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Zell-Unterharmersbach | 3.06.2020

Dem treusten Gast wurde der Garaus gemacht

Holzwurm bekämpft im Fürstenberger Hof – Inventar zeigte deutliche Spuren des Befalls

Foto:
Der 360 Jahre alte Fürstenberger Hof wurde in der Woche vor Pfingsten durch die Spezialfirma Koppert, Appenweier, vom Holzwurm befreit. In der Mitte der Frontansicht sieht man, wie sich der Holzwurm durch das Holz gefressen hat. Foto: Hans-Peter Wagner
von Hans-Peter Wagner

Ausgerechnet dem treusten Gast im Heimatmuseum Fürstenberger wurde diese Woche mit einem Großeinsatz der Garaus gemacht. Schon länger war der starke Holzwurmbesatz im Hof ein unübersehbares Thema. Die weißen Holzmehlhäufchen überall waren der beste unwiderlegbare Beweis. Eigentlich war die Bekämpfung schon letztes Jahr terminiert, doch Verzögerungen aus verschiedensten Gründen ließen dies nicht zu.

Die Holzwurmschäden sind massiv, wie der Schrankteil mit Mehlhäufchen zeigt, den die Betriebshofmitarbeiter Martin Hug und Roland Brennmehl zur Wärmebehandlung transportieren.
Auch die tragenden Balken auf der vorderen Bühne mit dem Hochzeitszimmer wurden mit Warmluftgeräten und einer abschließenden Behandlung mit Borsalzen behandelt.
Firmenchefin Sabine Koppert und Bautenschutz-Spezialist Thomas Knüppel bei der Arbeit im Hochzeitszimmer. Um das Inventar mit den Trachten zu schützen, wurde es mit Planen eingehaust.

Als nach der Krippenausstellung der gesamte Fürstenberger Hof mit Inventar von den Helfern des Museums, Brigitte und Klaus Albrecht, Sieg­linde Friedmann, Alfred Hilberer, Josef Hug, Brigitte Metzler, Traudel Siener von oben und unten förmlich auf den Kopf gestellt wurde, fielen am gesamten Inventar, so an dem wunderbaren Nussbaumschrank in der Stube, den rustikalen Küchenschränken, an Stühlen und sogar am Bett in der Schlafkammer massiv weitere Schäden auf.

Auch die bäuerlichen Geräte auf der Tenne angefangen vom Getreidereiniger, über die verschiedenen Kutschen und Wagen, die Körbe, Spinnräder, Pflug, Egge und Sensen zeigten deutliche Spuren des Holzwurmbefalls. An der riesigen Getreidetruhe waren schon Teile des Bodens zerfressen. Sogar an der Hof-Vorderseite waren die Spuren der ungeliebten Gäste deutlich zu sehen. Höchste Eile war geboten.

Spezialfirma aus Appenweier rückte an

Zum Glück konnte die Spezialfirma zur Beseitigung von Holzwürmern und anderen Schädlingen, die Firma Koppert, Appenweier, in der Woche vor Pfingsten anrücken, um die Schäden zu beseitigen. Die Firma zählt im ganzen Schwarzwald und darüber in ganz Baden zu den renommierten Fachfirmen bei der Schädlingsbekämpfung-ausgestattet mit entsprechenden Geräten und 60-jähriger Erfahrung.

Zu Beginn der Arbeiten wurde der »Fahrplan« erstellt. Die Gerätschaften wurden auf drei verschiedenen Lagerstellen, in der Scheuneneinfahrt, im Stall und auf der Tenne verteilt und zu Türmen aufgeschichtet. Mit Dachlatten und Planen wurden sie dicht zugehaust, dass möglichst keine Wärme entwich. Die Luft im Stall wurde mit einer speziellen Heißluftmaschine vor dem Hof mehrere Stunden lang auf 80 Grad erhitzt. Dadurch wurden alle Schädlinge giftfrei in den verschiedenen Stadien abgetötet. Mit weiteren Geräten wurden in den ummantelten Türmen nach dem Thermonox-Verfahren Schädlinge und deren Eiablage durch Eiweißgerinnung vollkommen erledigt.

Hochzeitszimmer wurde ebenfalls erhitzt

Während der Aufräum-Arbeiten im Hochzeitszimmer wurden durch Museumshelferinnen weitere weiße Häufchen und darüber stark befallene, tragende Balken im Hochzeitszimmer entdeckt. Das gesamte Zimmer wurde geräumt, eingehaust und ebenfalls erhitzt, bis die Holz­würmer abgetötet waren. Mit Messefühlern an der kältesten Stelle am Boden wurde die Temperatur ständig während der vierstündigen Prozedur überwacht. Ebenso wurden auch die beiden Keller des Hofes behandelt, bei denen die tragenden Balken durch den Holzwurm stark angegriffen waren.

Mit vor Ort war Chefin Sabine Koppert, die mit ihrer großen in vier Jahrzehnten erworbenen Erfahrung die Arbeiten leitete und mit Hand anlegte, wenn es notwendig war. So bestrich sie die behandelten Teile zusätzlich mit einer Borsalz-Lösung, um künftigen Befall zu verhindern. Als ausgewiesener Fachmann behandelte Thomas Knüppel Einzelbalken und Gebälkabschnitte mit einer speziellen Borsalz-Mischung, die er in vorhandene Löcher einspritzte. Mit im Dauereinsatz war auch Mitarbeiter Martin Benz.

Sie alle erhielten vom Vorsitzenden des Fördervereins Fürstenberger Hof, Hans-Peter Wagner, der die ganze Woche vor Ort war, ein dickes Lob: „Hervorragende Arbeit! Sie alle kann man weiterempfehlen.“ Der besondere Dank galt auch dem Museumsteam und den Mitarbeitern des Betriebshofes, Martin Hug, Hubert Kornmayer, Roland Brennmehl.

Wie geht es nun weiter? Holztechniker Thomas Knüppel erklärt: »Dieser Hof ist seit Jahrhunderten ein Biotop, in dem auf Grund seiner Holz- und Dachkonstruktion Käfer und andere Tiere zuhause waren. Sie kommen wieder zurück. Deshalb ist jetzt höchste Aufmerksamkeit und stetige Kontrolle gefragt, dass der Holzwurm sich nicht wieder von neuem einnistet.«

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