29 Jahre lang hat Hans-Peter Wagner als Ortsvorsteher die Geschicke von Unterharmersbach maßgeblich gelenkt. Am Freitag sagte ihm sein »Hombe« ein großes und emotionales Dankeschön für sein außergewöhnliches, langjähriges, ehrenamtliches Engagement. Viele seiner Wegbegleiter und Freunde waren gekommen, überbrachten symbolische Geschenke, erinnerten an markante Stationen seines Wirkens und ließen heitere Episoden lebendig werden. Per Video-Botschaft trafen die Grüße von EU-Kommissar Günther Öttinger aus Brüssel bei der Feier ein, der Hans-Peter Wagner als einen ehrlichen und fröhlichen Menschen würdigte. Als besonderer Höhepunkt des Abends ließen ehemalige »Talfinken« ihren Gründer, Ziehvater und Dirigenten mit einem Ständchen hochleben. Mit langanhaltendem Applaus würdigten am Ende der Feierstunde alle Gäste das große Lebenswerk von Hans-Peter Wagner.
»Ich bin überwältigt, glücklich und tief gerührt«, bedankte sich Hans-Peter Wagner bei allen, die ihn »durch den dunklen Tunnel in das gelobte Land des Ruhestands« begleitet haben. Sein Dank galt weit darüber hinaus allen, die ihm in den vergangenen 29 Ortsvorsteher-Jahren zur Seite standen. »Ein Kapitän ist nur so gut wie seine Mannschaft«, bedankte er sich beim Ortschaftsrat Unterharmersbach, beim Stadtrat und der Stadt Zell. Dank der gemeinsamen Anstrengungen sei es gelungen, dass Unterharmersbach »von der Aschenputtel zur Prinzessin« geworden ist.
Sehr bewegt gehe er nun in den Ruhestand und eine Woche der Erinnerung liege hinter ihm, bekannte Hans-Peter Wagner in seiner Abschiedsrede. Gleichzeitig empfinde er eine tiefe Dankbarkeit dafür, dass er das Amt habe so lange ausführen dürfen und dass ihm bei den Wahlen die Bevölkerung immer wieder das Vertrauen geschenkt habe. Gerne erinnerte sich Wagner an den 4. April 1990, als er vom damaligen Bürgermeister Hans-Martin Moll als Ortsvorsteher verpflichtet wurde. Damals seien die Gräben der Vereinigung zwischen Zell und Unterharmersbach noch tief gewesen, aber dies habe sich mit der Zeit gelegt. Schließlich sei man froh gewesen, dass nur ein Zeller im Hombe regiert.
In 29 Amtsjahren durfte er tolle Kontakte zu bekannten Persönlichkeiten knüpfen. Stellvertretend nannte Hans-Peter Wagner den früheren Staatssekretär Robert Ruder, mit dem er gemeinsam viel für das Tal bewegen konnte. Mit dem früheren Geschäftsführer Denis Bardou – der am Freitag mit seiner Frau aus der Nähe von Paris nach Unterharmersbach angereist war – habe er viele Schlachten für die Firma Holzer schlagen können. Ein besonderes Lob des scheidenden Ortsvorstehers galt seinen beiden engsten Mitarbeitern Martin Müller und Lisa Willmann für ihre viele Arbeit, das hohe Vertrauen und ihre perfekte Unterstützung über all die Jahre.
»Wer hat schon Schweizer Freunde?«, richtete Hans-Peter Wagner seinen freudigen Blick nach Tuggen. Die Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden sei etwas ganz Besonderes, bedankte sich Hans-Peter Wagner allen voran beim dortigen Ehrenbürger Dr. Jürg Wyrisch für die Förderung dieser Verbindung.
Wichtige Wegbegleiter seien die Bürgermeister Hans-Martin Moll, Manfred Behrschmidt und Günther Pfundstein sowie 43 Jahre lang die Gemeinde- und Ortschaftsräte gewesen. Er habe stets auf deren Unterstützung zählen können, auch wenn man nicht immer einer Meinung gewesen sei. Aber man habe gute Lösungen finden und sich danach immer wieder in die Augen schauen können. Seinem Nachfolger Ludwig Schütze wünschte Hans-Peter Wagner, dass er so lang wie er im Amt bleiben könne. Wagner zeigte sich überzeugt, dass der neue Ortsvorsteher »der richtige Mann am richtigen Ort« sei und viel Herzblut für Unterharmersbach habe. Prägende Worte für ihn und ein Leitfaden für seine Arbeit, so Hans-Peter Wagner, sei für ihn die Aussage von Firmenchef Josef Holzer gewesen: »Es reicht nicht darüber zu reden, man muss es auch tun!«
Nicht zuletzt bedankte sich Hans-Peter Wagner ganz persönlich bei seiner Familie, seinen beiden Geschwistern Kurt und Gabi, seinen Kindern, Schwiegerkindern, Enkel und seiner Lebensgefährtin Traudel.
»Alles hat seine Zeit. Es wird Zeit Adieu zu sagen«, rief Hans-Peter Wagner allen Gästen zu: »Es war schön mit Euch. Das werde ich nie vergessen!« Mit lange anhaltendem Applaus erwiderten die Gäste ihrerseits dieses herzliche Dankeschön und brachten ihre Anerkennung zum Ausdruck.
Ehrenformation und Ehrensalut
Den Auftakt für die würdige Feierstunde bildete der Aufmarsch der Musikkapelle Unterharmersbach unter der Leitung von Dirigent Stefan Polap und der Historischen Bürgerwehr Unterharmersbach unter den Kommando von Hauptmann Marcus Bohnert. Erster Höhepunkt war das Abschreiten der Ehrenformation, bei dem Ortsvorsteher a. D. Hans-Peter Wagner von seinem Nachfolger Ludwig Schütze, von Bürgermeister Günter Pfundstein und Gemeindepräsident René Knobel begleitet wurden. Der Ehrensalut und das Badner-Lied stimmte auf die gemeinsame Feier in der Tenne des Fürstenberger Hofes ein.
Als symbolisches Geschenk überreichte Bäckermeisterin Angelika gemeinsam mit ihrer Tochter Jessica und deren Partner Leo ein gebackenes Herz und den Schriftzug Hombe und brachten damit zum Ausdruck: »Hans-Peter Wagner ist das Herz vom Hombe!«
Dich gibt es ja Gott sei Dank noch!
Viele Unterharmersbacher Bürger waren zum Empfang vor dem Fürstenberger Hof gekommen, um Hans-Peter Wagner persönlich Danke zu sagen und um ihm für seinen Ruhestand alles Gute zu wünschen. »Sie zeigen durch ihr Kommen, dass auch sie Dank und Anerkennung ausdrücken wollen«, freute sich Ortsvorsteher Ludwig Schütze und betonte ausdrücklich, dass der Empfang keine Abschiedsfeier sei. An seinen Vorgänger gerichtet stellte Schütze fest: »Dich gibt es ja Gott sei Dank noch! Wir sind hier, um mit dir zu feiern, dir zu danken und deine Leistungen zu würdigen.«
In seiner Laudatio beim Empfang in der Tenne des Fürstenberger Hofes schränkte Ludwig Schütze ein, dass es schlicht unmöglich sei, Hans-Peter Wagners Wirken während seiner 29 Jahre als Ortsvorsteher voll umfänglich zu würdigen.
Seine erste große Herausforderung sei nach dem Brand im September 1991 der Wiederaufbau des Heimatmuseums Fürstenberger Hof gewesen. Nach den ersten Tagen der Niedergeschlagenheit habe Hans-Peter Wagner als Ortsvorsteher und Vorsitzender des Fördervereins Fürstenberger Hof die Ärmel hochgekrempelt und den Hof gemeinsam mit der Bevölkerung wieder aufgebaut. Das Land zeichnete dies Leistung als »vorbildliche Bürgeraktion“ mit dem ersten Preis aus. Als Anekdote am Rande erwähnte Ludwig Schütze die Geheimtreffen von Top-Generälen der amerikanischen Nato-Streitkräfte im Fürstenberger Hof in den 90er Jahren. Rings um den Hof habe es dabei von Nato-Sicherheitskräften gewimmelt. Der Ortsvorsteher habe zusätzlichen Schutz durch die Bürgerwehr mit ihren hochmodernen Waffensystemen zugesichert, so dass General Glenn Otis und seine Begleiter im Hof in aller Ruhe Schwarzwälder Speck und Kirschwasser genießen konnten.
Eine weitere große Herausforderung sei der Zustrom vieler Aussiedler Anfang der 90-er Jahre gewesen. Auch hier konnte Hans-Peter Wagner stellvertretend für die Ortschaft später die Ehrung für »beispielhafte Integrationsmaßnahmen« vom Land Baden-Württemberg entgegen nehmen. »Heute wohnen viele dieser Familien im Ort und sind voll integriert«, stellte Ludwig Schütze fest. Im vergangenen Jahrzehnt habe sich diese Herausforderung nun mit der Unterbringung und Integration von Asylbewerben wiederholt. Mit persönlichem Einsatz habe Wagner dafür gesorgt, dass es zu keinerlei schwerwiegenden Zwischenfällen gekommen sei und stets habe er für Toleranz und Verständnis für die Situation der Flüchtlinge unter der Bevölkerung geworben.
Unterharmersbach zukunftsfähig gemacht
Mit der erfolgreichen Umsetzung des Landessanierungsprogramms sei es Ortsvorsteher Wagner gelungen, Unterharmersbach zukunftsfähig zu machen, bescheinigte Ludwig Schütze. Er erinnerte an die Realisierung des Radweges nach Oberharmersbach, den Bau der Toilettenanlage des Fürstenberger Hofes, mehrere gigantische Heimatfeste und die Krippenausstellungen, die immer wieder Tausende Besucher anlocken. Mit dem Bau eines Einkaufsmarktes konnte die Nahversorgung der Bevölkerung sichergestellt werden.
Eine Herzenssache war für Hans-Peter Wagner die Pflege der Freundschaft mit der Partnergemeinde Tuggen. Mit den Talfinken war er ein Botschafter von Unterharmersbach. Als Schulleiter, Vereinsvorstand und mit seiner Pressearbeit sei Hans-Peter Wagner in der Gemeinde omnipräsent gewesen.
Zum Schluss bleibe es das Geheimnis von Hans-Peter Wagner, wie er es im Jahr 2010 geschafft habe, dass die Baumaßnahme L94 Ortsdurchfahrt Unterharmersbach im Generalverkehrsplan des Landes geblieben ist. Inzwischen sind 12,5 Millionen Euro investiert und die Baumaßnahme ist fertiggestellt. Dies sei ein weiterer elementarer Beitrag für die Zukunftsfähigkeit von Unterharmersbach, bescheinigte Ludwig Schütze und lobte Hans-Peter Wagner: »Darauf kannst Du stolz sein!«
»Lieber Hans-Peter, im Namen des Ortschaftsrats und aller Mitbürgerinnen und Mitbürger möchte ich mich stellvertretend vor deinen Leistungen verneigen und dir für dein 29-jähriges Engagement als Ortsvorsteher von Unterharmersbach von ganzem Herzen danken«, rief Ortsvorsteher Ludwig Schütze seinem Vorgänger zu und wünschte ihm und seiner Lebensgefährtin Traudel Siener für die Zukunft alles Gute.
Als Geschenk der Gemeinde überreichte Ortsvorsteher Ludwig Schütze gemeinsam mit Gemeindemitarbeiterin Lisa Willmann eine Collage von Künstlerin Lioba Urban, die das Rathaus und den Fürstenberger Hof zeigt – zwei Wahrzeichen von Unterharmersbach, die untrennbar mit dem Wirken von Ortsvorsteher a. D. Hans-Peter Wagner verbunden bleiben.
»Die Freundschaft bleibt bestehen«
Bürgermeister Günter Pfundstein lobte Hans-Peter als einen »Wagner«, der sein Handwerk versteht – Zeller Stadtwappen an den scheidenden Unterharmersbacher Ortsvorsteher überreicht
Zahlreiche Gratulanten würdigten beim Empfang im Fürstenberger Hof das Wirken von Ortsvorsteher a. D. Hans-Peter Wagner. Die Ansprachen waren allesamt getragen von großer Anerkennung und tiefer freundschaftlicher Verbundenheit.
Eher kurz fiel die Ansprache von Bürgermeister Günter Pfundstein aus, wohl im Bewusstsein, dass Hans-Peter Wagner im Rahmen des Silvesterempfangs am 31. Dezember 2019 für seine großen Verdienste zum Ehrenbürger der Stadt Zell ernannt wird. Das Stadtoberhaupt skizzierte in groben Zügen den Lebenslauf von Hans-Peter Wagner, dessen Geburtshaus in der Hauptstraße 7 an der Zeller Hauptstraße stand. Als Lehrer und Rektor habe er die Grundschule Unterharmersbach geprägt. Als freier Journalist habe er unter anderem für Hahn und Henne, für den Mammutbaum und für das Städtle in der ganzen Welt geworben. Aus der gemeinsamen Umsetzung des Großprojekts L 94 sei zwischen ihnen beiden eine Freundschaft gewachsen, die bestehen bleibt, versicherte Bürgermeister Pfundstein.
»Ohne einen Wagner läuft nichts«, zog Bürgermeister Pfundstein in Anlehnung an den Nachnamen von Hans-Peter Wagner den Vergleich mit dem Beruf des Handwerkers. Pfundstein bescheinigte dem scheidenden Ortsvorsteher, dass er sein Handwerk stets verstanden habe. Er habe gekannt, aus welchem Holz die Unterharmersbacher geschnitzt sind, welche Wuchsform und Härte sie haben und welche Biegsamkeit. Als Wagner habe er es verstanden, dem Holz den richtigen Feinschliff zu geben und erkannt, wenn das Stemmeisen oder die Schraubzwinge notwendig waren.
»Danke Peter« sagte Bürgermeister Pfundstein Hans-Peter Wagner für sein Wirken, das »weit über das übliche Maß hinausging«. Als äußeres Zeichen überreichte er dem langjährigen Ortsvorsteher ein aus Glas gefertigtes Wappen der Stadt Zell und seiner Partnerin Traudel Siener einen Blumenstrauß. Ein Gutschein ermöglicht es beiden, an den Zellkultur-Veranstaltungen teilzunehmen.
Video-Botschaft von Günther Oettinger
Die große und die kommunale Politik würdigten das Wirken von Hans-Peter Wagner. Kein geringerer als CDU-Politiker Günther Oettinger übermittelte aus dem fernen Brüssel per Video-Botschaft seine Glückwünsche nach Unterharmersbach. Seitens der CDU-Fraktion im Zeller Stadtrat würdigte Hannes Grafmüller Hans-Peter Wagner als guten Berater, hervorragenden Netzwerker und geschätzten Kollegen. Damit er auch in Zukunft die politischen Entscheidungen mit Weitsicht beobachten könne überreichte er ihm für den politischen Ruhestand ein Fernglas.
Die Pfarrer Reinhard Monninger und Bonaventura Gerner betonten, dass Hans-Peter Wagner die Kirche ans Herz gewachsen und der Glaube ganz nah seien. Sie überreichten ein Kreuz, das für den ökumenischen Kirchentag geschaffen wurde.
Den Dank der Unterharmersbacher Vereine überbrachten Vereinssprecher Dieter Heitzmann und die DRK-Vorsitzende Elvira Schilli. Hans-Peter Wagner habe immer gesehen, wo der Schuh drückt und wo man Gas geben könne und sich stets für die Vereine eingesetzt. Als Abschiedsgeschenk überreichte die Vereinsgemeinschaft einen Reisegutschein.
Feuer und Flamme für die Partnerschaft
Seit 19 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen Unterharmersbach und der Schweizer Gemeinde Tuggen. Deren Gemeindepräsident René Knobel und dessen Vorgänger Rolf Hinder betonten die tiefe Freundschaft, die zwischen den beiden Gemeinden gewachsen ist. Hans-Peter Wagner sei stets Feuer und Flamme für diesen Austausch gewesen und habe die Partnerschaft tief gelebt. René Knobel überreichte als besonderes Geschenk eine Schweizer Kuhglocke mit Widmung, Rolf Hinder die Zutaten für ein Schweizer Käse-Raclette. »Es war ein Glück dich kennengelernt zu haben«, brachte Rolf Hinder die persönliche Verbundenheit zum Ausdruck und freute sich auf ein Wiedersehen bei kommenden Gemeindefesten.
Überraschungsauftritt der Talfinken
Das Finale der Feierstunde und zugleich ein stimmungsvoller und frohgelaunter Höhepunkt bildete der Auftritt ehemaliger »Talfinken«, die »ihrem« Hans-Peter Wagner mit einem Ständchen alles Gute für seinen Ruhestand wünschten. Wie früher leitete Vize-Dirigentin Marie-Luise Stauber den Schülerchor und wie gewohnt sorgte Peter Frank an der Orgel für die instrumentale Begleitung. Der Auftritt war getragen von vielen schönen Erinnerungen an frühere Zeiten.
Seitens der Eckwaldhexen überreichte Vorstand Manfred Schwarz eine Bildcollage, die an die 5. Jahreszeit und tolle Tage bei der Fasent in Unterharmersbach erinnert.
Für den schwungvollen musikalischen Rahmen sorgte ein Ensemble der Musikkapelle Unterharmersbach unter der Leitung von Stefan Polap. Später sorgte die Kapelle »Es rännt ä Sau de Garde na« für musikalische Unterhaltung.
Unter den Ehrengästen weilte auch Pater Richard, der vor 62 Jahren gemeinsam mit Hans-Peter Wagner die Schulbank an der Klosterschule der Kapuziner in Bensheim gedrückt hat. Auch Pater Richard erinnerte in seinen Grußworten an die gemeinsame Zeit in Zell, den Religionsunterricht an der Grundschule Unterharmersbach und viele schöne Erlebnisse. Stellvertretend für viele der Gäste sagte Pater Richard: »Lieber Hans-Peter, danke für alles!«