Der Kunstverein Mittleres Kinzigtal sagt die Aktion »Offene Ateliers« wegen der Maßnahme zu Corona ab. Die Ateliers hätten am 18. und 19. April ihre Pforten geöffnet.
14 Künstler von Wolfach bis Gengenbach hätten an der Aktion teilgenommen. Betroffen sind auch die Künstler am Zeller-Kunstweg. Sinn der Aktion wäre, das Treffen von Kunst, Künstler und Kunstinteressierte in den Ateliers der Künstler gewesen. »Die Entscheidung zur Absage hat uns die Rechtsverordnung zum Coronavirus abgenommen«, bedauern die Veranstalter. Diese Maßnahme trifft den Kunstverein bereits das zweite Mal in diesem Jahr. So wurde die Ausstellung von Günter Sommer vom 29. bis 12. April 2020 im Kapuzinerkloster Haslach abgesagt. Offen ist, ob diese nachgeholt werden kann, denn der Kunstverein plant zwei Jahre im Voraus.
Online keine Alternative
»Eine Absage ist schnell verkündet, doch die Auswirkung bleibt für Außenstehende meist verborgen. Die Realisierung solcher Aktionen durch ehrenamtliche Mitwirkende ist mit Kosten und Zeitaufwand verbunden. Das nimmt einem schon den Wind aus den Segeln. Jammern hilft da nicht, aber reden kann man darüber«, so der Kunstverein weiter.
Künstler und Galeristen treffe diese Krise hart. Kunst in diesen Tagen könne meist nur virtuell im Internet konsumiert werden. Das sei aber keine Alternative, als dieser vor Ort, in einer Galerie, in einer Ausstellung oder in einem Atelier zu begegnen.
Kunst in der Krise
Es finden gerade keine Malkurse statt, keine Kunstverkäufe, die Beschaffung von Künstlermaterialien ist zurzeit nur über Internet und mit langen Lieferzeiten verbunden, beschreibt Wolfgang Hilzensauer, Beirat im Kunstverein und 2. Vorsitzender des Fördervereins der Zeller Kunstwege, die Situation. Der politisch angekündigte Rettungsschirm schütze die allermeisten Künstler nicht. Sie müssen sich dem Mangel und der damit verbundenen Konsequenz stellen. Dabei könnte Kunst in diesen Tagen helfen auf andere Gedanken zu kommen. In dem materiell und funktional ausgerichteten System seien Zeit, Nutzen, Wert und Wachstum die Hauptakteure. Der Kunst bediene man sich, wenn Grundbedürfnisse gestillt seien, wenn sie nichts kostet oder zum Spekulieren geeignet ist. Unter diesen Rahmenbedingungen überleben die meisten Künstler. Sie machen Kunst zuerst für sich selbst und im zweiten Schritt wollen sie diese mit anderen teilen. »Auf dieser Basis baut sich unsere Kultur auf. Sie ist eben nicht systemrelevant. Kein Thema mit dem man sich breit profilieren kann«, so Hilzensauer.
»Vielleicht bietet die Krise die Chance unser Wertesystem zu hinterfragen.« Wie sagt man im Volksmund: »Wir sind nur Gast auf Erden« und »das letzte Hemd hat keine Taschen«. Wir sollten lernen auf uns zu zugehen und den Reichtum in uns selbst entdecken und mit anderen teilen. Zufriedenheit über materiellen Konsum zu erlangen ist nicht nachhaltig. In diesem Punkte sind uns Künstler voraus, sie besitzen inneren Reichtum.«
Balsam für die Seele
»Kultur kann Seelenbalsam sein und fördert zudem Persönlichkeit und Kreativität. Machen wir uns Gedanken welchen Wert Kunst nach der Krise in unserer abendländischen Kultur haben soll. Kunstvereine leisten da heute schon einen großen Beitrag.« In ihrem Jahresprogramm bieten sie unter anderem Ausstellungen und Kunstfahrten an. Hilzensauer: »Wir versuchen auf diesem Wege Kunst und Kunstgeschichte für Kunstinteressierte begreifbar zu machen. Dass dies möglich ist, verdanken wir unseren treuen Mitgliedern. Durch ihren Jahresbeitrag unterstützen sie regional die Kultur Vielleicht sind Sie ja derselben Ansicht? Mit einem Jahresbeitrag geben sie Künstlern eine Plattform zum Wachsen und sich selbst ein kleines Kulturprogramm.«
Die Höhe des Jahresbeitrages ist gering. Die Beitragshöhe ist geringer als die Kosten eines Menüs in einem bürgerlichen Restaurant. Der Kunstverein macht keine Gewinne, er ist gemeinnützig. Er stützt Künstler bei Ausstellungen. In diesem Rahmen können sie ggf. Kunstwerke verkaufen. Um diese Idee aufrecht zu erhalten sucht der Verein auch neue Mitglieder. Nach der Krise ist vor der Krise. Dazwischen sollte man Leben und auch der Kultur eine Chance geben.
»Wir Künstler freuen uns auf ein Treffen nach der Krise«, hoffen Vorstand und Künstler vom Kunstverein Haslach und vom Kunstwege-Förderverein Zell.