Die Nachricht, dass der Gallusbrunnen auch auf dem neuen Rathausplatz stehen wird und dass er vom Außenseiter in seiner ruhigen Ecke in die Mitte des Platzes gesetzt wird, wo er alle Vorbeikommenden begrüßt, hat den Künstler Walter Haaf sehr gefreut.
Vor 31 Jahren hatte er damals vom Ortschaftsrat Unterharmersbach den Auftrag bekommen, den Brunnen zu schaffen. Das war für ihn eine Ehre. Anlass für den Auftrag war die Einweihung des neuen Rathausplatzes und damit verbunden der erfolgreiche Abschluss der Flurbereinigung in Unterharmersbach. Den Brunnentrog aus hartem Gestein hat Walter Schneider geschaffen.
Wasser gehört zum Brunnen
Das erste Urteil von Walter Haaf: »Der Brunnen ist unter dem schützenden Baum unversehrt geblieben«. Den Brunnen vorne in die Mitte des Platzes zu versetzen, fand er eine gute Idee. Alle, die vorbei kamen, würden von dem Brunnen mit dem heiligen Gallus und dem Bär mit der Tanne angezogen. Er gab aber zu bedenken, dass ein Brunnen ohne Wasser kein Brunnen ist. Vielleicht lässt sich eine Lösung finden. Der heilige Gallus mit dem Kreuz als Missionar, und die Tanne, die symbolhaft für den Urwald steht, sowie der Bär, der auf die Wildnis hinweist, sie sind im Harmersbachtal schon seit Alters her, tief verwurzelt. Sie schmücken das Talsiegel, das so den Anfang der Talgeschichte erzählt.
Ein Wandermönch
Der heilige Gallus stammt neueren Forschungen nicht von Irland, sondern ist in Vogesen-Elsaß um 550 geboren und schloss sich Wandermönchen an. Er war der einzige Priester, der die Messe nicht lateinisch sondern in der Landessprache hielt. Zusammen mit dem heiligen Kolumbian wanderte er rheinaufwärts an den Bodensee, wo er zunächst in dem Kloster der Insel Reichenau lebte. Die Wahl zum Bischof von Konstanz lehnte er ab, er wollte Missionar bleiben. Später zog er weiter in die Schweiz und kam so nach Tuggen. Als er dort Tuggner Statuen einheimischer Gottheiten in den See warf, wurde er verfolgt und entkam mit einem Boot und seinem Gefährten Kolumbian schwerverletzt. Fast 100 Jahre alt, starb er nach seiner letzten Predigt in einem Kloster in Arbon (Schweiz).