiwillige Feuerwehr, die Gewerbebank, der Turnverein sowie einige weitere Zusammenschlüsse im 19. Jahrhundert entstanden.

Darüber hinaus dürften zumindest die ersten Lebensjahrzehnte des Franz Anton Schmider von einem politisch-kulturellen Spannungsfeld geprägt gewesen sein. Dessen einer Pol der vorwärts drängende Vormärz, in dem Liberalismus und Nationalismus in einem Klima der Verfolgung und Unterdrückung entstanden. Der andere Pol die Biedermeier-Strömung mit ihrem Rückzug ins Private, »denn freiheitlich denkende Menschen mussten Repressalien fürchten, die Presse war zensiert, Theateraufführungen wurden streng kontrolliert«, verdeutlichte »Graf Magga« seinen Gästen.

Nachdem das geburtstägliche Drei-Gänge-Menü mit einem Gaumenschmaus ausgeklungen war, den der Bärenkeller-Wirt als »hausgemachte Joghurt-Vanille-Mousse mit einem Dialog von weißer und dunkler Schokolade« beschrieb, fand der Abend mit dem halbstündigen Auftritt des Zauberkünstlers »Dr. Marrax« einen fulminanten Abschluss.

Sprachhumorige Zauberkunst von »Dr. Marrax«

»Wir lernten uns kennen in meiner besten Phase als Erfinder und Createur – in Paris, als dort 1855 eine Weltausstellung stattfand, im Palais der Schönen Künste«, kündigte Graf Magga den Freund an. »Mein gutes und frisches Aussehen trotz der 200 Jahre, die ich schon auf dem Buckel habe, verdanke ich unter anderem ihm und seinem Zauberpulver Marraxofax.«

Als Wundermittel-Doktor, als einer also, der zu des Grafen Zeiten zum fahrenden Volke gehörte, entführte Dr. Marrax sein Publikum eine halbe und denkbar vergnügliche Stunde lang in eine gänzlich andere Welt. Mit sprachlich ebenso virtuos wie humorig dargebrachter Zauberkunst, von der sich das Publikum immer wieder köstlichst auf die Schippe genommen sah. Eine Vorstellung, die mit viel Applaus samt Bravo-
Rufen quittiert wurde.

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